2266 - Bastion von Parrakh
vorher nicht zugänglich waren. Zum Teil anhand von Ortungen, zum Teil aus dem aufgefangenen Funkverkehr."
„Ihr konntet ihn entschlüsseln?", fragte Fran Imith, die mit verschränkten Armen am Konferenztisch saß. Jetzt war das Sachinteresse der ausgebildeten Agentin geweckt.
Im Akustikfeld knarrte es bestätigend. „Das war das Erste, was uns
*
gelang. Und es war schon für sich eine kleine Sensation. Die hiesige Verkehrssprache ist Jamisch."
„Jamisch!", entfuhr es Fran und Bully wie aus einem Mund.
Wäre es dem Medotank möglich gewesen zu nicken, hätte er es bestimmt getan. „Ganz recht. Und Jamisch kennen wir von den Planeten, die aus dem Sternenozean von Jamondi in den Normalraum gefallen sind."
„Ihr wisst, was das bedeutet?", wandte Bully sich an die Umstehenden.
Tolot grollte. Für sein Planhirn war diese Frage eine klare Unterforderung, aber er klang nicht beleidigt, als er antwortete: „Das ist ein eindeutiger Beweis, dass der Sternenozean und der Sternhaufen Parrakhon zusammenhängen."
Bully nickte. „Wie steht es mit dem Parr-System?", wandte er sich erneut an den Chefwissenschaftler. „Wir haben festgestellt, dass der UHF-Schirm, der das System bis vor kurzem umgeben hat, ausgeschaltet wurde; ohne Gewaltanwendung oder Ähnliches. Außerdem haben wir bei unserem Eintreffen acht Raumstationen von gigantischen Ausmaßen geortet, annähernd kugelförmige Zellen, die teilweise wie ausgefasert wirken. Durchmesser: sechzehn bis siebzehn Kilometer."
„Die bereits bekannten Kybb-Titanen", antwortete Malcolm. „Aber sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Die EAGLE hat während eurer Abwesenheit mindestens zwanzigtausend Raumschiffe im System nachgewiesen. Die meisten stehen gestaffelt im All, anscheinend als eine Raumabwehr gegen potenzielle Eindringlinge."
„Lass mich raten", murmelte Bully. „Die Einheiten basieren auf der Grundlage eines Diskus. Die Hauptzellen erreichen zwölfhundert Meter Durchmesser und eine Höhe von siebenhundert Metern.
Sechs Kugelaufbauten oben und unten, vermutlich nach dem Modular-Prinzip. Ein solches Schiff haben wir geortet."
„Volltreffer", knarrte Malcolms mechanische Stimme. „Diese Schiffe werden im Funkverkehr des Systems als Parr-Jäger bezeichnet. Ihre Manöver erreichen bis zu hundertzwanzig Kilometern pro Quadratsekunde."
„Zwanzigtausend ...?" Es hatte eine Weile gedauert, bis ich die schiere Anzahl der Jäger, die als Raumabwehr eingesetzt wurden, verdaut hatte.
Bully blickte mich versonnen an. „Eine gewaltige Streitmacht", sprach er meine Gedanken aus. „Sie weist darauf hin, dass man sich auf den großen Tag vorbereitet hat. Anscheinend war man sich darüber im Klaren, dass der Parrakhon-Haufen als Ganzes in einem Hyperkokon in den Hyperraum verbannt war - und das, obwohl das Parr-System wohl schon seit Jahrtausenden in seinem Schirm isoliert war."
„Entbehrt nicht einer gewissen Logik", säuselte Tolot. „Also war man drinnen darauf gefasst, dass irgendwann der Tag der Freiheit kommen würde", folgerte unser Expeditionsleiter weiter.
Fran richtete sich auf. „Aber jahrtausendelang? Ich meine, der Schirm war als Schutz gegen die Helix-Sprengköpfe vielleicht durchaus nötig, nur ... Das ist eine Zeitspanne, in der Legenden entstehen und vergehen. Und während der ganzen Zeit hielten die Bewohner des Parr-Systems still? Das kann ich nicht glauben."
„Jetzt halten sie nicht mehr still", klang es aus Malcolms Akustikfeld. „Als der Schirm zusammenbrach, haben sie schnell reagiert und die Raumabwehr aufgebaut. Und sie haben Parr-Jäger zu Erkundungsflügen ausgeschickt. Wir haben verzeichnet, dass etwa hundert in die Parrakhon-Wolke ausgeschwärmt sind und dort jetzt erste Forschungen anstellen - so wie die RICHARD BURTON bei ihrem Eintreffen."
„Andere müssen in die Große Magellansche Wolke ausgeschwärmt sein", warf Bully ein. „Wir haben einen Parr-Jäger über Roewis geortet."
„Durchaus möglich", knarrte das Akustikfeld. „Etwa hundert weitere haben diese Richtung eingeschlagen, und Roewis ist nur 7300 Lichtjahre vom Zentrum entfernt."
Mir schwindelte von all diesen Zahlen. Ich war noch nie begeistert bei der Sache gewesen, wenn es um technische oder gar militärische Belange unserer Erkundungsflüge ging. Sicher, Sonderoffizier Guck hatte sich oft zu Einsätzen gemeldet, aber was war ich damals für ein Jungspund gewesen, der einfach nur seinen Spieltrieb ausleben wollte. Inzwischen bereitete mir jede
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