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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jetzt am Dschebel Adawa mehr Leben und Verkehr als sonst. Man könnte dich sehen und erkennen. Darum sollte ich dich bitten, nicht deine gewöhnliche Kleidung anzulegen. Ich kam auf einem seiner Pferde herüber. Darf ich wieder zurück, um ihm Nachricht zu bringen?“
    „Ja. Sag ihm, daß ich kommen werde, zwei Stunden nach Mitternacht, an die betreffende Stelle. Bin ich verhindert, pünktlich zu sein, so soll er dennoch warten. Ich bleibe nicht aus.“
    Hierauf entfernte sich der Aschyk. Auf meinem Tisch lag der Chandschar, den ich von Dschafar geschenkt bekommen hatte. Der Ustad sah ihn und fragte:
    „Nimmst du den Dolch nicht mit?“
    „Nein“, antwortete ich. „Ich wollte, halte es aber nun doch nicht für nötig.“
    „So erlaube ihn mir! Ich kann vielleicht in eine Lage kommen, in welcher eine still wirkende Klinge besser ist als ein laut krachender Schuß. Geh jetzt immer hinab. Ich will erst das Verzeichnis von Aschyk zu mir tragen, um es einzuschließen. Dann komme ich nach.“
    Er schob den Chandschar in den Gürtel und ging hinaus. Ich aber steckte fürsorglich einige Lichter zu mir, obgleich ich keinen Grund hatte, sie für nötig zu halten, und stieg dann den Glockenweg zum Weideplatze hinunter, wo ich Kara, persisch gekleidet, bei den Pferden fand.
    Assil und Barkh waren schon gesattelt, Syrr noch nicht. Ich tat es selbst. Sonderbar! Als ich ihm das Mundstück einschieben wollte, weigerte er sich, seine Zähne zu öffnen. Ich bat ihn; er tat es trotzdem nicht; ihn aber zu zwingen, fiel mir gar nicht ein. Der Ustad kam grad dazu, als ich Kara beauftragte, den einfachen Halfter zu holen.
    „Bloß mit Halfter willst du ihn reiten?“ fragte er. „Des Nachts? Dort hinüber, wo vielleicht sehr viel davon abhängig ist, daß wir unserer Pferde vollständig sicher sind?“
    „Laß Syrr seinen Willen!“ antwortete ich. „Ich habe nur nötig, ihn zu dem meinigen zu machen, dann kann uns nichts geschehen. Ein Reiter, der sich weniger auf das Pferd als vielmehr auf die Zäumung verläßt, bringt schließlich auch trotz dieser letzteren nichts fertig. Ein edles Pferd, welches Grund hat, den eisernen Zwang zu fürchten, kann seinen Herrn unmöglich liebgewonnen haben.“
    „Fast hättest du gesagt – – – kann ihn nicht achten!“ lächelte der Ustad. „Natürlich denkst du hierbei neben dem Pferd an noch etwas ganz anderes. Ich kenne dich!“
    Syrr bekam also nur den Halfter; dann ritten wir fort, über die Ruinen, an den Steinbrüchen hinunter und dann nach links, wo es hinauf zur jenseitigen Ebene ging, welche der Dschebel Adawa hoch überragte. Der Ustad war schon so oft dort gewesen, daß wir uns auf seine Terrainkenntnis vollständig verlassen konnten.
    Er schlug klugerweise nicht die gerade Richtung ein. Wir ritten erst nach Norden und bogen dann in einem rechten Winkel nach Westen. Falls wir nun ja gesehen wurden, hatte es nicht den Anschein, als ob wir von den Dschamikun herüberkämen. Und das war gut. Denn wir hatten noch kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, so bemerkten wir auf der mondbeschienen Fläche vor uns einen Reiter, welcher zwar stutzte, als er uns erblickte, aber doch nicht aus seiner bisherigen Richtung wich. Er mußte uns begegnen. Wir taten natürlich, als ob auch wir ihn nicht zu scheuen hätten, und hielten still, als er uns erreichte und grüßte.
    „Wo kommst du her?“ fragte der Ustad.
    „Von daher, wo Ihr hinreitet“, antwortete er. „Man sieht Euch doch gleich an, daß Ihr zu Ahriman Mirza gehört. Bringt Ihr gute Nachrichten aus Isfahan?“
    „Vortreffliche. Man braucht dort nur noch die Zeit zu erfahren, so fährt der Säbel aus der Scheide.“
    „Das klingt gut! Und die Zeit ist mir bekannt. Ich habe sie soeben von dem Mirza gehört und den Massaban von Feraghan entgegenzutragen, welche schon auf dem Weg sind. Wißt Ihr vom Rennen bei den Dschamikun?“
    „Wir wissen alles. Das Fest beginnt am Sonntag. Das Vorrennen findet am Montag statt, und das Hauptrennen wird am Dienstag sein.“
    „Das stimmt. Nun aber komme ich mit meiner wichtigen Kunde: nämlich die Umschließung der Dschamikun findet am nächsten Tage, also Mittwoch, statt. Sie muß am Donnerstag früh vollendet sein. Sobald der Tag graut, schlagen wir von allen Seiten auf sie los. Diese Nachricht habe ich den Massaban zu bringen, und zwar eilig. Darum verzeiht, daß ich nicht länger halten kann!“
    Er ritt weiter, wir ebenso. Keiner von uns bezweifelte, daß wir diese hochwichtige

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