2262 - Der Submarin-Architekt
mich nicht so schnell loswird."
Er wollte widersprechen, aber sie hätte es ihm angemerkt, dass er sich in die eigenen Schuppen log. „Hast du etwas gegessen?", wechselte er das Thema. „Du solltest bei Kräften bleiben. Dein Rat wird gebraucht, Carya Andaxi!"
„Ich befürchte es. Und damit es dich beruhigt, Tenn Remo, ja, ich habe heute eine große Portion Fisch zu mir genommen."
Erleichtert sank er auf den leicht abschüssigen Boden der Mulde. „Es gibt Anzeichen für eine neue Zeit." Remo bemühte sich, so leise wie möglich zu sprechen, damit es ihr nicht wehtat. „Ach, wäre es doch so! Ich spürte die Ausstrahlung einer Suchenden. Und für einen kurzen Augenblick am Morgen habe ich geglaubt, die Auren zweier Schutzherren zu erkennen. Doch jetzt spüre ich nichts mehr. Sind meine Sinne überreizt, oder lassen sie nach? Gaukelt die Fantasie mir Dinge vor, die es nicht gibt?"
Remo Quotost hätte vor Freude am liebsten einen Wassertanz aufgeführt. Die Sinne seines Mündels funktionierten besser, als er befürchtet hatte. „Nein, nein, gewiss nicht", beeilte er sich zu sagen. „Diese Wahrnehmungen entsprechen der Realität. Eine Suchende ist angekommen, und sie befindet sich in der Begleitung zweier Ritter der Tiefe!"
Es ging wie ein elektrischer Schlag durch den Körper der wuchtigen Schutzherrin. Es warf ihn empor, schmetterte ihn zurück zum Boden. Remo fuhr mit einem Schreckenslaut auf, sauste zu ihr, hin, versuchte ihr zu helfen.
Er hatte es geahnt. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich jetzt. Hätte er nur seinen Mund gehalten.
Aber er sah weder gerissene Schwartenhaut noch Blutflecken im Wasser. „Was ist mit dir?" Nervös schwamm er einmal um sie herum. „Du hast dich nicht verletzt?"
„Nein, nein, gewiss nicht", antwortete sie ihm. „Es ist nur die Überraschung. Seltsam, ich reagiere wie eine Junge. Wer ist angekommen, Tenn?"
Vorsicht!, sagte er sich. Allzu viele Informationen auf einmal sind nicht gut für sie. Nicht in dieser Situation, da sie in ihrer Depression dem Tod näher steht als dem Leben. „Ein Bionischer Kreuzer aus Jamondi. Mit Motana. Aber sie sind nicht allein an Bord. Es gibt auch ein blauhäutiges Wesen."
„Sag mir schnell seinen Namen!"
„Er lautet Lyressea."
„Die Mediale Schildwache."
„Sie sagt, dass bald neue Schutzherren geweiht werden und sich das Paragonkreuz hier bei dir befinden soll. Die Tage der Kybb sind gezählt."
Der gewaltige Körper der Schutzherrin schüttelte sich. „Sie kommen in ehrenwerter Absicht, doch sie sehen den Frieden nicht. Sie wollen den alten Zustand wiederherstellen, allerdings mit der falschen Welle."
„Ja", murmelte Remo zerknirscht. „Krieg. Aber wir leben doch schon seit Jahrhunderten im Krieg, oder nicht? Der Verräter führt gegen uns Krieg. Sollten wir da nicht jede Hilfe annehmen und uns dagegen wehren?"
Verwundert lauschte er seinen eigenen Worten, fast erschrocken darüber, wie leicht sie ihm über die Lippen kamen. Sie hätten gut von Schandor Aquist stammen können. Remo Quotost suchte nach Spuren, wie stark die Unterhaltung mit dem Stellvertreter seine eigene Meinung beeinflusst hatte. „Eine falsche Welle führt ins Verderben, egal, wonach es zunächst aussieht, und Krieg ist falsch, gleich, welche Argumente man dafür benutzt", murmelte die Schutzherrin dumpf. „Wer das nicht erkennt, wendet sich von der Moral ab. Wir werden uns verbergen und unser Schattenreich beschirmen, aber wir werden nicht angreifen. Niemals dürfen wir das, sonst enttäuschen wir uns und alle Wesen des Universums. Myriaden Tränen schweben bereits in der Unendlichkeit und versperren den Weg ins Gelobte Land. Schutzherren sind keine Kriegsherren."
„Ohne Unterstützung von außen befinden wir uns in tödlicher Gefahr. Kharzani wird Graugischt eines Tages finden und zerstören. Niemand wird überleben, keine Schota-Magathe, keine Toron Erih, keine Karoky und keine Shoziden. Auch du nicht." Übergangslos spürte er wieder die tiefe Traurigkeit, die von seinem Mündel ausging. Er roch es, er sah es. Carya Andaxi versank in Apathie, wie er es schon seit langem an ihr kannte. Schweigend blieb er bei ihr, bis Demyrtle hoch oben im Zenit stand. Die gelbe Sonne wärmte das Wasser und die Orakelstadt. „Was ist so schlecht daran, gemeinsam in das Ahandaba einzugehen?", fragte Carya Andaxi unvermittelt. „Es geht nicht ums Ahandaba, es geht nur um das Morgen. Ohne das Morgen werden wir niemals das Gelobte Land betreten. Wir sind es
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