2287 - Die Träume der Shohaaken
zu überzeugen, dass die Berichte zutrafen und die Werft irreparabel zerstört war. Und wenn sie noch mehr Glück hatten, würde dieses Schiff sie entdecken, an Bord nehmen und nach Oaghonyr bringen ... der letzten Feste der Schohaaken.
Stautem hoffte aber nicht mehr darauf.
Der heiße Sturm, der nun unentwegt über Foberkjor fegte, zerrte an seiner zerrissenen Kleidung und schmirgelte seine geschuppte Haut mit winzigen Sandkörnchen. Keine zehn Meter weit konnte er sehen. Sein Mund war ausgetrocknet, sein Magen ein harter Klumpen, der Schmerzen in den gesamten Körper ausstrahlte, und seine Beine weigerten sich, ihn auch nur noch einen Meter weiter zu tragen. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, um sich nicht einfach gegen einen Felsen zu lehnen, ihn dann langsam hinabzurutschen, auf den heißen Boden zu gleiten, einfach liegen zu bleiben und dann einzuschlafen, um nie wieder zu erwachen.
Nein, dachte er. Sein Leben war verwirkt, die Strahlung, die bei dem Angriff auf Foberkjor freigesetzt worden war, würde ihn langsam, aber sicher töten. Auch die beste Behandlung auf Oaghonyr würde diesen Prozess nur verzögern, nicht aber aufhalten können.
Aber er war ein Zeitzeuge. Er war der Befehlshaber der Bodentruppen von Foberkjor, und er hatte den Untergang dieser Welt miterlebt. Er musste den nachfolgenden Generationen davon berichten.
Nachfolgende Generationen ... Er lachte leise auf. Würde es überhaupt noch eine nächste Generation von Schohaaken geben, oder würde der unbekannte Feind das Werk, das er begonnen hatte, konsequent fortführen und sie bis auf den letzten Mann, die letzte Frau, das letzte Kind töten? „Weiter", krächzte er, „weiter! Wir müssen zum Raumhafen!"
Während er mechanisch, wie ein Roboter, einen Fuß vor den anderen setzte, gestand er sich ein, dass es ihm gar nicht darum ging, nachfolgenden Generationen Bericht zu erstatten.
Es ging ihm um die Ehre. Um die Gnade, die den bedeutendsten Schohaaken gewährt wurde. Zu einer Inkarnation zu versteinern und ein Leben in der Zeitlosigkeit zu führen. Wer konnte schon wirklich sagen, was das für ein Leben war?
Erwachte er lediglich, wenn ein Schohaake ihn berührte, um ihn dann Anteil an seinem Leben nehmen zu lassen? Oder war da vielleicht doch etwas mehr, eine Spur von Bewusstsein, konserviert in alle Ewigkeit?
War es nicht nur eine große Ehre, zu einer Inkarnation zu werden, sondern vielleicht auch eine Belohnung? Eine Art von... Unsterblichkeit? „Weiter!", sagte er wieder. „Gib nicht auf, Palil!"
Nur wenn wir den Raumhafen erreichen, dachte er, weil das Sprechen ihm mittlerweile immer schwerer fiel, besteht die Hoffnung, dass man uns findet! Nur am Raumhafen, der direkt neben der Werft liegt, die jetzt nur noch ein gewaltiges Loch im Boden ist, ein riesiger Krater...
Erst als er sich zu Palil Orhemark umdrehte, weil er keine Antwort bekam, bemerkte er, dass sein Adjutant gar nicht mehr an seiner Seite war. Irgendwann musste er zurückgeblieben sein, war vielleicht einfach zu Boden gesunken, um sich auszuruhen, ein wenig zu schlafen.
Wenn ich auch nur einen Augenblick lang stehen bleibe, wird es mir genauso ergehen, dachte er. Damit würde er sein Leben einfach fortwerfen, auf die größte Ehre verzichten, die einem Schohaake zuteil werden konnte, und auch auf die winzige Chance auf ein klein wenig Unsterblichkeit...
Zuerst glaubte er, er würde halluzinieren und das gelbrote Licht, das den tosenden Staubsturm durchdrang, würde nur in seiner Einbildung existieren.
Doch dann wurde es immer heller, und plötzlich war da gar kein Staub mehr und kein Wind, der an ihm zerrte, und er spürte, wie sein Körper plötzlich ganz leicht wurde und die Beine sein Gewicht nicht mehr tragen mussten.
War das der Tod? War er erneut gescheitert, wie bei der Verteidigung von Foberkjor? Nein. Ein Traktorstrahl hatte ihn erfasst, und ein Prallschirm hielt den Staubsturm von ihm ab.
Oaghonyr hat tatsächlich ein Schiff geschickt!, dachte er. Seine Besatzung, hat in dieser endlosen Wüste aus Staub und Gestein meine Lebenszeichen geortet, und sie nimmt mich an Bord, und gleich werde ich zu trinken bekommen, und ein Mediker wird sich um mich kümmern, und...
Plötzlich bezweifelte Stautem Sastnige nicht mehr, dass man ihm die größte Ehre überhaupt nicht verweigern würde. Er würde bis in alle Ewigkeit in ARCHETIMS Gedenkstätte der Nachwelt berichten, was hier auf Foberkjor geschehen war.
Die reine, ungeschminkte
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