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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kann?"
    Tagg Kharzani knackte scheinbar ungerührt mit den Ellbogengelenken. Ein saurer Geruch ging von ihm aus. „Schutzherr sollte nicht gegen Schutzherr das Schwert erheben."
    „Schutzherren sterben", sagten wir, mit voller Absicht in seiner Wunde bohrend. „Das ist ihr Schicksal, sie sind Sterbliche." Das saß.
    Kharzani war bekannt dafür, dass er an seiner körperlichen Existenz hing und den Augenblick seines Todes hinauszuschieben versuchte, so weit es eben ging. Seine Thanatophobie äußerte sich in den wunderlichsten Anstrengungen, sich vor Ansteckung jeder Art zu schützen. Ein kaum sichtbares Flimmern umgab seine Konturen: ein Desinfektionsfeld, welches verhinderte, dass Viren, Bakterien oder sonstige Erreger sein steriles Mikroklima verseuchten. Trotzdem alterte er, im Unterschied zu uns, mit jedem gefilterten Atemzug... „Es sei denn", setzten wir fort, „ihnen würde die Gnade der Unsterblichkeit zuteil."
    Er hielt sich relativ gerade. Mühte sich redlich, Desinteresse vorzutäuschen. „Ach. Und wie?"
    „Die Antwort ist ganz leicht: Wer sich im Inneren eines Stocks wie Satrugar aufhält, altert nicht."
    „Das genügt mir nicht. Beweise es!"
    „Du willst einen Beweis", sagte ich, mein Amüsement verbergend. „Der Beweis bin ich. Ich altere nicht mehr, Tagg. Bei jedem Wesen, das sich in den Grenzen eines Nocturnenstocks aufhält, wird dieser Prozess gestoppt, und zwar vollständig - nicht so wie bei dir, wo er nur bis ins Extrem verlangsamt ist."
    „Ich altere ebenfalls nicht", widersprach Tagg Kharzani. „Bist du da sicher?"
    Er schluckte, „Welchen ... Preis forderst du?"
    „Sobald der Orden Geschichte ist, gestehen wir dir Bleiberecht zu. Auf immer und ewig."
    Sind denkende Wesen nicht seltsam? Ich selbst war einen schrecklichen Pakt eingegangen. Und nun hatte ich nichts Besseres zu tun, als den Nächsten in Versuchung zu führen.
    Kharzani feilschte. Er würde alles Gewünschte veranlassen, versprach er, unter der Bedingung, dass er ab sofort im Stock bleiben durfte. „Erst die Arbeit", sagten wir, „dann die Verjüngung."
    Seine gespielte Selbstsicherheit zerbröckelte wie morsches Holz. Auf Knien, im Kristallstaub, bettelte Tagg Kharzani. Wir aber erhörten ihn nicht. „Verhilfst du uns an die Macht", sagten wir, „so winkt dir die Unsterblichkeit."
    Schließlich erklärte er sich bereit, vorläufig einen Splitter vom Leib Satrugars mit in sein Schloss Kherzesch zu nehmen. Der Stein hatte die Form einer vielflächigen Diamantlinse von zirka zehn Kilogramm Gewicht. Wir redeten Kharzani ein, der Splitter wirke sich positiv auf seine Gesundheit aus.
    Der Schutzherr flog ab - nicht ahnend, dass dieser Quarzbrocken seinen Untergang herbeiführen und besiegeln, ihn selbst und seine wichtigsten Diener unter unsere mentale Hoheit zwingen würde.
    Der zweite Besucher kam, kurz nachdem der Baum Uralt Trummstamm abgestorben, das Paragonkreuz verschwunden und infolgedessen der Orden der Schutzherren in großen Schwierigkeiten war.
    Mit Kharzanis nicht ganz freiwilliger Hilfe eroberten wir still System um System. Seine Kybb, die offiziell als Schutzmacht gegen uns aufgeboten wurden, betrieben in Wirklichkeit unser Geschäft. Über den Diamanten auf Schloss Kherzesch manipulierten wir sie nach Belieben.
    Plötzlich schwebte ein Raumschiff, wie selbst wir es noch nie gesehen hatten, wenige Kilometer über dem Kratersee.
    Seine Länge war nicht genau bestimmbar, etwa zweihundert Meter, und auch die Form ungewiss: eine dunkle, materielle Kontur, sonderbar lebendig wirkend. Das Wesen in seinem Inneren kam kein einziges Mal zum Vorschein, verständigte sich mit uns nur mental.
    Gleichwohl erkannten wir sofort, dass dies vielleicht der gefährlichste Augenblick in unserer bisherigen Existenz war. Denn an Bord des Dunkelschiffes befand sich ein Abgesandter der Chaotarchen.
    Sein Geist berührte den unsrigen wie eine Klinge, meißelte seine Botschaft förmlich in unseren Quarz. Die Hohen Chaosmächte, erklärte er, waren unzufrieden mit der Tatsache, dass die Superintelligenz ES den Kampf mit ihrer Nebenbuhlerin STROWWAN überlebt hatte. Eine Chance sei verpasst worden, und nun suche man nach Mitteln, diese Scharte auszuwetzen.
    In diesem Zusammenhang waren unsere Bestrebungen, den evolutionären Sprung zur Superintelligenz zu tun, bemerkt worden. Wohlwollend; die Gelegenheit sei günstig, da ES sich immer noch in einem geschwächten Zustand befinde.
    In der Sonne des Planeten Talan ruhte der Korpus der

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