2263 - Das Ding aus dem All
vermeiden.
Echophage hob den Alarm auf. Nach und nach lösten sich Zephyda und die Quellen aus ihrer Konzentration.
Die Epha-Motana hielt es inzwischen für keine gute Idee mehr, dass wir in den Arphonie-Haufen geflogen waren. Nur ... uns war eigentlich keine andere Wahl geblieben, nachdem wir uns für den tollkühnen Einsatz auf Tan-Jamondi II entschieden und uns dort, umgeben von Kybb-Titanen und einer Armada anderer Kybb-Schiffe, umzingelt gefunden hatten. Die Flucht über die DISTANZSPUR war die einzige Option gewesen, deren Überlebenschancen bei mehr als null gelegen hatten. Unbeteiligte Beobachter mochten bei der Tan-Jamondi-Mission von „Planungsfehlern" sprechen - doch waren sie nicht beteiligt, ahnten nicht einmal ansatzweise, unter welchem Druck wir standen und dass uns schlichtweg die Zeit und die Möglichkeiten fehlten, etwas anderes zu tun. Wir hatten getan, was wir für das Beste hielten: dem Gegner keine Zeit geben, das Heft des Handelns in der Hand behalten und"damit den Gang der Ereignisse wesentlich mitbestimmen. Und im Gegensatz zu Zephyda, die sich als Stellare Majestät schon kurz nach ihrer Erhebung plötzlich von ihren Gefolgsleuten getrennt fand und von Andaxis Einstellung grenzenlos enttäuscht worden war, blieb ich nach wie vor davon überzeugt, dass unser Aufenthalt hier sich zum Guten nutzen ließe. Wir mussten endlich wieder aktiv werden. Auf Graugischt aber schien das kaum mehr möglich zu sein. Zu lange hatte das Schattenreich die Kunst des Abwartens und Verbergens perfektioniert, als dass von hier wesentliche Handlungsimpulse zu erwarten waren. Doch was waren unsere Optionen? Das war die alles entscheidende Frage ...
Die Schota-Magäthe riefen ununterbrochen nach uns. Wir verließen den Zentralbereich und wandten uns zum Eingang von Kabine
41.
Zusammen mit Nummer 40 sowie den unter diesen beiden liegenden Kabinen 32 und 34 bildeten sie einen einzigen großen Gemeinschaftsraum auf zwei Ebenen, von den Motana „Höhle" genannt.
Inzwischen war das Wasser ausgetauscht. Die Biotronik hielt es für sinnvoll, Heimatwasser zu verwenden. Sie hatte es zu einem Zeitpunkt in die Höhle gepumpt, als die SCHWERT noch huckepack draußen auf der ELEBATO gesessen hatte.
Echophage projizierte einen schlauchförmigen Trennschirm mit einem verfestigten Boden, so dass wir mitten in das Bassin hineintreten konnten.
Die Familie erwartete uns bereits. Die acht Schota-Magathe hatten sich in einem Halbkreis um das vordere Ende des Schlauchs versammelt. Echophage hatte den Trennschirm so konfiguriert, dass die Oberkörper der Orakel ins Freie ragten. „Wir bringen euch eine Bitte unseres Oberhaupts Thon Vellgade", rief Keg Dellogun uns entgegen. „Helft Carya Andaxi! Sonst stirbt unsere Schutzherrin."
Der Zustand der Schutzherrin hatte sich seit unserem Besuch also verschlechtert.
Wie es zu erwarten war, dachte ich. Ich öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Aber was? Das war eine dieser Situationen, für die ich in meinem langen Leben noch immer kein Patentrezept gefunden hatte. Zwischen Andaxi und uns gab es eine Wand, eine Barriere, die es uns unmöglich machte, einander vollkommen zu verstehen und zu vertrauen. Wir standen auf der gleichen Seite, aber unsere Einstellungen waren fundamental verschieden. Die Folge war Stillstand, eine Fesselung unser aller Kräfte. Ich fühlte mich hilflos wie selten zuvor.
Ein Blick zu meinen Gefährten zeigte mir, dass es ihnen ebenso erging. „Wir tun alles, um die Schutzherrin zu retten", brachte ich endlich über die Lippen. „Aber was können wir tun?
Sie zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, lässt kein Argument an sich heran."
Wir hatten schon alles versucht. Nichts verlangten wir von ihr außer den Koordinaten der Welt, auf der wir das Paragonkreuz suchen mussten. Wenn wir es fanden, konnten die Schildwachen neue Schutzherren weihen. Carya Andaxi brauchten wir nicht dazu, obwohl es beruhigend gewesen wäre, an der Seite einer lebenden Legende für die Völker Jamondis in den Kampf zu ziehen. Oder zumindest mit ihrem Segen.
Aber selbst das ließ ihr Gewissen nicht zu. Der Gedanke, dass die Kämpfe von einst neu entflammten, schien ihr körperlichen und seelischen Schmerz zu bereiten. Sie hatte in der Vergangenheit niemals gekämpft und würde es auch niemals in der Zukunft tun.
Nein, ich sah keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Carya Andaxi würde bald sterben. Die Moral des Domes Rogan ging an sich selbst zugrunde.
Die Schota-Magathe
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