2271 - Station im Hyperraum
Habseligkeiten.
Dafür zogen sie mir die Hälfte meines Verdiensts ab!
Da ich nur meine Kleidung am Körper trug, blieb die Ablage leer. Ich dachte gar nicht daran, etwas von meiner Ausrüstung abzulegen. Hier würde es genug Diebe geben, die von der Arglosigkeit der Neuankömmlinge lebten.
Nach wenigen Versuchen hatte ich die Funktionsweise der Manschette raus und erfuhr den Namen meines Spenders - M'andit. Das Display verriet mir, dass ich mir noch etwas Schlaf gönnen konnte.
Mein Kabinennachbar, ein Raskare, hatte es nicht so gut getroffen. „Meine Schicht fängt in einem halben Zyklus an!", schimpfte er leise vor sich hin. „Da kann ich mich gerade mal säubern!"
Ich brachte murmelnd mein Bedauern zum Ausdruck, schaltete den Zeitgeber an meinem Gürtel auf Wecken und legte mich hin. Einige Nachzügler suchten noch freie Betten. Eigentlich war es zu laut und unruhig, um Ruhe zu finden, doch ich war so erschöpft, dass ich schnell einschlief.
Der Vorarbeiter war ein mürrischer Xipatio namens Quixo und in der Hierarchie der Fellkugeln nicht weit gekommen. Ich hegte schon bald den Verdacht, dass er nicht ganz richtig im Kopf war. Er kicherte vor sich hin und brüllte nach jeder Frage eine Beschimpfung, bevor er antwortete. „Seid ihr nur dumme Krats? Das sieht man doch, hier ist die Vorrichtung für den Aufstieg!"
Es ging immer weiter nach oben. Wir passierten mehrere Schleusen und Druckkammern. Ich hatte kaum Zeit, an Rendri zu denken, so viel Neues drang auf mich ein.
Ich ging mit einem Xamar und zwei Raskaren in die Schicht, D'rant und Giplemo.
Der Xamar war ein Bastard mit Xipatioblut in den Ädern. Damit stand er fast auf einer Stufe mit einem Krat. Die Xamar wurden von den Xipatio gemieden wie Aussätzige, obwohl sie ganz ähnlich aussahen. Niemand kannte die wahre Herkunft der Xamar, auch mir waren nur Gerüchte zu Ohren gekommen. Von genetischen Versuchen war die Rede, von misslungenen Züchtungen und entarteten Zellen. Dass Issart hier arbeiten durfte, kam einem kleinen Wunder nah.
Ihnen gehen die Risikofreudigen aus, dachte ich. Wenn es mir zu heiß wird, verschwinde ich schneller, als der mürrische Fellball fluchen kann.
Ich ignorierte den eigentümlichen, süßen Geruch, den Issart ausströmte. „Du Ausbund an Pliden im Kopf, was glaubst du, was das hier ist?", fuhr Quixo den Xamar an.
Die beiden Raskaren wechselten erschrocken ihre Farben. Mir war völlig unklar, warum sie hier eingesetzt wurden. Diese Umgebung war nichts für die sensiblen Insektoiden. „Ein Antigravschacht", sagte Issart und sträubte sein Fell. „Was denn sonst?"
„Du kennst einen Antigravschacht?" Quixo lachte verächtlich. „Dann mal rein mit dir!"
Achselzuckend betrat Issart die Öffnung. Der Vorarbeiter beäugte ihn misstrauisch, doch der Xamar schien nicht zum erstem Mal der Schwerelosigkeit ausgesetzt zu sein.
Wir schwebten aufwärts. Die Schachtwände waren völlig glatt; weitere Öffnungen schien es nicht zu geben. Offensichtlich konnte man ihn nur ganz oben verlassen.
Ich dachte an Rendri, machte mir Sorgen um sie; sie war auf sich allein gestellt.
Ohne mich würde sie nicht lange überleben.
Ich muss so schnell wie möglich an die Taphero herankommen, dachte ich. Sie sind der Schlüssel zur Wahrheit. Diesen schwachsinnigen Xipatio werde ich schon los.
Aber Issart scheint ganz in Ordnung zusein ...
Quixo schoss an mir vorbei. Er hatte den Antigravschacht als Letzter betreten und verließ ihn als Erster, um uns in Empfang zu nehmen, wie es sich für ihn als Vorarbeiter gebührte.
Ich verließ den Schacht, achtete aber nicht auf den Xipatio. Denn was ich sah, ließ mich an meinem Verstand zweifeln.
Der Körper schwebte vor mir wie eine Bergkette, ein Massiv in grauen und blauen Farbtönen. Dass er lebte, konnte ich nur ahnen. Hier und dort zog sich ein leichtes Kräuseln über die Haut, verebbte dann wieder in weiter Entfernung. Weder den Anfang noch das Ende des gewaltigen Leibes konnte ich sehen. Ich konnte nicht sagen, wo der Kopf saß, ob er überhaupt einen hatte.
Er schwebte vor mir im Raum, erhellt von einem harten Licht, das aber immer nur einzelne Abschnitte der gigantischen Lebensform der Dunkelheit des Alls entriss.
Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder. An dem Anblick änderte sich nichts.
Nur zögernd verarbeitete mein Verstand die Bilder, die die Augen an ihn weiterleiteten. Erst jetzt registrierte ich, dass ich am Rand der Station stand, stehen musste, in einem riesigen
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