2288 - Notruf von Terra
Netz mitgewirkt.
Heimtücke des Schicksals nannte Ascari es. Hätte sie es Trerok verboten, hätte sie sich dem Verdacht ausgesetzt, hinter dem Rücken der Schiffsführung zu agieren. Derart plumpe Manöver waren ihrer nicht würdig.
Irgendwann kommen sie dahinter, was das Verhalten des Drons bedeutete. Dann ist es längst zu spät.
Noch einmal konzentrierte sie sich mit aller Macht auf ihre Botschaft. Wann gibst du mir Antwort, Gon-O?
Ein paar Atemzüge zögerte sie, dann griff sie unter das wallende Haar. Mit einem entschlossenen Ruck zog sie das Pslso-Netz heraus, zum zweiten Mal schon innerhalb von vierundzwanzig Stunden.
Vor langer Zeit hatte Ascari da Vivo einen Traum gehabt. Ähnlich wie bei der ARK SUMMIA hatten übermächtige universelle Eindrücke ihr Bewusstsein überschwemmt, die in keiner Weise dem ähnelten, was sie kannte.
Etwas hatte sie in eine unendlich Tiefe gezogen, sie sanft, aber nachdrücklich an der Hand geführt. Es hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sie alles erreichen konnte, wenn sie es nur wollte.
Damals war sie in einem Zustand absoluter Leichtigkeit erwacht, beinahe schwerelos und dennoch fest auf ihrer Matratze liegend. Anfangs hatte sie den Traum als Unfug abgetan. Mit der Zeit jedoch war ihr aufgefallen, dass sie immer dann diese Leichtigkeit erfüllte, wenn sie harte Entscheidungen gegen sich oder gegen andere fällte.
Mit der Zeit waren ihre persönlichen Wünsche und Ziele denen Arkons und des Imperators gewichen.
Bostich wusste genau, warum er sie in so jungen Jahren schon zur Mascantin gemacht hatte. Von ihrem Traum und dieser Leichtigkeit ahnte er nichts. In solchen Phasen, die manchmal über Stunden anhielten, fühlte Ascari sich eins mit dem Universum und genauso groß. Sie füllte es dann aus, und mit ein bisschen Übung hoffte sie eines Tages, jeden Ort allein mit ihrer Geisteskraft erreichen zu können.
Gon-O allerdings schien ihr nach wie vor verschlossen zu bleiben. Das kalkulierte Risiko verpuffte und verwandelte sich in eine unwägbare Gefahr. Wenn der Nocturnenstock auf Parrakh nicht auf sie reagierte, sie ihn mit ihren Gedanken nicht erreichen konnte, saß sie in dem ENTDECKER wie in einem Gefängnis. Sie konnte sich kein Beiboot nehmen und losfliegen. Angesichts der massierten Flottenverbände im Parr-System hätte sie keine Chance gehabt, bis zu Satrugar vorzustoßen.
Höre mich, Gon-Orbhon!, dachte sie intensiv. Nimm du Terra! Nimm ARCHETIM! Wir Arkoniden haben daran kein Interesse. Wir unterstützen euch sogar dabei!
Sie lauschte, aber es schien in ganz Parrakh niemanden zu geben, der ihr zuhörte. Nach einer Weile glaubte sie, weit weg einen fremden Geist zu spüren, eine Gedankenmacht, die ihr seltsam vertraut vorkam.
Gon-O?
Sie war nicht sicher. Versuchte er sich mit ihr in Verbindung zu setzen, scheiterte jedoch?
Ihr fielen spontan zwei Erklärungen ein. Konnte Gon-O nur dann mit ihr kommunizieren, wenn er ihren Geist vollständig übernahm und sie zu seiner Sklavin machte? Ascari war sich des Risikos durchaus bewusst. Sie ging es nur wegen Arkon ein, wegen des alten Traums von der Vorherrschaft und der uralten Tradition, die Hunderte von Imperatoren zurück in die Vergangenheit reichte.
Die zweite Erklärung gefiel ihr deutlich weniger. Gon-O existierte nicht mehr. Die Terraner hatten den Splitter Satrugars abgefangen und zerstört, den Schutzherrn Gon-Orbhon vom unseligen Bann des Nocturnenstocks erlöst. In einem solchen Fall steckte Satrugar vielleicht in einem schockähnlichen Lähmungszustand, der ihn noch tiefer in den Wahnsinn trieb. Konnte das der Grund sein, warum alle Flottenverbände sich im Parr-System sammelten? Ging es mit Satrugar zu Ende?
Hüte dich vor dem Wahnsinn! Sie zuckte zusammen, lauschte weiter diesem Hintergrundraunen nach, das sie in ihrem Bewusstsein zu vernehmen glaubte. Du wirst es viel zu spät bemerken, dass es von dir Besitz ergriffen hat und dich nicht mehr aus den Klauen lässt.
War es das wert? Sollte Kantiran einen solchen Triumph genießen dürfen? Nein. Sie nahm das kammähnliche Gespinst und schob es unter ihr Haar. Wenn Gon-O keinen Kontakt zu ihr herstellen konnte, dann vielleicht zu der Person, die lange Zeit unter seinem Bann gestanden hatte und seinen Todesimpuls überlebt hatte.
Es muss sein! Denn es ist die einzige andere Möglichkeit, die ich derzeit sehe.
11.
13. April 1333 NGZ An diesem Morgen begann Malcolm S. Daellian seine Wachphase mit einer Entscheidung. Noch ehe er die
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