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2287 - Die Träume der Shohaaken

Titel: 2287 - Die Träume der Shohaaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lachte leise auf. „Wenn ich das wüsste ..."
    „Du hast nicht einmal eine Vermutung?"
    Er überlegte kurz und log dann erneut. „Nein. ES hat es mir nie verraten. Als wir 1218 an der Großen Leere gegen die Abruse kämpfen, kam Ernst Ellert, der Bote von ES, an Bord der BASIS. Damals erklärte er ausdrücklich, mein Stigma einer Spiralgalaxis hätte nichts mit der Abruse zu tun, sondern mit einem anderen Ereignis, das erst in der Zukunft eintreten würde." Er lachte erneut. „Darüber müsst ihr euch jetzt nicht den Kopf zerbrechen, hat Ellert wörtlich gesagt."
    Inshanin gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Manchmal ist es grausam, ein Unsterblicher zu sein, nicht wahr?"
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe jahrelang nicht an das Zeichen gedacht, hatte es fast vergessen." Das war die dritte Lüge in drei Minuten.
    Er fuhr mit der Hand über die viereckige, flache, etwa anderthalb mal zwei Zentimeter große Verhärtung unterhalb seines linken Schlüsselbeins, über die Stelle, an der sein Zellaktivatorchip saß.
    Er hatte unentwegt an das Mal gedacht, und erst vor kurzem war ein Verdacht in ihm erwacht. Ein schrecklicher Verdacht.
    Das Mal hatte die Form einer Spiralgalaxis. Genau dieselbe Form entstand, wenn ein Zellaktivatorchip vernichtet wurde.
    Das wandernde Zeichen der Spiralgalaxis.
    Beide Symbole waren identisch.
    Konnte man darin nicht eine tiefere Bestimmung erkennen? Seine tiefere Bestimmung?
    Musste er sterben, damit die Menschheit leben konnte?
    Konnte ES so grausam sein? Ja. Ohne Zweifel. Er musste nur daran denken, was Lotho Keraete durchgemacht hatte, nur um zum neuen Boten von ES werden zu können. Natürlich, die Superintelligenz hatte Lotho vor dem sicheren Tod gerettet, aber ... hatte das sein müssen?
    Die Großen Pläne der Hohen Entitäten sahen keine Rücksicht auf niedere Individuen vor.
    War er bereit zu sterben? Es kam ihm so furchtbar sinnlos vor. Warum hatte ES ihm den Zellaktivator und das Mal verliehen und ihm seine Beine zurückgegeben, wenn er sein Leben aufgeben musste, bevor er seine natürliche Lebensspanne hinter sich gebracht hatte? All das, was er bislang für die Menschheit getan hatte, all die wissenschaftlichen Entdeckungen hätte er auch ohne Zellaktivator vollbringen können.
    Warum also?
    Er sah nicht den geringsten Sinn hinter dem Großen Plan, falls es ihn überhaupt gab. Falls das alles nicht nur eine zufällige Entwicklung war, die ES nicht hatte vorhersehen können, weil die Superintelligenz nicht mehr in einer Zeitschleife lebte, die ihr Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erschloss.
    Aber das, was geschehen war, beruhte letzten Endes auf seinen Entscheidungen. Nicht ES hatte ihn auf die Idee gebracht, einen Sonnentaucher erbauen zu lassen. Nicht ES hatte die Mitglieder dieser Mission auserwählt, sondern er selbst.
    Könnte er doch nur die anderen in Sicherheit bringen! Könnte er doch nur Inshanin retten! Inshanin ... Er hatte ursprünglich verfügt, dass sie nicht an der Expedition teilnehmen sollte. Und dann hatte er sich von Inshanin doch dazu überreden lassen. Weil er schwach gewesen war, keine Willenskraft hatte, musste sie nun sterben.
    Plötzlich ertrug er es nicht mehr, sie zu berühren. Er nahm die Hand von ihrem Rücken, rutschte ein Stück zur Seite, doch sie folgte ihm, schmiegte sich an ihn. „Ich liebe dich", flüsterte sie. „Trotz allem, was geschehen wird, liebe ich dich."
    Obwohl ich dich zum Tode verurteilt habe?, dachte er. Obwohl ich deinem Leben ein Ende setzen werde?
    Täuschte er sich, oder hatte er feuchte Augen?
    Er dachte an Kallia. Auch sie hatte er verloren.
    Aber bei Inshanin blieb ihm wenigstens die Trauer erspart. Er würde nicht die nächsten 80 Jahre an sie denken müssen, an das, was er verloren hatte.
    Er fragte sich, wie er mit dieser Schuld leben sollte. Mit der Belastung, die Frau getötet zu haben, die er liebte.
    Dann zuckte er zusammen, und die Schuld schien sein Herz zu sprengen.
    Er würde ja nicht mit dieser Schuld leben. Nicht einmal diese Sühne wurde ihm gewährt. „Du musst es tun, Myles", riss sie ihn aus seinen düsteren Gedanken, aus seiner Selbstzerfleischung. „Es gibt keine andere Lösung."
    Er atmete tief aus, und es klang wie ein gequältes Röcheln. Sie hatte Recht.
    Er konnte die anderen nicht retten. Auch nicht Inshanin. Nicht einmal Inshanin. Ganz im Gegenteil. Wenn sie das Ziel erreichen wollten, mussten sie alle zusammenarbeiten.
    Bis auf Orren Snaussenid, dachte er, den eigentlich keiner

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