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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Servo programmgemäß projizierte, zeigte einen erwachsenen Mann, sehnig und flink, kein Gramm Fett am Körper.
    Das hättest du dir nicht gedacht, was, Zidonie? Dass der kleine dicke Hajmo Seitenreißer einmal ein Kommandounternehmen leitet, von Atlan persönlich beauftragt.
    Er lachte über sich selbst. Zidonie musste er nichts mehr beweisen. Sie hatte nicht ihn gewählt, sondern den anderen, in der Schulzeit Attraktiveren, und falls sie ihre Entscheidung irgendwann einmal bereut haben sollte, Hajmo zog daraus gewiss keinen Nutzen. Aber ein bisschen stolz durfte er schon sein auf das, was er aus sich gemacht hatte. Leiter eines von Atlan persönlich beauftragten Kommandounternehmens, von dessen Ausgang das Schicksal der Menschheit abhängt...
    Ihm wurde leicht schummrig. Um seine Aufgeregtheit zu drosseln, führte er die Dehnungsübungen besonders langsam und sorgfältig. Unter der Dusche sang er laut und falsch.
    Schon vor Monaten hatte er das Frühstück für diesen besonderen Tag seines ersten „echten" Risiko-Einsatzes zusammengestellt. Er zog es in die Länge, zelebrierte es genüsslich. Oder tat zumindest so - hinterher hätte er nicht sagen können, wie die einzelnen Bestandteile geschmeckt hatten.
    Dafür wusste er haargenau, dass ihm neunmal das Wort „Henkersmahlzeit" durch den Kopf geschossen war.
    Um fünf vor acht brach er auf, um Iant Letoxx abzuholen. In der Tür blieb er stehen, wendete den Kopf und sah sich ein letztes Mal in seiner Kabine um. Alles war adrett und ordentlich. An den Wänden hingen die Diplome, die Bilder der Ehrungen, am prominentesten Platz eine Aufnahme, die ihn mit Perry Rhodan und Bre Tsinga bei einem Festakt vor der Solaren Residenz zeigte. Auf Borden standen Souvenirs von Planeten, auf denen er Praktika absolviert hatte. In der Glasvitrine lag ein antikes, gebundenes Buch mit silbernem Umschlag, das angeblich seit 99 Generationen vom Vater an das erstgeborene Kind weitergegeben worden war.
    Auch bei mir wird diese Kette nicht abreißen, schwor sich Hajmo, die Hände zu Fäusten geballt. Ich komme wieder zurück. Irgendwie komme ich wieder zurück.
    Er trat auf den Gang hinaus. Leise zischend glitt die Tür hinter ihm zu.
    Der Wecker summte.
    Gorm Goya stand auf, säuberte sich, aß Konzentratbrei, legte die Dienstrüstung an, verbeugte sich vor der Holografie seiner Familie und ging. „Ich wurde was?"
    „Du wurdest ernannt", wiederholte der Schwächliche mit der dunklen Glatthaut. „Zum Interimistischen Botschafter der Kybb-Völker am Hof der Stellaren Majestät Zephyda zu Tan-Jamondi. Sie ist quasi unsere Prim-Direktorin."
    Iant Letoxx rümpfte die Schnauze. Was nicht nur daran lag, dass Siderip nach aggressiv süßlichen Pflanzen stank, die man nicht einmal in einer Latrine geduldet hätte. „Soll das heißen, ich werde in ein Gefängnis auf dem zweiten Planeten verlegt?"
    „Im Gegenteil, dir winkt die Freiheit. Wenn du uns zuvor unterstützt."
    „Inwiefern?" Misstrauisch musterte er sein Gegenüber. So vieles an ihm signalisierte Einfalt und Wehrlosigkeit: die kleinen, von keinerlei Mimikry-Flecken umgebenen Augen, die schmale Nase, das fliehende Kinn, die Stummelzähne in dem permanent verkniffenen Mund ... All das wirkte so weich und sanft, so arglos und verletzlich, dass einem übel werden konnte. „Wir wollen ab sofort aktiv die Verständigung und Aussöhnung zwischen euren und unseren Völkern suchen.
    Dazu braucht es auf beiden Seiten Vermittler."
    „In einer isolierten Zelle kann ich gar nichts vermitteln."
    „Deshalb kommst du raus."
    „Wann?" Das war ihm viel zu schnell herausgerutscht.
    Halt dich verdammt noch mal zurück, Letoxx! Übermäßiges Interesse zu zeigen bringt dich in eine ganz schlechte Verhandlungsposition. „Jetzt. Sobald du eingewilligt hast, konstruktiv mit mir zusammenzuarbeiten. Ich bekleide seit kurzem das Amt des Kulturattaches der Motana von Jamondi."
    Er spielte auf Zeit. „Ich dachte, du stammst nicht einmal aus dem Stemenozean, sondern von Terra."
    „Meine Herkunft tut nichts zur Sache. Wir sind Brudervölker. - Also was ist, hast du gar keine Sehnsucht nach Tan-Eis?" Tan-Eis!
    Letoxx' Gedanken rasten. Siderip trug Kälteschutz-Kleidung. In Trakensicht ließen sich Heizelemente erkennen und etliche andere miniaturisierte Aggregate. Er war also für eine Exkursion bereit. „Hmmm ... Klingt verlockend, ich gesteh's. Doch so etwas will sehr, sehr gut überlegt sein. Gib mir Bedenkz..."
    „Exakt zehn Sekunden. Wenn du nicht

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