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2266 - Bastion von Parrakh

Titel: 2266 - Bastion von Parrakh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gottes benachrichtigt", sagte er. „Und dann spürte er ihn und andere auch. Es wurden immer mehr, die diese Verzückung teilten. Aber ich..." Er blickte mich an. „Ich habe Ihn nie empfunden."
    Ich konnte mir vorstellen, wie sehr ihn das mitnahm, und schniefte unter dem Schleier. „Ist das der Grund, weshalb du deine Heimat verlassen willst?"
    „Dieser Gott ist eine Lüge!", grollte er.
    Ich war bass erstaunt. Gern hätte ich ihm gesagt, dass sein Vater und dieser Statthalter die Wahrheit sagten. Dass es einen Gon-Orbhon gab, der gewaltige Geisteskräfte besaß, selbst wenn ich ihn nicht Gott genannt hätte, sowenig ich unseren Tarular von Tramp so bezeichnet hatte. Aber wie hätte ich dem Jungen das alles erklären sollen?
    Ich begriff jetzt, weshalb er Prakhan verlassen wollte. Es war nicht nur eine Flucht vor seinem Vater, der ihn vielleicht nicht verstand, sondern ebenso vor Gon-Orbhon.
    Wie frustrierend musste es für ihn sein, dass Erwachsene, die er nicht respektieren wollte, einen Gott wahrnahmen, nach dessen Berührung er sich insgeheim sehnte. „Deine Leute sind sehr romantisch veranlagt", sagte ich. „Sie verzehren sich nach Heldentum und haben eine Offenbarung erlebt."
    „Behaupten sie jedenfalls", fauchte Taff.
    Ich blickte ihn an. „Es gibt nicht viele wie dich, stimmt's? Ich habe den Eindruck, dein gesamtes Volk ist diesem Gott hörig."
    Der Junge nickte. „Deshalb will ich weg."
    Wie sehr hatte ich mich getäuscht.
    Ich hatte geglaubt, dass Taff Ogtan trotz seiner Jugend ein typischer Arveze war. In Wahrheit war er nicht nur ein Außenseiter, weil er seine Welt verlassen wollte, er konnte zudem mit seinem Gott nichts anfangen.
    Ich freute mich darüber, weil es mir deutlich machte, dass er mich ganz bestimmt nicht verriet. Er hatte Pläne, in denen seine Familie und andere Artgenossen nicht vorkamen, und das entsprach ganz meinen Vorstellungen.
    Immerhin waren wir wohl kaum auf diese Welt gekommen, um das Vertrauen der Arvezen in ihren „Gott" zu stärken. So mächtig Gon-O auch war, ein Gott war er nicht!
    Ich sprach mit Taff nicht weiter darüber. Für mich zählte jetzt nur, mehr über das P-Dock zu erfahren.
    Ursprünglich hatte ich gehofft, ganz beiläufig dort hingelangen zu können. Ich dachte, es wäre kein Problem, vom Jahrmarkt hinter den Energiezaun zu springen. Ich war von der Freizügigkeit ausgegangen, die auf Terra seit langer Zeit selbstverständlich war.
    Aber das P-Dock war Sperrbezirk.
    Da half auch meine Verkleidung nichts, noch weniger der gute Name meines „Besitzers". Mir blieb nichts anderes übrig, als den Jungen darum zu bitten, in unserem Versteck auf mich zu warten, während ich mich im Sperrbezirk umsah.
    Ich schlüpfte wieder in meine Montur und grinste ihn an. Er zuckte nicht mit der Wimper, als ich den Deflektor einschaltete, so dass ich für ihn unsichtbar wurde. Langsam ging er zu drei Kisten, die so angeordnet waren, dass sie einen bequemen Stuhl abgaben. Dann legte er die Arme auf, den Kopf in den Nacken und starrte in die Luft.
    Anscheinend wollte er nachdenken, bis ich zurückkam. Keine schlechte Entscheidung.
    Ich konzentrierte mich auf den Energiezaun, den ich draußen gesehen hatte. Die Ausmaße waren mir nicht ganz deutlich geworden, weil ich mich auf dem Jahrmarkt ebenerdig bewegt hatte.
    Ich stellte mir eine Stelle zwei Meter hinter dem Zaun vor, dann teleportierte ich. Und wäre beinahe gestürzt, wenn ich mich nicht telekinetisch aufgefangen hätte.
    Lautlos fluchte ich in mich hinein. Ich hatte vom Jahrmarkt aus nicht gesehen, dass hinter dem Zaun eine Böschung lag, die zum eigentlichen Gelände hinabführte.
    Und was für ein Gelände das war!
    Ich setzte mich hin, um den Anblick erst einmal zu verdauen. Der gesamte umzäunte Bereich hatte einen Durchmesser von rund zwanzig Kilometern. Er begrenzte ein einziges zylindrisches Riesenloch, das tief in die Kruste des Planeten zu reichen schien. Wie tief, war für mich nicht erkennbar.
    Kein Wunder, dachte ich süffisant.
    Das Loch war nämlich gar kein Loch mehr, weil sich etwas darin befand, was es fast vollständig ausfüllte: ein gewaltiges, optisch nicht überschaubares Gebilde, das mich der äußeren Form nach an eine Zelle erinnerte, teilweise ausgefasert, aber annähernd rund.
    Es verschlug mir den Atem, als ich begriff, was da im Boden steckte. Ein Kybb-Titan!
    Wenn das Ding kugelförmig war und annähernd zwanzig Kilometer durchmaß, musste es ebenso tief in den Boden hinabreichen.

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