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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Kammerherrn kommen werde. Sie waren keine Perser und hatten nur silberne Ringe. Auch das deutet darauf hin, daß die hohen Sillan sich nur hier in Persien befinden. Ich habe aber einen noch viel besseren Beweis hierfür. Nämlich der Pädär-i-Baharat erwähnte eine Synagoge, in welcher diese Hohen am Montag des Solds zusammenkommen. Läge diese Synagoge da, wo man arabisch oder türkisch spricht, so hätte er sie ganz gewiß Sinawon, Chawra oder Jähudi Chawrasy genannt. Da er sie aber als Mäjmä-i-Yähud bezeichnete, so ist anzunehmen, daß sie hier in Persien liegt. Ebenso vermute ich, daß die Pädärahn ihren Wohnsitz nicht in großer Ferne von ihr haben können, weil es ihnen sonst nicht möglich sein würde, sich an dem Versammlungstag regelmäßig einzufinden. Gibst du mir da recht?“
    „Ja. Grad hierauf wollte ich euch später aus ganz besondern Gründen aufmerksam machen.“
    „Und nun die Gewürze“, fuhr der Peder fort.
    „Die sind mir aufgefallen. Es wurde von einem ‚Vater der Gewürze‘ gesprochen, von einem ‚Schatten des Safrans‘. Auch der Saflor wurde genannt. Der Pädär-i-Baharat sagte: ‚Warum bin ich für alle Gewürze bestimmt und habe doch nur den Safran bekommen. Muß ich das alles dulden?‘ Es scheint, daß die Pflichten und Obliegenheiten eines jeden Pädär mit dem Geruch eines bestimmten Gewürzes bezeichnet werden und daß der Pädär-i-Baharat die Erfüllung dieser Pflichten zu überwachen habe und dafür besser bezahlt werde als die anderen. Wenn du mir doch erlaubtest, auf diesen ‚Wohlgerüchen‘ bis zum ‚Rosenduft‘ emporzusteigen, Effendi!“
    „Tue es!“ antwortete ich rasch. „Ich höre, daß du auf dem richtigen Weg bist.“
    Er fuhr fort: „Was die Sillan tun, ist Sünde, ist Verbrechen. Sie beginnen mit dem Schmuggel, den man kaum für ein Vergehen hält, und steigen bis zum Mord hinauf, der schwersten aller strafbaren Taten. Zwischen diesen beiden liegt gewiß die ganze Reihe der Verbrechen, deren jedes mit einem besondern Geruch bezeichnet wird. Nicht?“
    „Jawohl“, nickte ich. „Es gibt wohl keinen Sill, von dem man sagen könnte, daß er ‚in einem guten Geruch‘ stehe! Sprich weiter!“
    „Der Duft der Rose bedeutet den Mord. Das wissen wir, seit heute die deine aufgebrochen werden sollte. Der des Safran scheint die Schmuggelei zu sein. Habe ich recht, wenn ich annehme, daß der Brief an den Multasim den Befehl zur Ermordung eines Menschen enthält?“
    „Ja.“
    „So ist es doch auffällig daß nicht von der Rose im allgemeinen, sondern von der köstlichen Gul-i-Schiraz die Rede ist!“
    „Mir fällt das gar nicht auf. Es ist das einfach eine Steigerung.“
    „Eine Steigerung des Mordes? Kann ich, wenn ich jemand totschlage, dies noch steigern?“
    „Ich meinte es anders. Der Duft der gewöhnlichen Rose bedeutet die Ermordung einer gewöhnlichen Person. Was für eine Person wird da wohl gemeint sein, wenn man nach der herrlichsten aller Rosen greift?“
    „Ah, das ist die Lösung? Es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen, sondern um einen wahrscheinlich sehr hochstehenden Menschen!“
    „So ist es; ich wenigstens denke es mir so. Du hast unseren Gedankengang mit deiner Erwähnung der Gewürze unterbrochen. Wir waren bei der Überzeugung angekommen, daß der Ämir-i-Sillan in der Nähe des Multasim zu suchen sei. Er traut ihm nicht. Er will ihn nicht wissen lassen, daß er nur seine Hand auszustrecken braucht, um ihn zu vernichten. Er will ganz im Gegenteil die Meinung in ihm erwecken, daß er sich persönlich sehr weit von ihm befinde, womöglich gar jenseits der persischen Grenze. Darum hat er diesen Brief durch den Säfir hinunter nach dem Iraq Arabi bringen lassen, von wo er dann zurück nach Persien und zu dem Multasim zu kommen hatte.“
    Da fiel der Ustad ein:
    „Das klingt zwar sehr richtig doch stößt mir dabei ein Bedenken auf!“
    „Welches?“ fragte ich.
    „Errätst du es nicht?“
    „Doch! Wenn meine Ansicht die richtige ist, so muß der Multasim jedenfalls zu erfahren haben, von welchem Ort der Brief kommt?“
    „Ja, so dachte ich. Es steht aber nichts davon im Brief!“
    „Sehen wir genau nach. Vielleicht finden wir etwas. Und wem es auch weiter nichts als nur irgendein Zeichen wäre. Ein Personenname wird freilich nicht angegeben sein, weil dies zum Verrat führen könnte.“
    Wir untersuchten hierauf beide Seiten des Briefes, konnten aber nichts entdecken, selbst gegen das Licht gehalten nicht. Darum

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