Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2280 - Exil der Orakel

Titel: 2280 - Exil der Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gefegt. Da und dort trieb ein trauriger Einzelgänger durchs ruhige Wasser und blies missmutig Sprühfontänen in die Luft.
    Die Frauen und Kinder hatten sich, sofern es Bort Leytmark überblicken konnte, in ihre privaten Räumlichkeiten zurückgezogen, die Algenvorhänge vorgezogen und gaben sich melancholischem Singsang hin.
    Und die Patriarchen, Jungbullen und Alten?
    Viele waren offensichtlich ausgezogen und suchten Vergessen in Jagd und der täglichen Arbeit der Nahrungsbeschaffung. Ablenkung, um nicht an den Schock denken zu müssen, den die Psi-Welle verursacht hatte.
    Kentiloy schwamm neben ihm her. Lethargisch bewachte sie die Brut. Sorgte mühsam dafür, dass sich die Kinder nicht unbeaufsichtigt entfernten und in ihrem zerrütteten Zustand Schaden anstellten.
    Die Votumshöhle, in der sie sich nunmehr befanden, war die größte von allen. Mehr als 10.000 Schota-Magathe konnte das kristallklare Becken aufnehmen, wenn sie sich eng über- und nebeneinander stapelten.
    Bort pumpte seinen Körper auf, ließ gleichzeitig Lungen- als auch Kiemenatmung aktiv bleiben. In seinem Bauch sammelte er den Ton, presste ihn gequält und unter großen Schmerzen hervor. Es waren dies tiefe und tiefste Vibrationen. Nahezu unhörbar, aber umso besser spürbar, würden sie sich über mehrere tausend Körperlängen verbreiten, Schwingungen im Wasser und an der Gesteinsoberfläche verursachen, vielfach gebrochen von mannigfaltigen Echo-Resonanzkörpern in den Tiefen der Orakelstadt.
    Für einen kurzen Moment ließ Bort Wiini aus seinem Maul rutschen, quetschte den bedrückenden Ton mit den letzten Resten seiner Atemluft hervor. Anschließend holte er das Kleinkind, das langsam nach unten sank, mit lethargischen Flossenschwänzlern ein und nahm es wieder behutsam in sein Maul.
    Wer auch immer den Finalen Ruf vernommen hatte - er würde ihm gehorchen und zum Großen Grat folgen müssen.
    Bort Leytmark blickte vom Großen Grat hinab.
    Da kamen sie. Mit schwachen, lustlosen Flossenschlägen teilten sie das Wasser, näherten sich dem Versammlungsfelsen. Viererweise, dutzendweise, vierzigerweise.
    Die Patriarchen. Dahinter die Familien. Die Alten. Die Einzelgänger.
    Niemand wagte es, Sprünge zu machen. Diese Form der zeitverlustfreien Ortsversetzung erschien ihnen unter den derzeitigen Umständen wie eine weitere Herausforderung des Schicksals.
    Die Patriarchen des Obersten Rates umschwammen den Felsen und kamen mühsam den steilen Weg heraufgeplatscht.
    Mutter Ozean hatte Einsehen mit ihnen. Die endlos gegen den Felsen krachenden Wellen erzeugten bloß matte und niedrige Gischtkronen. Selbst der Wind, der normalerweise laut pfeifend über die Klippe heraufzog, war kraftlos. Keine Böen, keine Verwirbelungen und kein salziger Sprühregen waren zu spüren. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Dicke, feiste Wolkenbänke wälzten sich über den Horizont, näherten sich beängstigend rasch ... „Du forderst dein Schicksal und das deiner Familie heraus", bellte ihn Goth Dungear an, während er sich näher wälzte. Auch wenn sich der Oberste bissig gab - er schien nur ein Schatten seiner selbst zu sein. „Ich bestehe lediglich auf meinem Recht", antwortete Bort unbeeindruckt. „Es steht jedermann zu, den Finalen Ruf auszuschicken."
    „... sofern er einen vernünftigen Grund dafür hat, mein Junge." Ächzend kam der Alte näher und warf sich flach neben ihm zu Boden. „Sieh nur hinab, Bort", flüsterte er so leise, dass niemand anders die Worte hören konnte, „so knapp, wie du derzeit am Abgrund liegst, so knapp liegst du mitsamt deiner ganzen Sippe vor dem endgültigen Absturz in das Nichts. Willst du die endgültige Verbannung riskieren oder gar - Schlimmeres?"
    Bort rührte sich nicht, antwortete nicht. Alles, was das alte Fettross sagte, um ihn erneut zu unüberlegten Reaktionen zu verleiten, prallte ab wie die eisige Kälte des Winters an der dicken Speckschicht seines Körpers.
    Obwohl sich die Schota-Magathe immer enger schichteten, sowohl auf als auch vor dem Felsen, kam keinerlei Unruhe auf. Alles passierte in trübseligem Schweigen, nur ab und zu vom Brüllen eines Klippenbrechers unterbrochen.
    Die Sonne Cain würde bald untergehen. Beide Monde standen bereits im Firmament, würden jedoch von der näher kommenden Wolkenfront aufgefressen werden.
    Die Patriarchen lagen dicht an dicht am Großen Grat. Kein Brütling hätte mehr zwischen ihnen Platz gefunden. Das Wasser unterhalb war von einer unüberschaubaren Schota-Menge

Weitere Kostenlose Bücher