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2288 - Notruf von Terra

Titel: 2288 - Notruf von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Suite liegt rechts von hier."
    Links und rechts lagen Maschinenhallen, in denen kleine Industriekomplexe Nahrungsmittel produzierten. An weitläufigen Lagerhallen vorbei drangen sie in das Zentrum der Station vor. Neben einem Abstellraum für Lastenroboter entdeckte Kantiran eine Kabine von ungefähr zehn Quadratmetern. Eine Liege und ein Stuhl bildeten das einzige Mobiliar. Eine zweite Tür führte in einen angrenzenden Kontrollraum. „Niemand da", stellte er fest. Mit ein paar Schritten stand er an der Steuerkonsole. „Gibt es hier kein Kontrollpersonal?"
    „Das ist nicht nötig", lautete die Antwort der Steuerpositronik. „Alle Anlagen arbeiten autark. Lediglich bei Umstellungen auf andere Produkte kommt es vor, dass Kontroll- und Ruheraum für zwei, drei Tage benutzt werden."
    Kantiran kehrte in die Kabine zurück und sank auf den Stuhl. Er war ihm zu hart, also legte er sich auf das Bett und schloss die Augen.
    Von hier aus musste es klappen. Er schickte seine mentalen Ströme auf die Reise, wartete auf Überschneidungen mit anderen Strömen, auf Eindrücke, mit denen er etwas anfangen konnte.
    Nach einer Weile bildeten sich auf seiner Stirn wieder Schweißtropfen, und wieder tupfte Mal sie mit einem Tuch ab.
    Kantiran verlor sein Zeitgefühl. Er konnte nicht sagen, ob er zehn Minuten lag oder zehn Stunden. Vergebens lauschte er in sich hinein. „Du machst ein total verkrampftes Gesicht", hörte er den Freund wie von weit her sagen. „Entspann dich!"
    Er versuchte es zu beherzigen. Nach einer Weile wurde er schläfrig. Seine Glieder wurden schwer, seine Gedanken quälten sich mühsam dahin.
    Da war ein Zupfen wie von winzigen Greifklauen in seinem Kopf. Mit einer Handbewegung wollte er das lästige Insekt aus dem Gesicht wischen, aber er brachte den Arm nicht hoch.
    Kantiran spürte plötzlich die Gegenwart der Dwarmaris - nicht die Horden in den beiden Holstern,- die er in seiner Kabine gelassen hatte. Es spürte die an den Hosenbeinen und in den Stiefeln des Drons.
    Ausschwärmen! Sofort Verstecke suchen!
    Etwas wie ein Feedback kam zustande. Er bekam mit, wie sie sich bewegten und seinen Befehl ausführten.
    Kantiran verlor endgültig den Bezug zu seiner Umgebung. Die Dwarmaris fädelten sich in seine mentalen Ströme ein, und er begann zu sehen.
    Zunächst waren es nur Schlieren, undeutliche Konturen, die durcheinander wirbelten. Er sah viele Bilder von vielen Dwarmaris. Nach und nach gelang es ihm, sie einzeln zu verdrängen und quasi abzuschalten, bis ein einziges übrig blieb.
    Da war eine helle Halbkugel, vielfach gebrochen durch das Facettenauge der winzigen Kreatur. Am unteren Ende lagen Segmente in einem intensiv bläulichen Ton. Silberne Pfade bildeten ein regelmäßiges Muster, geschwungen wie die Straßen Terranias, die sich halbkreis- und bogenförmig um das Zentrum wanden.
    Es fehlten nur die Fahrzeuge, die auf oder über diesen Straßen schwebten und mit hoher Geschwindigkeit ihrem Ziel zustrebten.
    Nach außen zum Rand des Blickfelds hin wölbten sich rote, goldene und graue Töne. Am oberen Bildrand bewegte sich ein dunkler Fleck. „Teppichboden!", murmelte Kantiran. Er erinnerte sich daran, dass die Suite in diesem Teil einen Bodenbelag in Königsblau mit silbernen Mustern besaß.
    Versteck dich! Der winzige Dwarmari, durch dessen Augen Kantiran sah, schlüpfte in das Gewebe aus hochwertigem Samt. Kantiran blickte übergangslos zwischen blauen Grashalmen auf eine grelle Sonne, die das gesamte Bild dominierte. Ein dunkler Schatten schob sich davor.
    Eine Deckenlampe. Der Schatten muss Qertan sein. Oder die Hexe!
    Der Begriff kam ihm spontan in den Sinn. Er traute ihr zwar keine übersinnlichen Kräfte zu, leitete die Bezeichnung ausschließlich von ihrem Verhalten ab. Jetzt, da der Schatten verschwand und Kantiran seltsame Schlieren durch den Raum tanzen sah, bereute er es, Kehmi damals zurückgerufen zu haben. MikroChirurgen hatten das Gesicht der Mascantin längst wiederhergestellt, schön wie zuvor, aber auch maskenhaft und unnatürlich. Ein terranischer Daniel-Roboter besaß mit seinem Biomolgesicht mehr Ausdrucksfähigkeit als die da Vivo. Übergangslos wurde es dunkel vor dem Auge des Dwarmaris, dann brach der Kontakt zu dem Winzling ab.
    Jemand flößte ihm Wasser ein. Kantiran schwitzte, Mal tupfte ihm das Gesicht trocken. „Es strengt an", hörte er den Freund murmeln. „Aber halte durch. Die nächsten fünf Minuten schaffst du noch!"
    Fünf Minuten! Am liebsten hätte er

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