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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fraglich."
    „Gefragt wird nicht." Valerie zog eine Kopie und hielt sie ihm hin. „Hier. Ihr liefert eine Spitzenshow ab oder tretet kurz danach gleich nochmals im Trivid auf. Nämlich als Hauptdarsteller bei einer Hinrichtung. Haben wir uns verstanden?"
    Der Clown drohte vor Schreck umzukippen. Sie musste aufspringen, um ihn zu stützen.
    Weichet, dachte sie verächtlich, nachdem di Rochette mit einer lächerlich verwackelten Verbeugung abgegangen war. Mimt den großen Zampano, aber abseits seines geschützten Arbeitsplatzes kann er kaum fehlerfrei einen Fuß vor den anderen setzen.
    Sie schlug sich noch weitere zwei Stunden mit Musikern, Holo-Designern und ähnlichem Gesocks herum, dann ging sie in die Mittagspause. An der Kassenschranke der Kantine machte der Automat sie darauf aufmerksam, dass sie ihre Signatur-Plakette nicht trug und daher keine Registrierung erfolgen könne. Komisch. Valerie war sicher, dass sie das Abzeichen am Morgen angesteckt hatte. Sonst wäre sie ja auch gar nicht durch den Personaleingang gekommen. Es musste irgendwann im Lauf des Vormittags runtergefallen sein.
    Verdrossen ließ sie das Menü stehen und begab sich mit knurrendem Magen ins Personalbüro, um sich eine neue Plakette ausstellen zu lassen.
    Wieder einer dieser Tage, dachte Valerie Bozen. Einige ihrer Unterlagen vermisste sie ebenfalls.
    Gottlob war nichts wirklich Wichtiges dabei.
    Sie ärgerte sich trotzdem. Soviel sie später auch wühlte, die Notizen blieben unauffindbar, vom Schreibtisch verschwunden wie durch Zauberhand.
     
    62.
     
    „Schön, dass wir uns einmal persönlich treffen", versuchte Fu En-Daras guten Wind zu machen. „In natura siehst du übrigens viel besser aus als am Visiphon."
    Das Kompliment hinterließ keinerlei Eindruck bei Sterrings Assistentin. „Ich komme selbst vorbei, weil dieser Auftrag mit absoluter Priorität zu behandeln ist und ich vermeiden will, dass er im bürokratischen Ablauf verzögert wird."
    Fu überflog die Liste. Robomechanische Kostüme, Originalgröße, mit allem Drum und Dran ... „Ich nehme an, du brauchst das Ganze schon bis vorgestern?"
    „Morgen. Direkt an die beiliegende Adresse zu liefern. Und halt dich und mich nicht mit Rückfragen auf, klar? Das Zeug wird so hergestellt, wie es da beschrieben ist!"
    Nach vielen Jahrzehnten als Ausstatter für die Theater und Sendeanstalten Neapels war Fu En-Daras Kummer gewohnt. Er hatte es längst aufgegeben, sich zu wundern oder die Sinnhaftigkeit gewisser Anforderungen in Zweifel zu ziehen. Was Valerie Bozen bestellte und mit ihrer Signatur abzeichnete, würde sie kriegen.
    Auch wenn er insgeheim der Meinung war, dass schon mehr als genug echte Kybb-Soldaten die Stadt terrorisierten.
     
    63.
     
    „Bist du Mario Modesto?"
    „Wer will das wissen?"
    „TLD Neapel, Abteilung sieben."
    Die beiden halben Portionen wedelten mit ihren Ausweisen. Mario sah gar nicht hin. „Was ist los, Jungs?", spottete er. „Mit dem falschen Fuß aufgestanden? Oder zu wenig Sex gehabt in letzter Zeit? Wenn's um das geht, kann ich gern ein gutes Wort bei ein paar von' unseren Mädels einlegen."
    Es geschah nicht oft, dass sich die mit der Überwachung der Camorra-Aktivitäten betrauten Beamten aus ihrer Dienststelle hervorwagten. Mario zu belästigen kam einem Sakrileg gleich.
    Noch dazu mitten in seinem Revier, wenn er sich gerade anschickte, in seinen neuen, ultraheißen Sportgleiter zu steigen. „Es ist spät. Kleine Jungs wie ihr gehören in die Heia. Schiebt ab", sagte er, immer noch freundlich. „Spielt woanders und mit Leuten eurer Kragenweite."
    Auf einmal hielt derjenige Wicht, welcher noch ein Stück kleiner war als sein Kumpel, einen Strahler in der Hand. Er schirmte die Waffe mit seinem schmalen Körper vor den Blicken der wenigen Passanten ab; durchaus professionell, wie Mario zugeben musste.
    Ein Anflug von Besorgnis überkam ihn. Sein Herzschlag und seine Gedanken beschleunigten sich.
    Dieser Stadtteil zählte zum Hoheitsgebiet von Don Carreras. Mario, als dessen rechte Hand, fühlte sich darin normalerweise sicherer als an jedem anderen Platz des Sonnensystems.
    Andererseits sannen die Romeros auf Rache, seit ihr Clanführer im Krankenhaus das Zeitliche gesegnet hatte. Denen war allerhand zuzutrauen.
    Aber sie würden niemals hier angreifen, auf Carreras-Land, und schon gar nicht mit Mario als Ziel! Das entspräche einer offenen Kriegserklärung. Don Migueles Vergeltung wäre sicher fürchterlich.
    Außerdem mischte sich der

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