2269 - Die Todesgruppe
und verspotteten. Aber bald wurde ihm klar, dass es nicht so gemeint war, wie es klang. Diese fünf Elitekämpfer gehörten zusammen. Sie waren durch ihre Ausnahmestellung fest zusammengeschweißt, und Rorkhete war sicher, dass „n Ernstfall einer für den anderen durchs Feuer gehen würde.
Und sie waren „menschlicher", als er gedacht hatte. Jeder von ihnen hatte seine persönlichen Schwächen. Die meisten verehrten ihre Helden, große Kämpfer aus der Vergangenheit. Andere träumten von einer unerfüllten Liebe, der sie ihren Kampf widmeten. Einige hatten sogar ihre eigene Musik!
Und ab und zu kamen sie geradezu ins Schwärmen, wenn sie von überstandenen Einsätzen redeten, auf Planeten, von denen er noch nie gehört hatte. Es klang so, als habe jeder jedem schon einmal das Leben gerettet. Sie waren hart, rau, grob und ein Schrecken für jeden Fremden -aber tief drinnen besaß jeder von ihnen eine Seele, die lautlos zu ihm von Shozidentum und Kameradschaft sprach.
Shavate warf ihm ab und zu einen spöttischen Blick zu, aber nicht mehr so kühl wie zu Anfang. Doch es war überraschenderweise ausgerechnet der klobige Tremoto, der sich seiner manchmal besonders annahm. „Du kommst also nicht von hier, Kleiner?", fragte er, als er aus dem Spiel ausgeschieden war. „Erzähl uns was von dir. Hast du da, woher du stammst, so etwas wie Freunde?" Er grinste verschlagen. „Vielleicht sogar... du weißt schon ... eine Ehefrau oder Geliebte? Erzähl schon!"
„Nein", sagte Rorkhete. Im ersten Moment verwunderte ihn die Frage, die ihm so ähnlich schon einmal gestellt worden war. Aber dann machte er sich klar, dass die Kämpfer von seiner Vergangenheit gar nichts wissen konnten. Sie hatten von General Traver bestimmt Informationen über ihn erhalten, aber wahrscheinlich nur das Nötigste. Sie mussten nicht wissen, dass er im Sternenozean der letzte lebende Shozide gewesen war. „Nein?", grunzte Tremoto. „Gar keine?"
„Lass ihn in Ruhe, Fetter", mischte Shooto sich ein. „Siehst du nicht, dass es ihm peinlich ist?"
„Danke", sagte Rorkhete. „Danke!" Tremoto brach in lautes Gelächter aus. „Habt ihr gehört? Er hat danke gesagt!"
„Ist das verboten?", fuhr Rorkhete ihn in einem plötzlichen Aufwallen von Zorn an. „Oh, oh!", tönte der „Fette". „Unser Kleiner kann laut werden! Ich kriege gleich Angst vor ihm!"
„Ach Fetter", knurrte Shavate. „Halt endlich die Klappe und lass ihn doch einfach in Ruhe."
„Danke!", wiederholte Rorkhete trotzig.
Sie hob die breiten Schultern. „Nichts zu danken, Kleiner. In zwei Stunden sehen wir uns wieder - auf der Matte." Sie grinste. „Will doch mal sehen, was du dann dazugelernt hast."
„Du tust, als wäre er nur für dich da", sagte Dagarte.
Shooto nickte heftig. „Sei nicht so egoistisch, Shav, sonst machst du ihn noch zu stark für uns."
Sie lachten und unterhielten sich weiter, frotzelten sich gegenseitig an, boxten und knufften sich. Nur Halloke sagte kein Wort, offensichtlich nannten die anderen ihn zurecht „den Schweiger".
Rorkhete konnte sich nicht helfen, aber er musste sich eingestehen, dass er nicht nur Faszination empfand, sondern fast so etwas wie Sympathie.
Sympathie für die, die ihn verdroschen und demütigten. Aber taten sie das wirklich?
Absichtlich demütigen? Oder musste er sich nur an ihre Art gewöhnen und sie so nehmen, wie sie waren?
Er ertappte sich dabei, sich auf den nächsten Kampf, egal gegen wen, zu freuen.
Auf Befehl General Travers nahmen die ELEBATO, die OMBRA und die PREST Fahrt auf. Sie entfernten sich schnell vom Kher-System, ohne dass es zu der befürchteten Ortung gekommen war, und näherten sich dem nächsten Transitionspunkt.
Dann überraschte Traver den Arkoniden mit einer unerwarteten Eröffnung: „Ich weiß, dass du mich für leichtsinnig und unentschlossen gehalten' hast. Du hast dich in bewundernswerter Weise zurückgehalten, aber ich habe deine Blicke gesehen. Ich hoffe, du wirst deine Meinung nun ändern."
Atlan war misstrauisch. Das waren ja ganz neue Töne! Er sagte nichts, sondern wartete ab, was nun folgen würde. Wenn Traver dermaßen aus sich herausging, musste das seinen guten Grund haben! Das heller werdende Glühen seiner Augen verriet ihn. Innerlich triumphierte er. Wenn er tatsächlich hoch gespielt hatte, hatte er nun den Trumpf gezogen. Atlan war nur gespannt auf das Blatt, das er ihm präsentieren würde. „Zuerst einmal bestand nie eine Gefahr für uns", fuhr der General fort.
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