2287 - Die Träume der Shohaaken
es möglich war, den Geist einer Superintelligenz mechanisch anzuregen, musste es auch möglich sein, mit reiner Geisteskraft Einfluss auf mechanische Vorgänge zu nehmen.
So weit ist es also gekommen. Dieser Verrat, diese Indiskretion war ungeheuerlich. Bislang war Stomh stets davon ausgegangen, dass auf Oaghonyr als geistigem Zentrum der Schohaaken noch die alten Werte hochgehalten wurden, doch offensichtlich war es auch damit nicht mehr weit her.
Ugelsend schien seine Gedanken zu ahnen, zumindest jedoch zu befürchten, dass sie ihm nicht sehr wohl gesinnt waren. „Überleg doch, welche Möglichkeiten diese Erfindung bietet!", sagte er eindringlich. „Wir können unsere Raumflotten damit ausrüsten! Die Reaktionszeit der Mannschaften wird sich deutlich verkürzen, und mit diesem Vorteil werden wir endgültig unangreifbar! Oder ..." Er zögerte. „Wir könnten diese Technik anderen Völkern verkaufen und damit unserer Wirtschaft den dringend benötigten Schub geben!"
Und damit einen strategischen Vorteil aus der Hand geben? Stomh verzog gequält das Gesicht. „So einfach dürfte das nicht sein", erwiderte er. „Aber du wirst diese Entwicklung nicht verhindern können! Wenn dein Ministerium unsere weitere Arbeit nicht finanzieren will..." Er machte eine vielsagende Geste. „Nein", sagte Stomh, „ich kann diese Erfindung nicht unterdrücken und will es auch gar nicht. Unser Volk wird davon profitieren. Aber ich kann und werde herausfinden, wie sie zustande kam. Und falls es dabei Unregelmäßigkeiten gab, kann und werde ich die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen."
Rimer Ugelsend sah ihn trotzig und herausfordernd zugleich an. „Versuch es ruhig", sagte er.
Plötzlich fühlte Stomh sich unendlich müde. Mit Karram Nessowacks Verrat hatte der Niedergang der Schohaaken begonnen, das erkannte er nun ganz deutlich. Der Isolationismus würde die Schohaaken in den Untergang treiben, wenn die anderen Völker von Phariske-Erigon sich nicht sogar irgendwann gegen die Schohaaken verbünden und sie hinwegfegen würden. Doch das würde das Ende nur beschleunigen.
Ihm wurde klar, dass er Ugelsend nicht wegen des zweiten Daumens verabscheute. Sondern weil er blindlings einem Verräter und Versager wie Nessowack folgte.
Doch das traf auf 95 Prozent aller Schohaaken zu.
Er seufzte schwer. „Wir werden eure Erfindung überprüfen und bei positivem Bescheid die Serienherstellung finanzieren", sagte er. Vielleicht werden wir damit zuerst die Gedenkstätte ausstatten, fügte er in Gedanken hinzu.
Zum Ruhme ARCHETIMS. Denn ich befürchte, diese Erfindung ist die letzte von Bedeutung, die die Schohaaken in ihrer langen Geschichte jemals machen werden ...
Der Niedergang, dachte Orren Snaussenid. Jede einzelne dieser Inkarnationen berichtet vom Niedergang meines Volkes.
Er konnte es nicht mehr ertragen.
Und doch ging er weiter, legte die Hand auf die nächste Versteinerung und erlebte Szenen aus Stautem Sastniges Leben... „Was sind das nur für Wesen?" Stautem Sastnige legte die Hand um Paul Orhemarks Oberarm und drückte so fest zu, wie er konnte.
Sein Adjutant zuckte vor Schmerz zusammen, schüttelte die Hand aber nicht ab. „Das kann ich dir nicht sagen, Stautem!"
Er hätte die Frage anders stellen sollen. Diese Geschöpfe waren aus einer anderen Galaxis gekommen, niemand wusste, aus welcher. Vielleicht aus Tare-Scharm, um sich dafür zu rächen, dass ARCHETIM dort die Entstehung einer Negasphäre verhindert hatte?
Und sie waren wie die Yelsest über Phariske-Erigon hergefallen. Eine Welt nach der anderen hatten sie verwüstet, mit Tod und Vernichtung überzogen, ganz gleich, ob sie von Schohaaken oder anderen Völkern bewohnt wurde. Noch war Oaghonyr nicht gefallen. Sämtliche verfügbaren Schiffe waren beim einstigen Zentrum der Galaxis zusammengezogen worden und verteidigten ihre Heimat gegen eine Welle der Angreifer nach der anderen.
Aber Foberkjor war verwüstet worden, und Stautem bezweifelte, dass sich das Reich der Schohaaken von diesem Schlag erholen konnte. Ihr wichtigsterihr einzig verbliebener - Werftplanet war nur noch verbrannte Erde, die nie wieder Leben hervorbringen würde.
Nein, eigentlich hatte er gemeint: Was für Wesen können so etwas tun? „Du glaubst wirklich, dass wir beim Raumhafen Hilfe bekommen werden, Stautem?", fragte Palil.
Er lachte leise auf. Hilfe, dachte er verzweifelt. Wenn sie Glück hatten, würde Oaghonyr noch einmal ein Schiff schicken, ein letztes Schiff, um sich
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