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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war.
    Wahrscheinlich hatte der Rektor deshalb überraschend diese Exkursion angesetzt: weil man sich von der Ortsveränderung neue Impulse für mich versprach.
    Pyr Its flehentliche Worte klangen in mir auf, während ich mit der Raumyacht den Planeten anflog: „Du bist unsere eine, einzige Chance. Wir haben nur diesen Versuch. Enttäusche uns nicht, Gon-Orbhon."
    Der Planet kam, die Ansprüche von Humanoiden betreffend, einem Paradies so nahe wie auf dieser Existenzebene nur möglich.
    Kaum ein Parameter - Sonne, Umlaufbahn, Achsneigung, auftreffende Hyper und sonstige Strahlung et cetera -, der nicht 'optimale Lebensbedingungen garantiert hätte. Das milde Klima gestattete die Besiedlung von über fünfundneunzig Prozent der Landfläche.
    Keine natürlichen Feinde bedrohten die von der Evolution bevorzugte Gattung, aufrecht gehende, stämmig gebaute, stark behaarte Primaten. Der Urwald wimmelte von fettem Kleinwild, das sich mit der Hand fangen ließ.
    In üppigen Hainen wuchsen vitaminreiche Früchte; auf den Savannen wogte das Getreide. Mit jedem Gezeitenwechsel spülten die Meere Proteine an Land, welche ideal auf die Bedürfnisse der Affenähnlichen zugeschnitten waren. Pilze, Wurzel- und sonstige Gemüse voller perfekt abgestimmter Mineralien und Aminosäuren fanden sich allerorten; wurden sie abgeerntet, war am nächsten Morgen Ersatz nachgewachsen.
    Und, und, und. Die Primaten hatten nicht die geringste Mühe, sich mit allem Nötigen zu versorgen. Genau das war das Problem.
    Obgleich sie durchaus mit der Gabe der Intelligenz gesegnet waren, sahen sie keine Veranlassung, diese zur Errichtung einer höheren Kultur einzusetzen. Immerhin, sie betrieben ein wenig Landwirtschaft. Doch hauptsächlich zur Gewinnung von Rauschmitteln: Alkaloide aus vergorenem Obst, Nikotin und Tetrahydrocannabinol aus getrockneten Blattpflanzen, Opiate aus in den dampfenden Geysiren gekochten Samenkapseln.
    Unter dem Einfluss dieser Drogen sangen und tanzten sie, schufen rudimentäre Malereien und Lehmskulpturen oder spielten einander gegenseitig kurze Szenen vor, die fast immer Körperflüssigkeiten zum Thema hatten. All das wurde lautstark belacht und umgehend wieder vergessen. Die meiste Zeit lümmelten sie mit verklärtem Gesichtsausdruck herum und ließen sich die Sonne auf den nackten Bauch scheinen. Wozu sollten sie auch Architektur erfinden, da sie so gut wie nie heizen mussten? Wozu Waffen, wo sie sich doch keiner Attacken zu erwehren hatten? Wozu Heilkunde, wenn ihnen tödliche Krankheiten unbekannt waren?
    Das Einzige, was sie gemeistert hatten, war die Empfängnisverhütung. Damit hielten sie ihre Bevölkerungszahl konstant, wiewohl sie schäm-, tabu- und mehr oder minder pausenlos ...
    Weder der Rektor noch ein anderes Mitglied des Lehrkörpers hatte mich darüber informiert, worin meine Aufgabe auf diesem Planeten bestand. Das würde ich binnen kurzem von selbst herausfinden, war mir zu verstehen gegeben worden. .Falls dir nicht sofort ins Auge sticht, was dort schief läuft, hatte der Subtext gelautet, ist sowieso alles zu spät.
    Nun, diesbezüglich konnte ich meine zu Hause in der Kosmität bangenden Lehrer beruhigen. Ich war meiner Sache sicher.
    Es ging nicht an, dass die On- und Noon-Quanten, die in dieser Region von einem Sporenschiff verstreut worden waren, an eine Horde seliger Idioten verschwendet sein sollten. Derlei wunschlosen Dusel hatten die Kosmokraten bestimmt nicht bezweckt.
    Was die Bevölkerung dieses gesegneten und im selben Ausmaß verfluchten Planeten benötigte, war ein Anstoß, ein Entwicklungsschub. Etwas, das sie aus ihren allzu gemütlichen Kuhlen, Erdlagern, Felshöhlen und Baumhütten auf schnellstmöglichem Weg in Paläste, Fabriken, Kathedralen und Schlachtschiffe scheuchte. Zivilisation.
    Sowie als deren Kehrseite und Triebfeder Krieg.
    In meiner Yacht führte ich trotz ihrer geringen Länge von wenigen hundert Metern Apparaturen mit, die mir erlaubten, die Gegebenheiten auf diesem Planeten nach Belieben zu modifizieren.
    Aber welche Widrigkeit von den vielen, die ich diesen armen, trägen, satten Affen antun konnte, brachte die optimale Wirkung bei geringstem Zeit- und Materialaufwand?
    Denn nur darum konnte es sich bei diesem Test drehen: um Effizienz. Die Stoßrichtung stand fest. Ich war ausgesandt worden, jenen kaum bewusst Taumelnden das Licht der Erkenntnis zu bringen. Die Fackel der Vernunft, das Feuer der Krise.
    Welches von den vielen Mitteln, die mir zur Verfügung standen,

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