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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder an und spürte sogleich die wohlige Wärme, die er so nie empfunden hatte.
    Und als er die Einflüsterungen wieder vernahm, empfand er sogar so etwas wie Glück.
    Es blieb dabei. Er konnte mit Enkrine nicht gerade sehr gut leben.
    Aber ohne ihn gar nicht.
    Einige hundert Jahre später gelang Kharzanis Wissenschaftlern, woran er schon nicht mehr zu glauben gewagt hatte. Sie hatten die Arbeit an der DISTANZSPUR zurückstellen müssen, aber nie ganz aufgegeben. Und nun, über tausend Jahre nach der Verbannung Jamondis in den Hyperkokon, war es doch noch wahr geworden: Die DISTANZSPUR entstand, lange nach der Idee, eine Verbindung nach Arphonie zu schaffen, und bestand die ersten Probedurchläufe mit Sonden und Testraumern, die durch sie hindurchgeschickt wurden.
    Projiziert von den SPURHÖFEN, die gewaltige Energien aus der Sonne zapften, stabilisierte sich die SPUR, und als die ersten Raumer von ihrer Reise ins Ungewisse zurückkehrten, wusste Kharzani, dass sich sein schon fast vergessener Traum erfüllt hatte.
    Endlich!
    Die Testschiffe kehrten aus Arphonie zurück. Sie hatten den Sternhaufen erreicht und wieder verlassen. Doch erst als die erste bemannte Expedition glücklich zurückkehrte, ohne Schaden genommen zu haben, wusste der gefallene Schutzherr, dass die Zeit seines Exils beendet war.
    Er würde endlich, endlich, sein prächtiges, über alles geliebtes Schloss wiedersehen!
    Er würde die Zirkulare Kapelle wieder spielen hören! Seine Paläste und Parks sehen! Die Sicherheit des Stellaren Spitals genießen!
    Sich wieder hinausbegeben können, hinaus aus dem Titanen, der ihm über tausend Jahre lang zur Wohnstatt, aber auch zum Gefängnis geworden war. Er würde wieder frische Luft atmen!
    Frische, unverbrauchte Luft!
    Falls nicht...
    Er konnte es nicht verhindern. Die Angst krampfte sich erneut um sein Herz. Er würde Arphonie wieder erreichen -aber was würde er vorfinden? Ein zerstörtes Schloss, einen zerstörten Planeten, vernichtet von der bis zum Exzess gehassten Todfeindin Carya Andaxi?
    Was war in tausend Jahren alles geschehen? Er traute ihr alles zu. Hatte sie die lange Zeit genützt, um die Herrschaft über den verwaisten Sternhaufen zu erringen?
    Du verkennst sie, beschwor Enkrine ihn. Es liegt gar nicht in ihrer Natur. Sie würde nie einen Krieg führen, geschweige denn beginnen!
    Tagg Kharzani hörte nicht auf ihn. Enkrine drang auch diesmal nicht zu ihm durch. Der gefallene Schutzherr zögerte den Tag seines Aufbruchs immer wieder hinaus, und die Angst wuchs von Mal zu Mal.
    Bis er seinen ganzen Mut zusammennahm und den Befehl gab. Er würde nicht allein fliegen, sondern eine Streitmacht mitnehmen, die bereit war, sofort zuzuschlagen und, falls nötig, Arphonie im Handstreich wieder in seine Gewalt zu bringen. Darin hatte er ja Erfahrung.
    Carya Andaxi hatte es nicht gewagt, Hand an Kherzesch zu legen. Der Planet und das Schloss mit all seinen Anlagen waren unversehrt. Was er sah, überstieg Tagg Kharzanis Hoffnungen, all seine kühnsten Träume bei weitem. Die Kybb und Techniten hatten Schloss Kherzesch nicht nur über all die Jahre hinweg in Stand gehalten, sondern nach den vor über tausend Jahren vorliegenden Plänen weiter ausgebaut. Es war noch prächtiger geworden und entschädigte ihn für die langen, bitteren Jahre der Entbehrungen.
    Tagg Kharzani bezog wieder sein Zuhause, seinen Herrschersitz, wozu er sein „Iglu" aus Opalziegeln, das diese Bezeichnung längst nicht mehr verdiente, kurzfristig verlassen musste.
    Es war mit den Jahren riesig geworden, mit meterdicken „Mauern" aus Tausenden von Opalziegeln, die auch ganze Lagerhallen des Titanen füllten, den er im Orbit zurückließ, genau über dem Schloss. Er sollte sein stiller Wächter sein, zusammen mit den anderen, die er entweder mitgebracht oder zurückgelassen hatte, bevor er Arphonie verließ - wie er hoffte, zum letzten Mal.
    Für kurze Zeit musste er die Sicherheit seiner Heimstatt verlassen, aber er würde sie unbeschadet überbrücken, denn er hatte ja Enkrine. Nun zahlte es sich für ihn aus, dass er ihn zurückgeholt hatte. Er ertrug gern seine Predigten, wenn er ihm nur treu weiter diente - jedenfalls glaubte Kharzani das in diesen Augenblicken der Hochstimmung.
    Die Zirkulare Kapelle zog in ihrer endlosen Prozession um das Schloss, über die Spinnen-Brücken und durch die Parks, zwischen Palästen und Türmen, Mauern und dem Stellaren Spital hindurch, um die Metropole bei Hof herum und spielte, als wäre

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