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2271 - Station im Hyperraum

Titel: 2271 - Station im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Leben, über 20.000 Jahre, in einem Sekundenbruchteil - oder einer Ewigkeit - vor meinem inneren Auge abrollen würde.
    Ich erwartete, dass ich im Augenblick des Todes den Namen jenes Geschöpfs nannte, das ich in meinem Leben am meisten geliebt hatte.
    Ischtar?, dachte ich. Mirona? Theta?
    Kythara? „Asser", murmelte ich.
    Der Vorhang senkte sich. Und schloss sich.
    Ich sah nichts, aber auch gar nichts von meinem Leben.
    Alles war zu Ende. Ich wusste nicht, was General Traver, der Shozide, dachte, doch ich erkannte in diesem Moment, dass wir nicht mehr entkommen konnten. Da war der Hyperdimo. Die Berührung. Mit einem Phänomen wie bei der Abstrahlung durch einen Paratron wurde die ELEBATO, unser Kommandoschiff, in den Hyperraum abgestrahlt.
    Aber ... war das der Weisheit letzter Schluss? Es gab Dutzende Berichte von Raumfahrern, die in den Hyperraum verschlagen worden waren - und zurückgekehrt waren. Die einen hatten ihn als rotes Wabern erlebt, die anderen waren ins Unendliche verzerrt worden. Alle hatten Schrecken durchgestanden, die an ihren geistigen Grundfesten gerüttelt hatten, kaum einer hatte dasselbe erlebt.
    Ich hingegen sah gar nichts.
    Ich empfand es als antizyklischen Höhepunkt. Meine Erwartungen wurden völlig enttäuscht.
    Manchmal zweifle ich an deinem Verstand, kommentierte der Extrasinn.
    Ich ignorierte ihn.
    Ich hatte mich mit dem Tod abgefunden, doch ...
    Der Tod war nichts.
    Keine She'huan. Kein warmes Licht, das mich erwartete und willkommen hieß.
    Keine Ewigkeit in Gedanken, in Erinnerungen, die ich durchlief, nach Gutdünken aussuchen konnte, in der ich verweilen konnte, bevor mich ereilte, was alles Leben ereilen würde. Auch das, was über einen Zellaktivator verfügte. Wenn es nicht vorher zu einer Superintelligenz. Materiequelle und zu einem Kosmokraten geworden war.
    Zu einem Kosmokraten, der seinen Garten bestellte.
    Oder zu einem Maulwurf in diesem Garten, warf der Logiksektor ein.
    Ich lachte nicht, stellte nur fest, dass der Tod nicht das war, was ich von ihm erwartet hatte. Aber was hatte ich überhaupt von ihm erwartet? Hatte ich mich in den letzten tausend Jahren auch nur einmal mit ihm befasst? Ja. Ich hatte schon viele Situationen überstanden, von denen ich befürchtet hatte, ich würde sie nicht überleben. Immer dann hatte ich über den Tod nachgedacht. Sonst nie. Mehr als 20.000 Jahre gewöhnen einen an das Leben. Ich schlug die Augen auf.
    Noch immer kroch elektrostatische Spannung über jeden Quadratzentimeter durch das Zwielicht in der Zentrale des Weißen Kreuzers. Mit einem Mal wurde mir klar, dass ich doch nicht tot war. Du Narr!
    So abgedroschen diese Bemerkung des Extrasinns war, ich genoss es, sie zu hören.
    Ich klammerte mich an eine Konstante, die mich über Jahrtausende zum Überdruss begleitet hatte.
    Ich war nicht tot, konnte mich aber nicht bewegen. Ich konnte den Kopf nicht drehen, nicht zu General Traver hinüberschauto, dem extrem selbstbewussten, anmaßend überheblichen, fachlich hoch kompetenten, mitunter aufbrausenden Shoziden in seiner sandfarbenen Kombination mit schwarzen, kniehohen Stiefeln und einem knielangen, dunkelroten, faltenreichen Cape.
    Die elektrostatischen Entladungen in der Zentrale des Weißen Kreuzers veränderten sich, wandelten sich zu einem Funkenregen, der in überirdischer Schönheit die Zentrale durchlief - und das ganze Schiff, da war ich mir völlig sicher. Es war kein normaler Funkenregen, keiner, der Konsolen entspross, die irgendwie in Mitleidenschaft gezogen worden waren, obwohl das eigentlich völlig unmöglich sein sollte.
    Dieser Funkenregen war anderen Ursprungs. Und sogar ohne Extrasinn erkannte ich seine Aufgabe: Er scannte das gesamte Schiff.
    Ich wusste nicht, ob ich wach war oder träumte, ob ich phantasierte oder erkannte, was tatsächlich geschah.
    Oder ... war das doch der Tod?
    Die Funken verdichteten sich und leuchteten dabei immer schwächer. Im Gegenzug schienen sämtliche Schatten in der Zentrale lebendig zu werden. Sie krochen aus ihren Ecken, gewannen Gestalt, verdichteten ihre Zwei- zur Dreidimensionalität. Und dann ...
    Mein Verstand fasste es nicht. Aber plötzlich wurden alle Schatten in der Zentrale der ELEBATO vierdimensional.
    Wie sah ich es? Ich erhaschte einen Blick auf den Hyperraum, auf das, was dahinter war, darunter...
    Dann sah ich wieder die Zentrale. Und die Schatten. Einer griff nach mir, aber ich verspürte nicht die geringste Furcht. Wurde ich nun doch im Hyperraum verweht,

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