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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Federbüsche… das komplette Programm.
    Cynthia: Da bist du nah dran. Warm.
    Thomas [lachend]: Das bin ich bei Gott. Aber eins kann ich nicht verstehen - daß Duke diesen Pfad einschlägt. Sieht ihm gar nicht ähnlich.
    Cynthia: Jeder Mann muß sich früher oder später mal 'rausholen lassen. Ich hab' ihm gesagt, bis nächsten Freitag wären wir soweit. In Ordnung?
    Thomas: Warum nicht? Ich bin's schon jetzt.
    [Pause von sechs Sekunden.]
    Cynthia: Heut' morgen bin ich an diesem Haus in der York Avenue vorbeigegangen.
    Thomas: Mein Gott, du warst doch hoffentlich nicht drin, oder?
    Cynthia: Glaubst du, ich hab' Scheiße im Hirn? Das hat er uns doch verboten … nicht wahr? Erst wenn er uns das Startzeichen gibt… Ich bin auf der anderen Straßenseite vorbeigegangen.
    Thomas: Wie sah's aus? Möchtest du'n Stäbchen, Herzblatt?
    Cynthia: Ja, schön, zünd mir eins an. Gutaussehendes Stadthaus. Grauer Stein. Schwarzer Baldachin vom Eingang bis zum Bordstein. Ich hab zwei Messingschilder gesehen - das sind die von den Ärzten. Vorn draußen quasselte ein Portier mit dem Revierpolypen. Sieht reich aus, der Bau. Riecht nach Geld. Ich frag' mich, was Duke im Sinn hat.
    Thomas: Eine von den Wohnungen, denk ich mir. Wie willst du's denn angehen?
    Cynthia: Ich werd' den Onkel Doktor anrufen und mir 'nen Termin geben lassen. Ich nenn' ihm den Namen, der auf den Kärtchen steht, die du mir besorgt hast. Niemand hat mich empfohlen; ich bin eben erst in die Gegend gezogen und brauch' einen Arzt und hab' sein Schild gesehen. Bevor ich dann hingeh', beiß' ich mir alle Fingernägel bis zum Fleisch ab. Ich bitt' ihn um irgendwas, was mich vom Nagelbeißen abhält. Wenn er was vorschlägt, sag' ich ihm, ich hätt' schon alle nur möglichen Tinkturen und Salben ausprobiert, und die hätten nicht gewirkt. Ich frag' ihn, ob er nicht glaubt, daß es 'ne geistige oder gefühlsmäßige Angelegenheit sein könnte. Ich krieg' ihn dahin, daß er mich zu dem Kopfschrumpfer nebenan schickt.
    Thomas: Klingt gut.
    Cynthia: Ich schau bei dem Schrumpfer vorbei und geh' entweder gleich in seine Ordination oder treff' eine Verabredung. Ich laß' wieder 'n Kärtchen da und sag' ihm, der Onkel Doktor hätt' mich 'rüberempfohlen. Falls ich bei den ersten Besuchen nicht genug 'rausfinde, hab' ich ein paar Ausreden auf Lager, um wiederzukommen. Wie klingt das? Irgendwas faul?
    Thomas: Na ja… da ist was. Du hast die Karten und 'ne gute Adresse. Nicht mal in 'ner Milliarde Jahren kommen die Knaben auf die Idee, nachzuprüfen, ob du tatsächlich dort wohnst… bis ihre Rechnungen zurückgeflattert kommen. Und dann ist's wahrscheinlich zu spät. Aber das machst du wohl besser mit Duke aus, um auf Nummer Sicher zu gehen. Du lieber Himmel, wenn der Onkel Doktor nach deinem Besuch gleich am nächsten Tag 'ne Rechnung losschickt und die zurückkommt - das kann die ganze Schau kaputtvögeln. Frag mal lieber Duke.
    Cynthia: Ja, das hat was für sich, Tommy. Meistens geben die Ärzte ihre Rechnungen erst paar Wochen oder 'nen Monat hinterher zur Post, aber wozu das riskieren?
    Ich hab' nicht darüber nachgedacht, wie ich die Knaben bezahlen soll. Weißt du - du hast wirklich bißchen Grips in deinem winzigen spitzen Schädel.
    Thomas: Und ich bete dich auch an, Herzchen.
    Cynthia: Das ist lausiges Gras - weißt du das? Wo hast du's her?
    Thomas: Ich hab's eben erst gekriegt. Nix gut?
    Cynthia: Lauter Zweige und Körner. Hast du's nicht gesiebt?
    Thomas: Sie sagt, es wär' schon gesiebt.
    Cynthia : Wer?
    Thomas : Paul.
    Cynthia: Dieses rotzige kleine Ferkel? Kein Wunder, daß das Gras lausig ist, 'ne Chesterfield wär' mir lieber. Und wie willst du eigentlich deinen Trick schaukeln, Tommy?
    Thomas: Alles Samt und Seide. Ich walze durch die Tür, laß' mein Papierchen aufblitzen und krieg' eine komplette Liste mit allen Leuten im Gebäude. Schließlich mach' ich ja im Auftrag des »Komitees zur Neugestaltung der städtischen Umwelt« 'ne formlose Volkszählung in dem Viertel. Übrigens wirst du so ziemlich den ganzen Vormittag lang in dieser Telephonzelle im Bonbonladen sitzen müssen, wenn ich die Sache starte. Falls jemand blöd genug ist, zurückzufragen.
    Cynthia : Schön.
    Thomas: Sollte höchstenfalls aber nur 'ne Stunde oder so dauern, das Ganze. Ich ruf' dich an, sobald ich Leine zieh'. Wenn er mir die Liste gegeben hat, bitt' ich ihn, einzelne Hausbewohner anzurufen und zu fragen, ob sie mit 'nem kleinen Interview einverstanden wären. Rein freiwillig.

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