2273 - Der gefallene Schutzherr
er niemals fort gewesen. Die Techniten, von winzig bis riesig, wuselten eifrig durch die Komplexe. Die Kybb verrichteten ihre Arbeit - die wievielten Generationen schon? -, und im Stellaren Spital warteten die Nachfahren jener Mediker, die er einst hatte herbeischaffen lassen, darauf, ihm zu Diensten zu sein. Das medizinische Wissen und die Fertigkeiten waren von Generation zu Generation weitergegeben worden. Er konnte sich weiterhin auf sie verlassen.
Niemals wieder, das schwor er sich, würde er sein Schloss im Stich lassen. Im Gegenteil: Er würde bleiben und es noch schöner machen, mit noch mehr Pracht und Prunk ausstatten und neue Anlagen bauen. Ein Denkmal - ja, er würde sich ein Denkmal setzen, ein riesiges Abbild seiner selbst, hoch bis in den Himmel, der das Einzige war, was sich verändert hatte.
Genau wie in Jamondi waren nur die Lichter der in den Hyperkokon eingeschlossenen Sonnen zu sehen; nicht mehr die Milliarden Sterne der Galaxis. Aber daran war er seit tausend Jahren gewöhnt. Wenn es sonst keine Probleme gab, war er zufrieden.
Sein Geist klärte sich zusehends. „Die Nebel, die fast jeden klaren Gedanken geschluckt hatten, hoben sich langsam. Die Angst vor einem Anschlag durch Carya Andaxi löste sich ebenso in Wohlgefallen auf wie die, ohne seine Ziegel nicht leben zu können. Er konnte es, dank Enkrine, aber natürlich wollte er sich dem Alterungsprozess ohne die Ziegel nicht unnötig lange aussetzen.
Carya Andaxi war für den Augenblick zweitrangig geworden. Sogar der Gedanke an die geheimnisvolle Waffe, die angeblich in der Lage sein sollte, seine Titanen zu zerstören, geriet in den Hintergrund. Seine Freude, das unglaubliche Glücksgefühl über seine Heimkehr überlagerte alles.
Tagg Kharzani erlebte viele Tage lang das, was er nie mehr zu spüren befürchtet hatte: Glück, wirkliches Glück und Freiheit. Frei zu sein von allen Sorgen und Nöten - wann hatte er das zuletzt genießen dürfen?
Bei aller Euphorie merkte er nicht, dass er schon wieder dabei war, sich in etwas hineinzusteigern, diesmal ins andere Extrem. Enkrine warnte, aber er tat es mit einem Lachen ab. Er lachte lange und laut in diesen Tagen und geriet tiefer und tiefer hinein in den Taumel, der so unwirklich unangebracht war wie die Angst, die ihn so oft fast umgebracht hatte.
Erst nach Wochen beruhigte er sich wieder, doch bevor er nun abermals jäh die Stimmung wechselte, konzentrierte er sich auf das, was unbedingt zu tun war. Gleich danach wollte er mit dem Bau seines Denkmals beginnen.
Der gefallene Schutzherr, der sich nun nicht mehr als ein solcher sah, sondern als den Auferstandenen Herrn von Arphonie, befahl, die Opalziegel aus dem Titanen nach Kherzesch zu schaffen. Er ließ im Raumgiganten sein „Iglu" abbauen und zusammen mit den in den Lagerhallen befindlichen Tausenden von Opalziegeln in seinen größten und liebsten Palast transportieren. Dort, im allerhöchsten Turm, wurde seine Heimstatt der Ewigkeit wieder errichtet - nur um ein Vielfaches größer, bis sie fast den ganzen Turm ausfüllte.
Er würde dort einziehen, sobald alles vollbracht war, was er sich noch vorgenommen hatte.
Vorerst musste er sich damit begnügen, in der Heimstatt zu schlafen und jede Stunde in ihr zu verbringen, in der er abkömmlich war.
Sein Denkmal... jetzt war die Zeit, um es zu errichten. Das Denkmal des Auferstandenen Herrn, der mächtiger war als jemals zuvor. Noch schwamm er auf der Woge des Glücks und sah sich in all seinen Tausenden Spiegeln in seiner ganzen, neuen Herrlichkeit. Wozu brauchte er Ammandul, um zu herrschen? Ammandul war voller Feinde. Er hatte Arphonie!
Und den einzigen Feind, den er hier besaß, würde er hinwegwischen, um danach endgültig Ruhe vor ihr zu haben, der ewig Gehassten!
Jetzt würde er seine Vision wahr machen und seine Garden entsenden -„Kharzanis Garden", als eine schlagkräftige, von allen Feinden gefürchtete Truppe, eine Elite unter seinen Streitkräften.
Und das Dritte, was er tun musste, war die Schaffung eines Billionenheers von winzigen Helfern, Mikromaschinchen, die jeden einzelnen auf Kherzesch existierenden Krankheitserreger aufspüren und vernichten sollten. Erst dann war er wirklich sicher. Die Mediker aus dem Stellaren Spital sollten zusammen mit den Kybb-Rodish diese Armee entwickeln, für die er auch schon einen Namen hatte: Seuchenvogte! Sie würden den Planeten von allen Gefahren säubern, die ihm in dieser Hinsicht drohten, bis tief in den Boden und hoch
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