2280 - Exil der Orakel
jemand Widerstand leisten können.
Atjaa schüttelte unbehaglich den Kopf. Eine Grenze für die Leistungsfähigkeit der Todbringer, an der sie sich unter keinen Umständen messen durften, gab es allerdings: die Kybb-Titanen. Jene unheimlichen, nahezu unbesiegbaren Kolosse mit ihren ekelhaften Auswüchsen, die selbst den Schutzherren-Portern erfolgreich Paroli geboten hatten.
Atjaa näherte sich wiederum seinen Brüdern, die sich währenddessen still unterhalten hatten. Er holte tief Luft. „Dein Ehrgeiz in Ehren, Hytath - aber ich halte es vorerst für sinnlos, alle Schiffe hierher zu verlegen. Und für ein unangebrachtes Risiko. Noch dürfen wir nicht auf uns aufmerksam machen ..."
„Wir dürfen nicht weiter zögern", drängte Eithani, der sich damit offen auf Hytaths Seite stellte. „Während wir beide hier das Training weiter forcieren und Hytath den Schicht-Pendelverkehr koordinieren wird, sollten Metondre und Catiaane neue ...
Rekruten suchen."
„Gibt es etwas, das ich wissen sollte?", fragte Atjaa überrascht.
Bort blickte sich um. Die meisten Patriarchen stimmten Goth zu. Wenn schon nicht aus Überzeugung, dann aus Gehorsam dem Amt des Obersten gegenüber.
Im Wasser sah es anders aus. Die meisten Frauen und Kinder schwappten unruhig auf und nieder. Sie zeigten sich der Psi-Strahlung gegenüber erfahrungsgemäß sensibler - und sie besaßen die besseren Instinkte. „Was ist, wenn die Verhältnisse noch extremer werden?", fuhr Bort fort. „Wir sollten ..."
„Wir sollten dieses Schauspiel schleunigst beenden", unterbrach ihn der Oberste erneut. „Willst du etwa sagen, dass du uns mit dem Finalen Ruf belästigt und hier versammelt hast, um diese Lächerlichkeit zu bereden?"
Noch gestern wäre Bort nach diesen beleidigenden Worten im wahrsten Sinn des Wortes nach oben geschwebt und hätte sich gehen lassen. Aber nicht zu dieser Stunde, an diesem Ort.
Veränderungen, erkannte er plötzlich süßwasserklar, beginnen nicht an der Spitze des Felsens, sondern an seiner Basis. Alles, was er zu sagen hatte, galt den Massen im Wasser, die, während die ersten Regentropfen niederplatschten, sich enger aneinander schmiegten. „Ich erwarte nicht, dass sich der Oberste des Rats meiner Meinung anschließt", gurgelte er laut. „Ich hoffe nur, dass er sie akzeptiert und über meine Vorschläge abstimmen lässt..."
„Wir sollen dir, einem Verbannten, der trotz seines Verbots in die Cain-Orakelstadt zurückgekehrt ist und für zweifelhafte Unruhe sorgt, mehr Rechte geben, als ihm zustehen? Lachhaft!"
„Ich fordere eine Abstimmung", wiederholte Bort ungerührt. „Die Schota-Magathe sollen sich einen Plan für den Fall des weiteren Anstiegs der Psi-Konstante zurechtlegen. Wir alle müssen uns bewusst sein, dass unsere Existenz in Gefahr ist." Er wandte sich Goth Dungear zu. „Meine Bitte steht in keinem Widerspruch zum Dogma der Nichteinmischung und der Unsichtbarkeit."
„Augenwischereü", brüllte der Oberste. „Du beugst und dehnst die Anordnungen der Carya Andaxi. Aber wir alle durchschauen deine wahren Ziele." Der alte Patriarch hob die zitternden Arme und vollführte eine Geste, als wolle er seine Zuhörer umarmen. „Du willst Veränderungen herbeiführen", fuhr er fort, „unsere Lebensart und Anschauung verwirbeln. Und dabei greifst du zu List und Tücke, redest mit trockener Zunge. Gib zu, dass es dir nicht um die Beseitigung irgendeiner Gefahr geht, sondern nur darum, deinen Ehrgeiz zu befriedigen!"
Bort schwieg lange Zeit auf die heftigen Anschuldigungen. Vieles hatte sich heute geändert, und es waren ihm Dinge eingefallen, von denen er nie geglaubt hätte, sie für seine Ambitionen einsetzen zu können.
Die Massen der Schota-Magathe hingen an seinem Rüssel, warteten darauf, dass er auf die Worte des Obersten reagierte, sich verteidigte. Selbst die Schöpfung schien den Atem angehalten zu haben. Ungewohnt sanfte Wellen, wie sie nur alle paar Tage zu beobachten waren, umspülten den Großen Grat. Der Regenfall hatte für einen Moment aufgehört. „Ja", antwortete Bort schließlich, an Goth. „Du hast die Wahrheit erkannt -und dennoch gänzlich missverstanden."
Ein verwundertes Blubbern ging durch die Menge. „Ich möchte meinen Ehrgeiz tatsächlich befriedigen. Was mich antreibt, ist reines Eigeninteresse. Ich will, dass mein Leben sicherer wird." Er machte eine kurze Pause. „Und zugleich mit meinem wird auch das Leben aller anderen Schota-Magathe sicherer werden." Bort rollte seinen
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