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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wie riesige goldene Blasen in diesem „hyperphysikalischen Hohlraum an der Grenze zwischen Fotosphäre und beginnender Konvergenzzone der Sonne" versteckt waren, wie die Wissenschaftler es nannten. Er spürte, dass er noch nie so nahe daran gewesen war, Licht in seine Vergangenheit und das Rätsel seiner Herkunft zu bringen - und die seiner ebenfalls auf der Erde materialisierten Artgenossen. Die Terraner hatten für sie ein Dorf errichtet und sich um sie gekümmert. Aber auf ihre Fragen hatten sie den zweieinhalbtausend Schohaaken keine Antworten geben können.
    Anfangs war Orren Snaussenid nur verwirrt gewesen, und es hatte ihm Leid getan, dass er besonders Mondra Diamond enttäuschen musste. Er mochte sie. Sie war seine Freundin, so, wie Alexander Skargue sein Freund war. Als er gebeten worden war, an der Expedition in die Sonne teil zu nehmen, war er dennoch zunächst unsicher gewesen. Es hatte die Trennung von seinen Artgenossen bedeutet, dem Einzigen, was ihm in dieser unbekannten Umwelt ein Anker war.
    Aber spätestens nachdem er die Plastiken neben dem Portal gesehen hatte, glaubte er, dass es richtig gewesen war. Er konnte das Geheimnis förmlich spüren, das diese wahrscheinlich uralte Station umgab, doch er hütete sich davor, seine Gefühle die Oberhand gewinnen zu lassen. Sie alle brauchten einen klaren Kopf, wenn sie hier bestehen wollten. Sie durften sich auch nicht dadurch entmutigen lassen, dass ihr erster Versuch, mit der Station und ihrer potenziellen Besatzung Funkkontakt aufzunehmen, ebenfalls gescheitert war.
    Die Station schwieg. Aber irgendjemand hatte sie aus den elementaren Gewalten der Protuberanz gerettet, indem er die energetische Röhre projizierte und sie in den Hangar holte.
    Myles Kantor gab ihm ein Zeichen. Alle anderen Wissenschaftler hatten ihre Helme schon geschlossen. Orren Snaussenid tat es jetzt auch, Myles als Letzter.
    Der Schohaake holte noch einmal tief Luft. Es war so weit. Es ging nach draußen - was immer sie dort erwartete.
    Das Innere des Hangars glich im hellen, warmen Licht tatsächlich einer großen Museumshalle, wie jemand aus der Crew spontan gesagt hatte. Die geschnitzt wirkende Pracht der Wände und Decken war einfach überwältigend. Irgendwie wollte sie nicht zur Zweckmäßigkeit eines solchen Raums passen.
    Orren zerbrach sich den Kopf darüber, ob es ihm etwas sagen sollte. Falls ja, war die Erinnerung daran ebenso blockiert oder verschüttet wie an alles andere.
    Er war nicht sicher. Das war er nur bei den beiden Statuen. Sie mussten etwas bedeuten, etwas mit ihm zu tun haben. Sie zogen ihn wie magisch an.
    Die ganze Mannschaft der INTRALUX hatte den „Sonnentaucher" inzwischen verlassen. Sie standen vor der auch äußerlich arg ramponierten Plattform. Orren hatte keine Ahnung von terranischer Technik, hoffte aber, dass Myles und die anderen sie so weit reparieren konnten, dass es ihnen möglich war, die Sonne wieder zu verlassen. Sie besaßen zwar Vorräte für eine Weile, aber ewig konnten sie nicht hier bleiben. „Die Analyse des Umgebungs-Luftgemischs ist abgeschlossen", hörte er Kantors Stimme. „Ihr zufolge können wir es atmen."
    „Ich kann mir nicht helfen", sagte Kyran Anteral ruhig, „aber das kommt mir alles so vor, als hätte man... ja, auf uns gewartet."
    „Hat man vielleicht auch", meinte Inshanin.
    Myles Kantor sah sie durch die Helmscheibe an. „Das ist nicht sehr wissenschaftlich gedacht. Selbst falls es so wäre - woher sollten die Betreiber der Station wissen, welche Luft wir atmen können?"
    Sie zuckte die Achseln. „Probieren wir's einfach aus."
    Damit öffnete sie ihren Helm. Kantor hob warnend eine Hand, doch da hatte sie es schon getan und sog die Hangarluft prüfend ein. Orren sah sie abwartend an. Sie atmete aus und wieder ein. Dann nickte sie, verzog dabei das Gesicht. „Einwandfrei atembar", stellte sie fest. „Aber ich warne euch. Die Luft ist gut, aber hier stinkt's ekelhaft süß."
    Jetzt öffneten auch die anderen ihre Helme, Orren als Letzter. Er nahm einen vorsichtigen Atemzug.
    Dann sog er die Luft tiefer in seine Lungen. „Wenn hier irgendwer extra für uns Atemluft geschaffen hat, hat er sich gewaltig im Aroma verhauen", sagte Myles Kantor mit einer Miene, als habe er in etwas Saures gegessen. „Für menschliche Nasen ist das jedenfalls keine Freude."
    „Ich verstehe euch nicht", sagte Orren. „Diese Luft riecht doch wunderbar. So wie..." Er stockte, Myles und Inshanin sahen ihn an. „So wie?", fragte

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