229 - Flashback
fuhr er fort, »der die Begegnung aufzeichnet. Wir werden später Miss Cross’ Mimik und Körpersprache auf ihre Glaubwürdigkeit hin analysieren.«
Horstie von Kotter nickte eifrig. »Welches Modell nehmen wir für den anderen?«, fragte er nach.
»Einen Gamma«, entschied Arthur Crow. »Ein kleines Mädchen wird auch nach dem Fiasko mit dem ›Margot‹-Modell noch die größten Erfolgsaussichten haben, sich unbemerkt in Waashton umzusehen.«
***
Als Mr. Black den Saal wieder betrat, in dem er vor Stunden Mr. Hacker, Takeo und die Überreste der U-Men zurückgelassen hatte, fand er das Szenario unverändert vor.
Nach wie vor hockte Collyn Hacker mit seinem Laptop auf dem Boden, und drei Meter entfernt von ihm verharrte Miki Takeo noch immer reglos, sein Handgelenk mit dem Daten-Dorn in den Nacken des organischen Roboters gepresst.
Die einzige Veränderung waren ein paar Decken, auf denen es sich Mr. Hacker bequem gemacht hatte. Mr. Black trat von hinten an ihn heran.
»Irgendwelche Vorkommnisse, Mr. Hacker?«
»Oh, hallo, Chef. Nein, alles unverändert.« Er deutete auf das Display des Laptops auf seinem Schoß. »Sehen Sie – ich habe den Computer so eingestellt, dass er Takeos Vitalfunktionen überwacht.«
Black ließ sich verblüfft neben dem jüngeren Running Man nieder. »Das können Sie?«
Mr. Hacker zuckte mit gespielter Bescheidenheit mit den Achseln. »Ich habe kleine Messsonden an Takeo angebracht. Die übertragenen Daten liefern seine Betriebstemperatur, die elektrischen Schwingungen und alle Interferenzen.« In seiner Stimme klang unverhohlener Stolz mit, der Mr. Black schmunzeln ließ. »Sehen Sie? Hier«, er blendete ein Bild in Falschfarben ein, dessen Konturen Miki Takeos Kopf zeigten, »können sie erkennen, welche Bereiche seiner Bionik unter Spannung stehen. Rot bezeichnet die höchste Aktivität. Wie Sie sehen, sind davon vor allem Takeos Hirnspeicher und der Verbindungsport der beiden betroffen. Es scheint also gut zu laufen. Eins macht mir allerdings Sorgen.«
»Und das wäre?«
»Nun, seit rund dreißig Minuten weist das Bild keine Veränderung auf. Wenn Takeo dem Gedächtnisspeicher des anderen wirklich Informationen entnehmen und diese verarbeiten würde, dann müsste sich das mit wechselnden Farben darstellen. Es ist aber keine Fluktuation zu erkennen. In schlichten Informatikerworten würde ich sagen… nun, es scheint, als hätte sich Mr. Takeo aufgehängt.«
»Aufgehängt?« Mr. Black zog die Brauen zusammen.
»Ja, wie ein Computer. Er ist doch im Grunde einer, oder nicht? Und die neigen schon mal dazu, bei einer kniffligen Rechenoperation abzustürzen. In der Regel hilft dann nichts anderes mehr, als den Computer abzuschalten und wieder hochzufahren. Wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen: Das ist es, was ich auch bei Mr. Takeo gern machen würde.«
Sofort schüttelte Mr. Black entschieden den Kopf. »Nein, keinesfalls! Sie haben ja gehört, was Takeo sagte: Ein plötzlicher Abbruch kann sowohl dem U-Man als auch ihm selbst Schäden zufügen.«
»Aber ich würde ganz behutsam vorgehen! Wirklich!« Fast klang Mr. Hacker wie ein Kleinkind, das nach einem Lolly bettelte.
»Ich sagte nein, und dabei bleibt es. Das Risiko ist zu hoch. Wenn Mr. Takeo Schaden nimmt und sein Störsender ausfällt, weiß der Große Unbekannte im Hintergrund, in Sekundenschnelle, was hier los ist. Schließlich ist der U-Man noch in Funktion.«
Mr. Hacker blickte enttäuscht drein. »Dann gestatten Sie mir wenigstens, mich mit ihm zu verbinden. Vielleicht bekomme ich so heraus, was mit ihm los ist. Natürlich ohne aktiv einzugreifen.«
Mr. Black war aufgestanden und sah skeptisch auf seinen Mitarbeiter hinab. Er kannte Hackers Vorliebe nur zu gut, in fremde Netze einzudringen und »sein Spiel zu spielen«, wie er es nannte. Meist zum Vorteil der Running Man. Aber in diesem Fall würde ein unbedachter Vorstoß vielleicht drastische Folgen haben.
Andererseits – wem in Waashton konnte er überhaupt trauen, wenn nicht Mr. Hacker und Miss Honeybutt, seinen beiden einzig verbliebenen Kampfgefährten aus alten Tagen? Und es bestand ja immerhin auch die Möglichkeit, dass Hacker richtig lag und Miki Takeos Elektronik einen Anstoß von außerhalb brauchte, um wieder in gang zu kommen.
»Also gut«, gab Black nach. »Schließen Sie Ihren Wundercomputer an einen freien Port an und versuchen Sie herauszufinden, was mit ihm los ist. Aber ich verlasse mich darauf, dass Sie seine Programme und Systeme
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