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2280 - Exil der Orakel

Titel: 2280 - Exil der Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Motana, die auf Lysistrome als Sklaven in Metallminen einen langsamen Tod starben oder sich in den dauergrünen Wäldern stets auf der Flucht vor den Kybb befanden, begrüßten ihre Befreier mit verhaltenem Jubel. Die Männer und Frauen wirkten ausgebrannt und leer, von ihrem schweren Schicksal gezeichnet.
    Und sie waren ängstlicher als alle anderen ihres Volkes, die Atjaa bislang zu Gesicht bekommen hatte. „Wenn wir es hier schaffen, dann schaffen wir es überall!", hatte die Stählerne Schildwache zu Lapidora gesagt.
    Die so spröde Epha-Motana war mit seiner Wahl nicht einverstanden gewesen, wagte es aber nicht, ihm zu widersprechen. Gerüchte, Halbwahrheiten und Geschichten, die in der kleinen Flotte kursierten, erhoben ihn und seine Geschwister in den Rang von Überwesen - die sie in gewissem Sinne ja auch waren. Atjaa konnte in der derzeitigen Situation ein Mehr an Respekt nur recht sein.
    Auf Lysistrome würde er also sein neues Ausbildungslager errichten. Ein Zentrum für zwanzig befreite Welten, in dem die Motana auf ihre zukünftige Aufgaben im Kampf vorbereitet werden würden. Es war gefährlich, das wusste er, doch auch wenn es sinnvoller gewesen wäre, ein kybbfreie Welt als Basis auszusuchen oder nach Tom Karthay zurückzufliegen, hatte er sich für diesen Planeten entschieden. Er durfte die Motana nicht zu schnell entwurzeln, sie mussten die Chance haben, ihren Planeten zuerst als Heim anzunehmen und ihn dann zu verlassen, um ihre eigentliche Heimat, das unendliche Sternenmeer, wieder aufzusuchen.
    Wiederum hieß es allerorten: „Eine unmögliche Aufgabe!" Selbst Atjaa war keineswegs davon überzeugt, dass ihnen ausreichend Zeit blieb. Den neuen Rekruten musste die Angst genommen, mussten die wichtigsten Gesänge in aller Eile eingebläut, spezielle Fähigkeiten erkannt, Epha-Motana, Todbringer und Beistände ausgesiebt,- Kleingruppen gebildet, risikoreiche Praxisschulung durchgeführt werden.
    Und dies alles unter den spitzen Nasen der Kybb! 8000 Todbringer-Schiffe bedeuteten einen Mindestbedarf von 140.000 Motana, ohne Ablösungen für die Quellen und alle anderen Bordelemente zu berücksichtigen.
    Anfänglich verlief alles äußerst zäh. Die eingeborenen Motana blieben in ihrer erbärmlichen Lethargie verhangen, akzeptierten trotz aller Appelle Atjaas nicht, dass sie frei waren. Die Gesänge waren ihnen nahezu vollständig verloren gegangen und nur in verschwommenen Erinnerungen vorhanden. Die hier ansässigen Kybb-Cranar hatten ihren Lebenswillen mit brutalerer Konsequenz gebrochen als irgendwo sonst in den Weiten des Sternenozeans.
    Doch das sollte sich ändern, dank eines an sich selbst zweifelnden Motana-Mannes.
    Gembarog durchwanderte die Wälder Lysistromes nahe dem gerodeten Landeplatz der BOGEN, so wie jeden Tag seit ihrer Ankunft. Alles hier war so ganz anders als auf Tom Karthay. Es gab keine würzigen Nadelbäume, deren geröstete Zapfenfrüchte man essen konnte; auch keinen kühlen Abendwind und schon gar keine frische Luft. Stattdessen wucherten über den niedrig wachsenden Bäumen faulig duftende Schlinggewächse, und Insektenschwärme, gegen deren Gift er sich hatte mehrmals impfen lassen müssen, schwirrten durch die schwüle Luft. „Obacht!", warnte ihn plötzlich jemand, als er sein rechtes Bein von einer Lianenranke befreien wollte. Ein Schatten schwirrte heran, glänzendes Metall blitzte auf - und der fleischige, gelb blutende Strunk eines merkwürdigen Hybridwesens flog durch die Luft.
    Mit winselnden Lauten floh das lebende Gewächs, ein knollenartiger Körper auf nunmehr nur noch sieben Lianenbeinen, tiefer in den Wald hinein. Dort, wo das gelbe Blut umherspritzte, zischte und brodelte es. Äste und Grünblätter vergingen wie von Säure aufgelöst. „Danke!", murmelte Gembarog und musterte seinen Retter, der mit traurigem Gesicht die merkwürdig gekrümmte Hiebwaffe verstaute.
    Ein Waldläufer. „Und uns wollt ihr beschützen vor den Kybb-Cranar?", fragte der dunkelhäutige Motana in seinem merkwürdig schleppend klingenden Dialekt. „Ihr könnt auf euch nicht einmal aufpassen selbst." Er schüttelte zweifelnd den Kopf, spuckte treffsicher auf ein vorbeikriechendes Spinnenwesen und drehte sich ohne Abschied um. „Warte!", rief ihm Gembarog aufgeregt hinterher. „Hab keine Zeit, mich plaudernd zu beschäftigen!" Mit weiten Schritten lief der Mann davon, verschwand bereits nach wenigen Augenblicken aus seinem Sichtfeld. „Ich spüre, dass du anders bist!", schrie

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