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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eigensinn hinweg wie ein reißender Strom ein paar Kiesel am Ufer.
    In die so entstandene sumpfige Brache rammte ich, nie mehr wieder verrückbaren Pfählen gleich, jene ehernen ethischen Grundpfeiler, die ich an der Kosmität erlernt und meinem ersten eigenen Schützling bislang vergeblich beizubringen versucht hatte: Egoismus, Familiensinn, Machtbewusstsein; sowie den Glauben an eine höhere Sendung und, logisch daraus resultierend, den Zwang -zur Recht-Fertigung, ergo Gesetz-Gebung.
    Der kleine Humanoide hatte dem nichts entgegenzusetzen.
    Ich, sein für ihn namenloser Gott, befahl ihm, sich diese Erdkugel Untertan zu machen. Fortan konnte er gar nicht anders, als sich zum Patriarchen seiner Sippe aufzuschwingen, zum Oberhaupt seines Stammes, zum König eines nach Expansion strebenden Staatswesens.
    Damit war der Stein ins Rollen gebracht. Demnächst würde dieser haarige Kniich, dieser ehemalige Tagedieb, Blödian und Witzbold, sich erheben und losziehen, um seine Welt mit Flamme und Schwert zu erobern. Gegen die normative Kraft des Faktischen konnte der hierzulande bisher praktizierte naive Anarchismus nicht länger bestehen. Notgedrungen würden alsbald auch andere das Gesetz des Handelns entdecken und die Macht an sich zu reißen versuchen.
    Freilich durfte ich mich nicht darauf verlassen, dass diese eine Initialzündung ausreichte. Jede Feuersbrunst erlischt unweigerlich, wenn ihr keine Nahrung von außen zuwächst; jede Lawine verliert irgendwann an Schwung und Masse, falls sie sich nicht mit einer oder mehreren anderen vereinigt.
    Daher sorgte ich für Konkurrenz, für gesunde Rivalität. Ich war mir der Analogie meines Vorgehens zu dem der Kosmokraten wohl bewusst.
    Flink und zielgerichtet reiste ich um den Planeten. An neunundsechzig weiteren, strategisch günstig gelegenen Orten ernannte ich Propheten, Fürsten, Religionsstifter, Landesväter, Tyrannen und was mir sonst noch an Varianten von gottgesandten Führern einfiel.
    Vielfalt war wichtig. Nur wenn sie sich auf verschiedene Erweckungserlebnisse beriefen, würden die kommenden Generationen, anstatt vorschnell Frieden zu schließen, ihre hochheiligen Traditionen bis aufs Blut gegen Andersgläubige verteidigen. So wurde gewährleistet, dass sie nicht wieder in die gammelige, von keiner Vision angestachelte Selbstgenügsamkeit ihrer Ahnen zurückfielen.
    Während ich nach bestem Wissen und Gewissen Zwietracht säte, verfeinerte ich meine neu gewonnene - oder besser: zu guter Letzt doch noch aktivierte - parapsychische Fähigkeit. Denn um nichts anderes konnte es sich dabei handeln als um jenes Talent, auf dessen Ausbruch meine Lehrer so lange gewartet hatten.
    Beim ersten Eingeborenen hatte ich es spontan eingesetzt, unbeherrscht und, wie ich gleich darauf erkannte, viel zu hoch dosiert. Beim zweiten, dritten und vierten lernte ich, dass es längst nicht eines derartigen emotionalen und psienergetischen Aufwands von meiner Seite bedurfte.
    Im Gegenteil. Den Primaten meinen Willen aufzuzwingen bereitete mir schon bald kaum mehr Mühe. Nach dem zwanzigsten Mal fiel es mir so leicht wie jede andere geistige Übung, beispielsweise das Memorieren eines Versepos mit einigen hundert Seiten.
    Das Brennen in der Kehle blieb allerdings als Nebenerscheinung erhalten. Unzweifelhaft handelte es sich dabei um eine psychosomatische Reaktion. Ein Teil meines Bewusstseins verließ den Körper, um ein fremdes Ich zu kontrollieren. Meine „Befehlsstimme" sprengte sozusagen ihre materiellen Grenzen, was sich in den Phantom-Halsschmerzen niederschlug.
    Nun, die ließen sich problemlos ertragen.
    Die „Bekehrung" der Humanoiden stellte ein ideales Training für mich und meine Begabung der Mentalen Dislokation dar. Falls der Rektor damit spekuliert hatte, ging seine Rechnung voll und ganz auf.
    Anfangs hatte ich mich in unmittelbarer Nähe des zu Übernehmenden aufhalten, später diesen zumindest von ferne sehen müssen. Etwa ab der Hälfte meiner Missionstour konnte ich meine Zielobjekte auch aus viel größerer Distanz ausfindig machen und beeinflussen. Am Ende hatte ich das paranormale Talent so weit perfektioniert, dass ich mir die letzten drei Kandidaten „griff", während ich bereits auf dem Rückweg zu meiner Raumyacht war - und zwar ganz kurz hintereinander und obwohl sie sich auf der von mir abgewandten Seite des Planeten befanden!
    Ich ging an Bord, startete und nahm Kurs auf die Hyperraumblase. Voll der Überzeugung, einen wahrlich durchschlagenden Erfolg

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