Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2276 - Tanz auf dem Vulkan

Titel: 2276 - Tanz auf dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dumm und lächerlich. Und ihm fielen noch zehn andere Begriffe dazu ein.
    Aber er verabscheute den kleinen Tröter.
    In dem kleinen Haus war es dunkel und kalt. Auf dem Tisch stand schmutziges Geschirr, der Boden war mit Kleidung und Unrat übersät. In einer Ecke saß apathisch eine Gestalt. „Orren Snaussenid!" Schimpfend machte Marreli sich an die Arbeit. „Du musst endlich wieder schlafen! Warum sagst du mir nicht, dass ich dir helfen soll? Ich werde noch verrückt wegen dir." Sie räumte Myles einen Stuhl frei.
    Der Unsterbliche erkannte sofort, dass es Orren Snaussenid wirklich nicht gut ging. Kein Wunder! Er war Millionen Jahre von seiner Zeit getrennt, ohne Aufgabe, ohne Sinn und Zweck in einer fremden Zeit, auf einer fremden Welt... „Kann es sein, dass er unter einer schweren Depression leidet?"
    „Depression? Unfug! Er ist im Land der Schatten. Er könnte träumen, aber er weigert sich zu schlafen. Das ist nicht gut. Außerdem habe ich ihm immer gesagt, dass es nicht gut für ihn ist, allein zu leben. Kannst du ihm helfen?"
    „Ein Versuch schadet gewiss nicht." Myles kannte sich nicht mit der Psyche der Schohaaken aus. Sie mussten Fachleute hinzuziehen. Eigentlich wollte er von Orren ein paar Auskünfte haben, aber das konnte er nun vergessen. Andererseits ... „Orren, kannst du mich hören?"
    Langsam schwang der schmale Kopf zu ihm herum, die schwarzen Augen wirkten wie ölige Teiche. „Meilz. Meilz Kanntor. Wie geht es Alexander? Meinem Freund Alexander?"
    Myles überlegte fieberhaft. Der Scho.haake sprach wahrscheinlich von dem Biologen, der ihn einst im Schnee aufgelesen hatte. Verflixt, woher soll ich das denn wissen? „Gut, vermute ich. Ich habe ihn aber eine Weile nicht gesehen."
    „Ich auch", sagte Orren Snaussenid schleppend, „ich auch. Meine älteste Erinnerung ...
    Das ist traurig, findest du nicht? Dass er meine älteste Erinnerung ist."
    „Wir werden schon noch herausbekommen, was früher war. Das verspreche ich dir." Der Chefwissenschaftler der LFT atmete tief durch. Er war kein Psychologe, und ihm lief die Zeit davon, das spürte er. Keine Zeit für behutsames Vorgehen. „Du willst nicht mehr schlafen?
    Weil du träumst?"
    Orren Snaussenid sah ihn an, als hätte er ihn nicht verstanden. „Wovon träumst du?"
    „Nicht mehr. Nicht nur ich ... jeder träumt vom anderen. Der Traum ist da, er kommt, sobald wir schlafen. Nicht zu jedem, aber zu den meisten. Marreli träumt auch ..."
    Myles sah zur Schohaakin hinüber. „Stimmt das?"
    „Natürlich", gab sie zur Antwort. „Aber das sagte ich schon."
    „Albträume?"
    Orren machte ein verständnisloses Gesicht. „Wieso?"
    „Ihr habt also keine Alpträume?"
    Marreli Nissunom lachte. „Ganz bestimmt nicht! Was ist jetzt? Los, mach ihn gesund!"
    Der schlaksige Terraner warf ihr einen finsteren Blick zu. „Wartest du bitte draußen?"
    „Das ist nicht dein Haus!", fauchte sie, warf sich herum und stolzierte nach draußen. Im Türrahmen blieb sie einen Moment stehen. „Ruf mich, wenn du mich brauchst, Orren."
    Nachdem sie verschwunden war, wandte sich Myles wieder Orren Snaussenid zu. „Lass mich kurz zusammenfassen: Wenn du schläfst, träumst du etwas, das du nicht möchtest, und deswegen weigerst du dich zu schlafen. Habe ich das jetzt richtig verstanden?"
    Orren Snaussenid sah ihn an. Unglaublich traurig, wie es dem Unsterblichen erschien. „Du verstehst es wahrscheinlich nicht."
    Myles schluckte. Er wusste nicht genug über die Schohaaken, um sagen zu können, wie wichtig Träume normalerweise für sie waren. „Erklär's mir."
    Orren Snaussenid schloss die Augen. „Ich lebe hier auf Terra und habe keine Not und müsste eigentlich zufrieden sein, weil ich noch oder wieder lebe.
    Aber ich weiß nichts von dem, was vorher war. Kein Schohaake weiß das. Es ist eine schwierige Situation, wie du dir vorstellen kannst - nicht zu wissen, woher man kommt, warum man hier ist und wohin einen der Weg führen wird. Wir sind ... wie Waisenkinder. Wir wissen, dass wir etwas verloren haben, etwas sehr Wichtiges, aber es gibt keine Möglichkeit mehr, es zurückzuholen. Wir wissen nicht, wer wir sind. Ihr nennt uns >Aktionskörper ARCHETIMS<, doch das ist nur ein Wort, ein hohler Begriff. Wer war ARCHETIM? Was sind Aktionskörper? Haben wir das Recht auf einen eigenen Willen, oder werden wir ferngesteuert?"
    „Die Träume", erinnerte Myles. „Was hat das mit deinen Träumen zu tun?"
    Orren öffnete die Augen wieder. „Vor einer Weile

Weitere Kostenlose Bücher