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2266 - Bastion von Parrakh

Titel: 2266 - Bastion von Parrakh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fremdartigen Körper übertrugen.
    Wir gingen durch ein solches Spiegelkabinett, und ich musste an mich halten, um nicht laut herauszuprusten, als ich mein Fell, den Abdruck meines Nagezahns unter dem Schleier, die Ausbuchtung meines Biberschwanzes am Hinterteil und meine schmalen Ärmchen an einem Arvezenkörper wiederfand, der hundert Meter weit neben mir herging.
    Taff Ogtan grinste mich an. „Du solltest erst mal die Freakshow besuchen."
    „Projizieren sie einen da auch auf andere Wesen?"
    „Nein, sie sondieren den Charakter und rechnen das auf die wahre Gestalt um."
    „Man wird so gezeigt, wie man denkt und fühlt?"
    Der Junge nickte. „Wer hässlich denkt, bekommt einen hässlichen Körper."
    „He, das ist gerecht!"
    Ich hatte längst begonnen, mir die Arvezen, die mir begegneten, genauer anzusehen. Hier waren sie nicht darauf bedacht, irgendwelche Geräte oder Materialien anzuschleppen, die seltsamen Zwecken dienten. Im Gegenteil schien es sich um Vergnügungssüchtige zu handeln, die sich ganz unbefangen über die Darbietungen freuten. „Da drüben ist ein Bänkelsänger!", rief der Junge.
    Er zerrte an meiner Leine, und ob ich wollte oder nicht, ich musste ihm zu einem Arvezen folgen, der vor einem merkwürdig kanonenartigen Wagen mit einem Kutschbock stand.
    Der Schausteller deutete mit einem Holo-Zeigestock auf eine Holztafel, die an der Seite des Wagens befestigt war und hoch in den Himmel aufragte. Viele quadratische Abbildungen waren darauf zu sehen, acht Reihen mit jeweils zehn Motiven, krude und dramatisch gezeichnet. Es schienen Bilder aus der Mythologie seines Volkes zu sein.
    Er war stämmig gebaut, absolut ungewöhnlich für einen Arvezen. Seine Brust war fassförmig, der Bauch läppte über den Gürtel, und seine Worte faszinierten mich. „Leute, tretet näher heran und höret hier an diesem Wagen, wie Gandok seinen Krieg gewann. Immer noch liegt viel im Argen, auch nach dem schlimmen Zwist so will ich euch nun allen sagen, was der Schrecknis Anfang ist." Ich blickte Taff an, aber der Junge war jenseits von Raum und Zeit.
    Völlig im Bann des Bänkelsängers, starrte er den korpulenten Gurrad an, der zu seinen Reimen auf einen Knopf an seinem Holo-Zeigestock drückte, so dass immer neue Lichtimpulse auf ein Motiv nach dem anderen fielen. „Arwitch war ein Hort der Freiheit, bis Pandarok der Fels antrat und schon früh in seiner Amtszeit alles in Schutt und Asche lag. Keinen schonte seine Machtgier, millionenfach der Tod gedieh, so dass aus seinem Kreise vier erklärten: Niemals wieder, nie! In allen Winkeln unseres Nebels erhob sich neuer Widerstand, bis auf Parrakh zerbrach der Fels und der Tyrann den Tod hier fand." Taff blickte zu mir hin, die Miene völlig verzückt. Er deutete wie weggetreten auf den Bänkelsänger und die Tafel mit den achtzig Motiven. „Pandarok starb durch sein Schwert, das Gandok ihm ins Herz getrieben, und der Sieger schien es wert, dass man ihn durch weiteres Siegen an die Stelle Pandaroks setzte. Die anderen - Torka, Pitz und Gheise -sein Sprengsatz bald zerfetzte. Gandoks Herrschaft war nicht weise, ersehnt gar seine letzte Reise. Und die Moral von der Geschieht': Trau einem Cortezen nicht." Taff seufzte.
    Anscheinend hatte der Bänkelsänger ihm aus dem Herzen gesprochen, aber durch unsere früheren Gespräche wusste ich ohnehin, wie eindrucksvoll der Junge die Cortezen fand - so eindrucksvoll, dass er unbedingt ihre Welt besuchen wollte.
    Er war ein Romantiker, ein Träumer, der sich an Heldenepen berauschte.
    Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, mich zu kratzen, unterließ es aber, weil ich meiner Duirg-Laus nicht wehtun wollte. Sie sollte ungestört ihrer Arbeit nachgehen. „Hören die Arvezen gern solche Geschichten?", fragte ich.
    Der Junge nickte. „Es gab bei uns in den letzten Jahrhunderten keine größeren Heldentaten, an denen wir uns hätten berauschen können. Und der Rausch der Größe war uns immer heilig. Deshalb sind ja auch alle so begeistert, dass sie Ihn endlich spüren."
    Ich merkte auf. „Wovon sprichst du?" Er warf mir einen verächtlichen Blick zu. „Von unserem Gott, auf den alle seit Ewigkeiten warten. Die Priester haben verbreitet, er sei erwacht. Und immer mehr Arvezen behaupten, dass sie ihn spüren. Was für ein Humbug!"
    Verdutzt blickte ich den Jungen an. Was er mir da sagte, war eine Enthüllung ohnegleichen. Einfach kolossal. Er konnte nur Gon-Orbhon meinen. „Mein Vater wurde schon vor Wochen vom Statthalter des

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