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2276 - Tanz auf dem Vulkan

Titel: 2276 - Tanz auf dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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PARK in ein paar Sekunden auf einer Spiralbahn die Übergangsschicht der Sonne durchquerte, die mit einer Dicke von wenigen tausend Kilometern die Verbindung zur Chromosphäre darstellte.
    Kyran Anteral, der auf Wunsch des Unsterblichen den Funktionsbereich Funk und Ortung übernommen, schüttelte den Kopf. „Nichts", sagte er mit näselnder Stimme.
    Myles sah auf den Datenholos, dass die Temperatur auf eine Million Kelvin sank. Die Veränderung war darin zu suchen, dass heißes Gas niedriger Dichte im Vergleich zu kühlem Gas hoher Dichte nur schwer Energie abstrahlen konnte, andererseits aber ein außerordentlich hohes Wärmeleitvermögen hatte. Aus der heißen Korona floss daher Energie in die tiefer liegenden, kühleren und dichteren Schichten, die also von oben her aufgeheizt wurden, von wo die Energie wieder abgestrahlt wurde. Der Prozess war selbst regulierend: Strömte zu viel Energie aus der Korona ab, sank deren Temperatur und damit das Wärmeleitvermögen des Gases, und der Energiefluss wurde gedrosselt. Floss jedoch zu wenig Energie ab, erhöhte sich die Temperatur und damit das Wärmeleitvermögen der Materie, der Energiefluss wurde erhöht. Die MUNGO PARK bremste ab. Ihr stand eine raue Fahrt bevor. „Rapide Veränderung des Magnetfelds!", rief Anteral. „Kursänderung backbord!"
    Der Pilot reagierte sofort. Auf einem Holo schien in der nächsttieferen Schicht der Sonne, der Chromosphäre, eine Lichtzunge aufzuleuchten. Rasend schnell wurde sie größer und dehnte sich durch die Übergangssphäre in die Korona aus. Myles atmete tief ein. Es handelte sich um ein Spiculum, das durch die Übergangsschicht bis in die untere Korona reichte.
    Weil der Gasdruck mit zunehmender Höhe abnahm, spielte der senkrecht zu den Feldlinien wirkende magnetische Druck eine immer stärkere Rolle. Wegen der niedrigeren Temperaturen und der höheren Dichte in den Spicula im Vergleich zur Materie in der sie umgebenden Übergangsschicht strahlten sie stärker als die sie umgebende Materie und wurden sichtbar. Wenn man sie rechtzeitig erkannte, konnte man ihnen ausweichen. Wenn sie jedoch in unmittelbarer Nähe des Schiffes entstanden ... „Noch immer keine Ortung?", fragte Myles und biss sich im nächsten Augenblick auf die Zunge. Die MUNGO PARK musste ein riesiges Volumen absuchen; der Vorgang konnte Tage dauern. Woher kam diese für ihn so untypische Ungeduld? „Nein", erwiderte Kyran.
    Myles ersparte sich eine Nachfrage. Er hielt große Stücke auf Anteral. Der Venusgeborene war am Terrania Institute of Technology in Hyperphysik mit dem Spezialgebiet Hyperfunk und Hyperortung ausgebildet worden, vor elf Jahren ins Volcan-Center auf Merkur gekommen, bei der Entwicklung und dem Bau der Ultra-Giraffe beteiligt gewesen und zählte schon längst zu seinen engsten Mitarbeitern. Er war wie immer die Ruhe in Person; nichts schien ihn aus der Fassung bringen zu können. Doch das war eben ein Ausdruck seiner fast schon stoischen Haltung; Myles war sich seiner Loyalität völlig sicher. Insofern war die Rückfrage überflüssig gewesen. Sollte Kyran irgendetwas entdecken, würde er es noch in derselben Sekunde melden.
    Bei Attaca war Myles sich nicht mehr so sicher. Er wollte Meganon keine Illoyalität unterstellen; vielmehr schien der Mann der festen Überzeugung zu sein, dass die dreidimensionale Musterung der Sonne, die Myles angeordnet hatte, nicht das Geringste bringen würde und sie ihre Zeit und Arbeitskraft besser nutzen konnten.
    Sie muss einfach etwas bringen, dachte der Unsterbliche. Doch vielleicht hoffte er wirklich nur auf ein Wunder, und mit Wundern rechnete er eigentlich niemals. Bislang bestätigte die Untersuchung nur Bekanntes und hatte nichts Neues ergeben.
    Hatte er sich tatsächlich getäuscht? War er einer fixen Idee aufgesessen, war die ganze Arbeit vergeblich? Die Sonne war in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden gründlich erforscht worden; falls es hier tatsächlich etwas gab, hätte man es doch längst finden müssen ...
    Aber so viel hing für Terra von ihrer Arbeit ab ... für die Heimat vieler, die hier ihren Dienst verrichteten.
    Er schaute zu Attaca hinüber und sah förmlich, wie es in dem Hyperphysiker arbeitete.
    Als hätte der USO-Major nur darauf gewartet, direkten Blickkontakt zu bekommen, räusperte er sich und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich bin davon überzeugt, dass diese erneute Ausmessung der Sonne keine neuen Daten bringen wird", sagte er. „Zumal uns nicht mehr

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