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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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unzüchtigen Gedanken im Hinblick auf die junge Frau.
    In der weiten Zimmerflucht, an deren Ende seine Privatkapelle lag, begegnete er Rev’rend Fire und den drei Kindern. Er blieb bei ihnen stehen. Sie aßen bunte Zuckerstücke, die der junge Rev’rend unter ihnen verteilt hatte. Danach schlug jedes der Kinder ein Rad oder wenigstens einen Purzelbaum, um sich neue Zuckerstücke zu verdienen. »Kommst du klar mit den Kleinen, Bruder?«, fragte der Erzbischof leise, während Rev’rend Fire die nächsten Zuckerstücke verteilte.
    »Kein Problem, Bruder Erzbischof.« Der junge Rev’rend strahlte über das ganze Gesicht. »Sie sind so lieb. Sie fressen mir aus der Hand, sieh doch.«.
    »Ich sehe es.« Rev’rend Rage strich Margots Töchterchen über das seidige Haar und blickte lächelnd in das rotznasige Gesichtchen. Wie klein diese Kinderchen noch waren, wie unschuldig sie in die Welt schauten, und welche Unmengen an Zuckerstückchen sie verputzten. Zum ersten Mal empfand Rev’rend Rage so etwas Genugtuung, dass er Margot und die Kleinen den gewalttätigen Klauen des monströsen Rabenvaters hatte entreißen können.
    ***
    Als die Sonne aufging, verloren sie die Spur des Dämons. Dennoch fuhren sie weiter an der Flussböschung des Potomac-Ostufers hin und her und hielten Ausschau nach dem gefiederten Bocksschädel. Waashton war inzwischen sechs oder sieben Meilen entfernt, also längst außer Sichtweite.
    Gegen Mittag wollte Rev’rend Sweat aufgeben und zurück nach Waashton fahren, da sahen sie ein paar Männer, die sich schwimmend ans Ostufer des Potomac retteten; Schiffbrüchige offensichtlich. Rev’rend Ripper steuerte seine Maschine durch Gras und Gebüsch bis ins seichte Uferwasser hinein, half den Männern und redete mit ihnen.
    »Der Dämon hat ihr Fischerboot versenkt«, berichtete er, als er zehn Minuten später zurück bei seinem Bischof war.
    »Wie hat er das geschafft?«, wollte Rev’rend Sweat wissen.
    »Sie segelten unter der Cabin John Brigde durch, da sprang er aus den Kletterpflanzen, die von der Brücke hängen, an Deck. Zwei Fischer hat er mit seiner Axt erschlagen, die anderen sind in Panik über Bord gesprungen.«
    Die beiden jungen Männer in den Beiwagen schluckten und wurden blass, während sie zuhörten. »Danach hat der Bocksdämon den Mast gekappt und ein Leck in den Bootsrumpf gehauen«, fuhr Rev’rend Ripper fort. »Das Schiff versank im Potomac. Mit dem einzigen Beiboot ist er dann ans Ufer gerudert, ganz in der Nähe der Cabin John Brigde .«
    »Zurück zur Brücke!«, befahl Rev’rend Sweat. Die Motoren der Maschinen heulten auf. Die beiden Dämonenjäger und ihre Helfer rasten nach Norden zur alten Interstate-Brücke.
    Schon von weitem sahen sie den gefiederten Bockskopfdämon – mitten auf der Brücke hockte er auf dem vollkommen von Efeu eingesponnen Geländer. Die Axt geschultert, verharrte er vollkommen reglos. Er schien ihnen entgegen zu blicken.
    Rev’rend Sweat zögerte nicht einen Augenblick. »Auf die Brücke!«, rief er. Sie gaben Gas und pflügten durch das hohe Gras zur Trasse der alten Interstate hinauf.
    Straße und Brücke waren um das Jahr 2150 herum repariert worden, also knapp hundertvierzig Jahre nach dem Kometeneinschlag. Beide wurden höchsten alle zwei oder drei Monate mal benutzt – in der Regel von fahrenden Händlern oder von den WCA-Truppen – und deswegen nicht regelmäßig gewartet. Die Natur drohte die Straße zurückzuerobern, und die Cabin John Brigde sah aus wie ein von Pflanzen eingesponnenes und über den Fluss gestürztes Skelett eines Dinosauriers.
    Rev’rend Ripper und sein Sozius erreichten die alte Fahrbahn vor Rev’rend Sweat. Sofort beschleunigte er seine Maschine und fegte über Gras und niedriges Buschwerk hinweg der Brücke entgegen. In weiten Sprüngen jagte der gefiederte Bocksschädeldämon schon fast auf der anderen Seite der Brücke dem Westufer entgegen.
    Als Rev’rend Sweat die Fahrbahn erreichte und die Brücke ansteuerte, raste Rev’rend Ripper bereits über die Mitte des Potomac hinweg. Den Dämon konnten zu diesem Zeitpunkt weder der Bischof noch der Neubekehrte im Beiwagen mehr sehen. Als Rev’rend Sweat und sein Mitfahrer selbst die Hälfte der langen Brücke hinter sich hatten, steuerte Rev’rend Ripper seine Maschine gerade vom Trassendamm und in die ebene Graslandschaft des Westufers hinein. Bald verschwand das Dreirad zwischen Bäumen und Büschen, und nicht einmal den Motorenlärm hörte Rev’rend Sweat

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