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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kybb regelrecht abgeschlachtet. Öffentliche Hinrichtungen hatte es sehr lange nicht mehr gegeben auf Terra; nun fanden sie fast täglich statt. Große Menschenmengen wurden zusammengetrieben und gezwungen, dem grausigen Spektakel beizuwohnen; wer sich dem entziehen wollte, landete selbst vor dem Exekutionskommando.
    Vielleicht besuchten hier ja deshalb so viele den Circus Rochette: weil er ein harmloses Vergnügen anbot, ein klein wenig Heiterkeit, Zerstreuung und Vergessen, zwei Stunden des unschuldigen Staunens und Lachens in Zeiten der bitteren Not.
    Auf der anderen Seite aber gewann, ungeachtet all der praktizierten Grausamkeit und Lebensverachtung, die Kirche des Gottes Gon-0 rasend schnell Zulauf.
    Die charismatischen Predigten seines Propheten Carlosch Imberlock, planetenweit über sämtliche Trivideo-Sender ausgestrahlt, fielen auf fruchtbaren Boden. Je näher der Tag der Verkündung rückte, desto mehr Jünger schlössen sich ihm an. Aus freien Stücken, ohne Einwirkung des „Gottes" Gon-Orbhon!
    Dies waren nicht mehr nur Opportunisten, die ihre Chance witterten, in der kirchlichen Hierarchie aufzusteigen und endlich Macht und Einfluss zu erringen. Oder Verzagte, die hofften, durch ihr halbherziges Bekenntnis den Irrsinn zu überleben, der auf der Erde regierte.
    Nein: Erschütternd viele Terraner, Menschen wie andere Bewohner des blauen Planeten, vermeinten in Gon-0 jene unumschränkte Autorität zu erkennen, nach der sie sich schon immer gesehnt hatten; den „starken Mann", der sie führte, ohne sich lang nach ihrer Meinung zu erkundigen, ja der nicht den geringsten Wert darauf legte.
    Jene Konvertiten fieberten dem Tag der Verkündung entgegen. Nicht wenige von ihnen waren bereits in und um Neapel eingetroffen, um der Zeremonie beizuwohnen, weshalb die Stadt am Vesuv und die umliegenden Gemeinden schon jetzt aus den Nähten zu platzen drohten.
    Die Vorfreude, die selige Selbstaufgabe und die - ja! - Fröhlichkeit, die von diesen Jüngern ausgingen, kontrastierten scharf mit dem Gram und der Niedergeschlagenheit der Unterdrückten. „Was mir nicht in den Kopf will", schloss Mondra ihre Zusammenfassung, „ist der Umstand, dass sich eine derart große Zahl von Terranern so begeistert zu Nullen machen lässt."
    „Tatsächlich ist das die faszinierendste aller Zahlen", wich Homer aus. „Verzeih, doch mathematische oder buchhalterische Spitzfindigkeiten interessieren mich momentan wenig."
    Er lächelte. „Nullen sind nicht gefährlich, und mögen sich noch so viele davon zusammenrotten.
    Erst wenn eine Eins davor steht..."
    „Diese schlaue Erkenntnis, Geschätzter, ist noch älter, als selbst du es bist. -Egal. Wollen wir einen Plan entwerfen, wie die Dinge aufzutreiben sind, die wir für unsere Freveltat noch benötigen?"
    „Gern", sagte Homer.
    Mondra schlug klatschend die Handflächen zusammen. „Gut. Ich hätte da nämlich schon ein paar Ideen ...
     
    60.
     
    Pepi Hoffa zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
    Er drehte langsam den Kopf. Ein Engel stand neben seinem Barhocker und strahlte ihn an. „Du ... du bist wirklich gekommen?", stammelte er.
    Schon falsch, Pepi, alter Esel!, tadelte er sich in Gedanken. Ein Mann von Welt nimmt es als selbstverständlich hin, dass die Dame erscheint, mit der er sich verabredet hat.
    Aber er war eben kein Mann von Welt; nur der unmaßgeblichste Akten-Ordner in der unbedeutendsten Außenstelle der derzeit gewiss unwichtigsten Abteilung VII des TLD Neapel.
    Und bestimmt nicht der Typ, dem die schönen Frauen in Scharen nachliefen. „Klar doch", sagte der Engel. „Hat dir mein Trapezakt ernsthaft gefallen, oder hast du nur mir zuliebe so heftig applaudiert?"
    Pepi konnte nicht glauben, dass sie ihn gestern Abend im Zuschauerraum entdeckt hatte. Doch er verkniff sich gerade noch, ihr das aufs entzückende Naschen zu binden.
    Stattdessen sagte er mit, wie er hoffte, nonchalantem Unterton: „Ich war durchaus beeindruckt.
    Körperbeherrschung gehört für uns Agenten natürlich zum täglichen Brot, aber du hast da ein paar Sachen gezeigt... alle Ehre!"
    Nicht so auf ihren Busen glotzen!, ermahnte er sich. Und behalt deinen Speichel im Mund!
    Ashanty zeigte sich geschmeichelt und schenkte ihm einen Augenaufschlag, dass seine Knie weich wurden. „Na, was haben wir heute Nacht noch vor, mein Agent?"
    Das war eindeutig.
    Er fasste es nicht: Dieses Superweib, diese Welt-, ach was: Galaxisklasse-Frau, die vom gesamten männlichen Publikum im

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