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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den es gab, war nach seiner Ansicht bei der nur einmaligen Runde, die es gab, fast gar nicht einzubringen. Aber die Schnelligkeit unserer Hedschihn vergrößerte sich; sie vergrößerte sich auch dann noch, als sie diejenige der Vorläufer erreicht hatte, sie nahm zu, immer zu, als ob sie sich bis in das Unheimliche steigern wolle. Jetzt war der hinterste Gegner erreicht; er wurde überholt. Bald auch der zweite. Der erste war weiter vorn. Er schaute sich wiederholt nach dem Verhängnis um, dem er so gern entrinnen wollte und doch nicht konnte. Es kam; es kam! Es flog an ihm vorüber, weiter, immer weiter, den Geisterhedschihn gleich, von denen man in den Steppen des Sudan erzählt – – – jenseits am See zurück, vom brausenden Jubel der staunenden Menge begleitet, herbei, herbei, um endlich bei uns zu halten.
    Hanneh wartete das Niederknieen ihres unübertrefflichen Tieres gar nicht ab. Sie schwang sich von oben herunter, ging leuchtenden Auges dorthin, wo der Scheik ul Islam und der Mirza saßen, schlug mit ihrem Stab laut auf die Bank vor ihnen und sagte:
    „Ihr lachtet über das Weib; das Weib lacht nicht, aber es siegt!“
    Hierauf kehrte sie an ihren Platz zurück, von Mann und Sohn mit Händedrücken empfangen. Ihr Haddedihn führte die siegreichen Tiere fort. Dann erst kamen die Gegner, einer immer später als der andere. Wir hatten von drei Nummern zwei Gewinner und also die siebzig Kamele und auch die drei Matadore gewonnen. Der Peder sorgte dafür, daß sie sofort in Sicherheit gebracht wurden.
    Das hatten die Feinde nicht erwartet. Aber anstatt klug und still zu sein, verfielen sie in das Gegenteil und rühmten sich, mit den Pferden Rache nehmen zu wollen. Der Scheik ul Islam rief nach seinem ‚besten Pferd von Luristan‘, gegen welches zunächst zu reiten sei. Es wurde ihm schnell gebracht, und so bekamen wir dieses vielgepriesene Wunder nun endlich einmal zu sehen.
    Es war Taki-Zucht, nicht Araber, doch auch nicht Perser, von jeder Rasse ein Muskel oder ein Knochen. Aber gut, sehr gut sah der Kerl aus! Doch nicht für die Augen des Kenners, der sich vielmehr sagen mußte: Trügerische Formen, Paraderenner, aber nicht für den Ernst!
    „Den nehme ich getrost mit meiner Sahm!“ sagte der Ustad. „Er verdient keinen berühmten Gegner.“
    Wir hatten nach Hause geschickt und unsere ‚Trümpfe‘ kommen lassen. Sie standen in der Nähe und wurden von den Gegnern in ausgiebigster Weise behaßäugelt. Der Scheik ul Islam erklärte, daß er sein Pferd selbst reiten werde, und so stellte sich ihm der Ustad mit der Sahm als Gegenpartner vor. Beide Pferde und beide Reiter wurden ausgerufen, und es ging wie ein Rauschen von Mund zu Mund und laut um den See, wen man jetzt im Kampf zu sehen bekommen werde. Beide Reiter warfen ihre Oberkleider ab und stiegen auf. Sie hielten nebeneinander. Der Hornist hob die Kärna zum Mund, um das Zeichen zu geben. Noch aber erscholl es nicht, so jagte der Scheik ul Islam schon davon. Es galt für die drei Pferderennen je eine Doppelrunde.
    Man schrie laut auf über diese Unehrlichkeit; aber der Ustad rief: „Ich protestiere nicht! Aber ich reite ehrlich! Heraus mit dem Zeichen!“
    Die Kärna schmetterte. Die Stute ging regelrecht fort, erst Schritt, dann Trab, dann Galopp. Es sah aus, als reite der Ustad nur spazieren. Das ‚beste Pferd von Luristan‘ aber flog da draußen, als sei es aus einem Böller geschossen worden, denn der Scheik ul Islam hatte das Geheimnis schon gegeben. Tiefe Stille herrschte. Die Sahm lag jetzt in glattem Galopp. Ich sage mit Absicht, sie ‚lag‘. Wie eine jener einst so hochberühmten amerikanischen Briggs mit ihrer Schonertakelage, die man nicht ‚gehen‘ sieht, wenn sie vor dem Winde ‚liegt‘, und aber doch nie einzuholen ist! Und sie ‚blieb liegen‘! Die Entfernung der beiden Pferde blieb die gleiche, fort und fort, und um den See. Das Rennen kam von drüben wieder herüber – an uns vorbei. Der Scheik ul Islam, mit tiefgeröteter Gesichtshaut zwischen den weißen Pflastern. Sein Pferd troff von Schweiß, und weiße Flocken flogen ihm vom Maul. Dann der Ustad, mit unveränderter Miene, uns vertraulich zunickend. Die Sahm war trocken und noch ganz bei Atem. Sie arbeitete nicht, sondern sie ‚lag‘ noch immer.
    „Er siegt!“ sagte Schakara neben mir. „Er hat das Geheimnis ja noch gar nicht angewendet!“
    Es war, als ob er in innerer Verbindung mit der Sprecherin sei, denn kaum hatte sie es gesagt, so warf der

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