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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als – „Ich!“ Da lachte er fast brüllend auf und rief zu seiner Khanum Gul hinüber:
    „Hast du es gehört? Er – er – derselbe! Fast dachte ich es mir! Denn dieser Mensch scheint mir dazu geboren, stets da zu sein, wo ihn kein Teufel braucht!“ Er strich mit der Reitpeitsche quer gegen mich hernieder und fuhr dann fort: „Kein anderer käme mir so recht wie du! Ein Ausgestoßener des Abendlandes, der uns das schöne Morgenland vergällt, um sich in seiner Heimat wieder einzuschmeicheln! Du wärst der Mann, den Chandschar mir zu nehmen! Ich habe wohl gehört von deinem Rappen, mit dem du prahlst, wohin du immer kommst. Assil Ben Rih, der Hengst der Haddedihn, der dort bei euern andern Kleppern steht! Hol ihn herbei! Ich weiß, er ist doch eure letzte Hoffnung!“
    „Er?“ antwortete ich. „Nein, den reite ich nicht. Wir haben nicht nur ihn, sondern auch seinen Chodem. Den reite ich. Schau dich um!“
    Da fuhr er scharf zusammen, riß seine Schecke herum und starrte Syrr an, der, von Kara gehalten, hinter ihm gestanden hatte. Man sah, wie er erschrak, als er ihn erblickte.
    „Syrr! Der Syrr! Das Lieblingspferd des Schah!“ entfuhr es tonlos seinen Lippen. „Oh, nun weiß ich alles! Das ist dein Werk, Marah Durimeh, das deinige! Du, du und nur du kannst den Schah-in-Schah veranlaßt haben, den Syrr zum Chodem des Assil zu machen! Aber, sei es denn! Er geht ja keinen Schritt mit einem Fremden! Und gar den Halfter nur, nicht Trense und Kandare! Verrückt, verrückt, verrückt! Fast sollte ich mich schämen, des Teufels Ruhm mit einem Sieg zu schänden, den jedes Kind vorauszusehen hat. Doch, weil es meinem Chandschar gilt, bin ich gezwungen, diese Tour zu reiten, blamiert vom Syrr, der stehenbleiben wird!“
    Er trieb den Teufel an die Schranke. Ich stieg auf, um ihm zu folgen. Syrr aber ging keinen Schritt. Wollte er heut nicht? Oder war ihm die Schecke so zuwider, daß er sich weigerte, sich in gleiche Linie mit ihr zu stellen? Als Ahriman dieses Weigern bemerkte, lachte er siegessicher auf und gebot, das Zeichen zu geben. Er hatte schon gleich im Anfang wenigstens fünfzehn Pferdelängen voraus. Die Spannung, welche ringsum herrschte, war eine ungeheure. Die Namen wurden verkündet. Wir sahen und hörten, daß sie weitergetragen wurden, uns voraus. Dann ertönte die Kärna, und der Teufel flog sofort im Galopp auf die weite, offene Bahn hinaus.
    Noch stand Syrr still. Ich trieb ihn an, doch ohne Erfolg. Fast wollte es mir Angst werden. Da streckte er den schönen Kopf aus, ließ seine schmetternde Stimme hören und – – – ja, was war denn das? Ritt ich, oder flogen alle die doch unbeweglich stehenden Menschen auf mich zu, um hinter mir zu verschwinden? Ich fühlte nichts als nur den Wunsch, den Teufel zu besiegen, und es war, als säße ich nicht auf einem Pferd, sondern auf diesem Wunsch, dem die Erfüllung entfliehen wollte und aber doch mit immer wachsender Schnelligkeit entgegenkam. Am Ende des Sees war ich dem Iblis schon so nahe, daß ihn der Mirza zu peitschen begann. Im Duar holte ich ihn ein. An der Tribüne fluchte Ahriman schon hinter mir. Bald darauf hörte ich schon den Hufschlag des Teufels nicht mehr. Ich drehte mich nicht um. Aber als ich zum zweiten Mal um den See gebogen war, sah ich den Mirza erst an der Biegung ankommen. Er hatte die Peitsche umgedreht und bearbeitete den Kopf der Schecke mit dem schweren Griff. Der Schmerz veranlaßte sie zu einer letzten Anstrengung; sie kam mir wieder näher. Da gab mir Syrr durch sein tiefes „U-u-u-uh“ zu verstehen, daß er das auch sehe, und griff derart aus, daß ich glaubte, ihn zügeln zu müssen. Wieder im Duar angekommen, ließ er schnell nach, ging in hohem parierendem Galopp am Landeplatz vorüber und kam dann, gemächlich schreitend, bei der Tribüne an.
    Wie gönnte ich ihm den brausenden Jubel, dessen Bedeutung er gar wohl verstand, wie mir seine spielenden Ohren verrieten. Aber der Kuß, den ich ihm gab, sobald ich abgestiegen war, schien ihm doch lieber zu sein, denn er küßte mich wieder, auf die Wange, fuhr mir in das Haar, nahm bald meine eine, bald meine andere Hand in das Maul, kurz, zeigte mir auf alle mögliche Weise, daß er nur für mich da sei, für nichts anderes. Und doch war er es, auf dem aller Augen bewundernd ruhten, nicht etwa auf mir, und das war auch ganz selbstverständlich und richtig!
    Und da kam nun auch Ahriman mit dem Teufel, oder vielmehr der Teufel mit Ahriman, denn er ging mit ihm durch;

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