2295 - Die Rückkehr
sagte Ross Necker immer wieder. „Null Sekunden? Das ist nicht fair.
Das ist verdammt noch mal nicht fair."
„Der Plan war falsch", meinte Abe Muraida. „An Rhodans Stelle hätte ich die Flotte in unmittelbarer Sonnennähe aus dem Hyperraum gehen lassen und dann alle Kräfte auf einen einzigen Titanen konzentriert. Volles Überraschungsmoment. Wenn wir einen der Sonnen-Titanen ausgeknipst hätten, das hätte vielleicht schon gereicht..."
Eine stämmige Frau mit dem Abzeichen der Bodentruppen am Revers sah ihn zweifelnd von der Seite an. „In Sonnennähe aus dem Hyperraum? Mit einer ganzen Flotte? Willst du Gon-0 die Arbeit erleichtern oder was?"
„Außerdem hat Gon-0 immer noch zwei Titanen in Reserve, du großer Stratege", spottete ein anderer, ein Hüne mit einem ausladenden Schnurrbart und enormen Muskeln. „He, he", verteidigte sich Abe aufgebracht. „Kannst du mir mal sagen, wieso keines von den Schiffen mit Dissonanzgeschützen etwas gegen die Titanen über Sol ausgerichtet hat? Alle waren sie nur damit beschäftigt, Katz und Maus mit zwei Titanen zu spielen. Also ehrlich, ich an Rhodans Stelle hätte wirklich ..."
Leutnant Bersink hatte unbemerkt den Raum betreten. Nun legte er Abe besänftigend die Hand auf die Schulter und brachte ihn damit zum Schweigen. „Sei froh, dass du nicht an Rhodans Stelle bist, Abe. Sonst müsstest du nämlich jetzt eine Rede an die Flotte halten und die ganze Scheiße erklären." Er nickte in Richtung Bildschirm. „Fängt jeden Moment an. Ich schätze, sobald wir aus dem Linearraum draußen sind."
Die Uhr zählte auf null. Draußen auf den Gängen hörte man den sanften Ton, der das Ende der Linearetappe anzeigte, und dem Ohr eines Technikers entging natürlich auch die Veränderung im Geräusch des Antriebs nicht. Auf dem Bildschirm erschienen Sterne.,Im nächsten Moment schaltete er in Holodarstellung um, und Rhodans Gesicht erschien.
Der Unsterbliche blickte ernst drein, aber keineswegs niedergeschlagen. Etwas blass war er, blasser, als man ihn kannte. Wie jemand, der dringend wieder einmal ausschlafen und dann einen langen, einsamen Spaziergang unternehmen sollte. „Ich will es kurz machen", begann er, „denn ich weiß, dass viele jetzt denken, wir hätten im Sonnensystem nichts erreicht. Laßt mich euch also versichern: Dem ist nicht so."
Ringsum reckten sich Köpfe, bekamen Augen hoffnungsvollen Glanz. Derek spürte zu seiner eigenen Überraschung, wie etwas in ihm nach Worten hungerte, die hoffen ließen. „Wir haben hohe Verluste erlitten, schreckliche Verluste. Da gibt es nichts zu beschönigen. Und ja, es ist uns nicht gelungen, die Kybb-Titanen davon abzubringen, die Sonne aufzuheizen." Rhodan hob die Augenbrauen. „Allerdings war uns bei der Planung der Operation Kristallsturm II klar, dass wir damit auch nicht ernsthaft rechnen durften. Ich würde jetzt gern mehr verraten, doch ihr wisst alle zur Genüge, warum das nicht geht. Deshalb nur so viel: Die heutige Operation hatte in Wirklichkeit ein anderes Ziel. Und ich bin glücklich, euch zumindest sagen zu können, dass wir dieses Ziel in vollem Umfang erreicht haben.
Ich wiederhole: in vollem Umfang."
Für einen winzigen Moment lang huschte so etwas wie ein Lächeln über das Gesicht Rhodans. Für einen sehr winzigen Moment. „Wir werden natürlich ins Solsystem zurückkehren, und das schon sehr bald. Doch wenn wir das nächste Mal aufbrechen, werden wir es aus einer unvergleichlich besseren Position heraus tun können, als wir es heute konnten. Und das verdanken wir dem heutigen Einsatz." Er nickte abschließend. „Ich wollte, dass ihr das wisst.
Danke für eure Aufmerksamkeit." Das Bild erlosch.
Im nächsten Augenblick war die Messe erfüllt vom Gewirr diskutierender Stimmen. „Meinst du, das stimmt?", wandte sich Ross an Abe. „Oder hat Rhodan das nur so gesagt? Damit wir aufhören, mit Gesichtern bis zum Fußboden herumzulaufen?"
Abe Muraida, Sergeant der Wartungsmannschaft der JACQUES CAR-TIER, geboren in New Sydney auf Terra, rieb sich nachdenklich die ausgeprägte Hakennase. „Nein", verkündete er schließlich. „Ich glaube ihm. Wenn er das sagt, dann ist das so."
Glaube ich ihm?, fragte sich Derek Pander. Ja. Allmählich glaubte er sogar, das Richtige getan zu haben, als er zurück an Bord gekommen war.
Aber dass alles letztlich gut ausgehen und er Lisha und die Kinder gesund wiedersehen würde, das konnte er noch nicht glauben.
Das konnte er bloß hoffen
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