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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Khanum Gul und des Scheik ul Islam hinüberschaute, waren beide verschwunden. Die gewonnenen Pferde wurden in Sicherheit gebracht, doch verständigte der Ustad den Scheik der Dinarun und den Takikurden Ibn el Idrak davon, daß sie heut abend die ihrigen und ebenso auch ihre Kamele heimlich zurückbekommen würden. Die Gegner wurden von jetzt an unsichtbar, einer nach dem andern. Es versteht sich von selbst, daß wir uns unseres Sieges freuten, am meisten aber wohl mein kleiner Hadschi Halef. Er strahlte geradezu vor Glück. Sein Kara ein mehrfacher Sieger! Und gar auch Hanneh, die ‚lieblichste Blume der Frauen‘, ein großes Rennen gewonnen! Das ging ihm über alles, was er bisher erlebt hatte, sogar auch über das Ehrengewand vom Beherrscher des persischen Reiches!
    Großen Jubel gab es, als die Kärna ertönte und dann der Ausrufer verkündete, daß jetzt das gestern verregnete, lustige Rennen beginnen werde. Während dieses vorbereitet wurde, trat die Dschema mit den Preisrichtern zu einer schnellen Beratung zusammen, um noch mehrere bedeutende, aber friedliche Rennen zu veranstalten, zu denen sich nur Freunde melden durften. Kara bat mich hierzu um den Assil und bekam ihn natürlich sehr gern. Ich aber ritt den Syrr nach Hause, nicht ohne befriedigt über die Worte zu sein, welche Dschafar mir mitgab. Er hatte nicht gewußt, daß Syrr mir gern gehorchte, und war daher auf das Heftigste erschrocken, als ich den Glanzrappen gegen den Teufel stellte. Umso größer aber war nun sein Entzücken über den Sieg, und er nahm sich vor, dem Beherrscher sehr ausführlich Bericht zu erstatten.
    Es war rührend, wie wohl sich Syrr fühlte und wie deutlich er seine Freude äußerte, als er aus der Menschenmenge herauskam. Auch ich bin am liebsten allein, und so beschloß ich, bei ihm zu bleiben und mir die nun noch folgenden Ereignisse des Tages von oben anzuschauen. Auf der Pferdeweide angekommen, sattelte ich ab, gab ihm Wasser und Gerste, holte ein Gericht Äpfel für ihn und setzte mich neben ihn, dahin, wo ich eine gute Aussicht über das Tal hatte. Später gesellte sich Schakara zu mir. Um es kurz zu machen, sei gesagt, daß der Ustad mit der Sahm einen Preis gewann und Kara mit Assil und Ghalib auch je einen. Das war mehr als genug.
    In und bei den zwei herrschaftlichen Zelten drüben in den Ruinen war es während des ganzen Nachmittages sehr still. Der Scheik ul Islam ließ sich nicht sehen und die Khanum Gul auch nicht. Hier und da ritt ein Bote zwischen ihnen und Ahriman Mirza hin und her. Das Gefolge schien nach auswärts gegangen zu sein, jedenfalls um bei der Vorbereitung zu der morgigen Umzingelung mit tätig zu sein.
    Gegen Abend kam der Ustad und fragte mich, ob ich ihn zu einer genauen Wiederholung unsers Sonntagsrittes begleiten wolle. Es gelte aber heut nicht, die Posten zu revidieren, sondern die erwähnte, berühmte Umzingelung wieder zu umzingeln. Ich war natürlich sofort und gern bereit. Syrr wurde von neuem gesattelt, und dann ging es, der Ustad auf der Stute, abermals den Berg zum Alabasterzelt hinan.
    Als wir da oben ankamen, blieben wir betroffen, ja beinahe erschrocken halten. Die Wucht und Masse des gestrigen, langen Regens war hier von unheilvoller Wirkung gewesen. Sie hatte das ganze Erdreich von der zurückliegenden Bergkuppe herabgeschwemmt und, mit schweren Steinen vermischt, in eine Art von Moräne verwandelt, welcher das abschüssige Terrain keinen Stillstand erlaubte. Man sah an der glatten Bahn dieses Rutsches ganz deutlich, welchen Weg er bereits zurückgelegt hatte. Es war zwar noch ziemlich weit von ihm bis zu dem schon wiederholt erwähnten, gefährlich lockern Steingeröll; aber wenn er es erreichte, so mußte sein Druck sofort die Katastrophe herbeiführen, welche der Ustad am Sonntag nicht nur erwähnt, sondern sogar befürchtet hatte.
    Jetzt freilich war hier nichts zu unternehmen, denn der Abend nahte schon; aber für morgen früh nahm sich der Ustad vor, dem Weiterschreiten der Moräne schnellsten Einhalt zu tun. Wir mußten von hier oben fort, um noch vor Nachts hinüber auf die Nordebene zu kommen. Das gelang uns auch.
    Genau an derselben Stelle, wo wir den Boten von Marah Durimehs Hilfstruppen gefunden hatten, erwarteten uns diese, angeführt von dem unternehmenden Scheik von Schohrd, der sich herzlich freute, mich wiederzusehen. Seine Truppen waren mehr als genügend, die Ultra-Taki von hinten zu packen. Er erhielt die nötigen Weisungen für alle möglichen Fälle und

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