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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Kein Druck dahinter, keine harte Linie. Immer mit der Ruhe. Wenn sie nicht wollen, brauchen sie auch nicht. Vielleicht komm' ich in zwei oder drei Wohnungen rein. Diesen reichen Schlampen wird nachmittags immer 'n bißchen einsam ums Herz. Sie wollen mit wem reden.
    Cynthia : Nur ein einziger Besuch?
    Thomas : Ja. Wir wollen unser Glück nicht 'rausfordern, mein Herzblatt. Mit einem Besuch hol' ich 'raus, was ich kann. Wenn Duke nicht zufrieden ist, fick ihn.
    Cynthia : Das würd' dir so gefallen, was? Oder andersrum.
    Thomas: Wie gefällt dir dein andersrum? Er mich? Ich wär' nicht abgeneigt, denk ich. Vielleicht. Ich weiß nicht genau. Ich hab' dir ja gesagt, er erschreckt mich manchmal. Er ist so kalt und fernab und verschlossen. Eines Tages wird er töten.
    Cynthia : Glaubst du das wirklich?
    Thomas : O ja.
    Cynthia: Er trägt nie 'ne Knarre bei sich.
    Thomas : Ich weiß. Aber eines Tages wird er's tun. Vielleicht wen mit Fußtritten umbringen. Oder mit seinen Händen oder mit irgendwas, was gerade zur Hand ist. Das würd' zu ihm passen… eiskalt dastehen und wen in die Eier treten und darauf 'rumtrampeln. Bis das arme Schwein tot ist.
    Cynthia : Himmel, Tommy!
    Thomas: 's ist aber wahr. Ich hab' 'n sehr empfindliches Gespür für Menschen, mußt du wissen. Das sind nun mal die Ausstrahlungen, die von ihm auf mich übergehen.
    Cynthia: Dann will ich nicht mal davon reden.
    Thomas: Von was reden?
    Cynthia: Na ja… das ganze Ding ist so interessant - wo er uns doch all diese Kröten für unser bißchen Arbeit gibt. Ich bin sicher, es ist was Großes. Also hab' ich mir gedacht…
    Thomas: Ja?
    Cynthia: Nun, ich hab' mir gedacht, wenn wir… wenn du und ich … 'rauskriegen könnten, was es ist, könnten wir ihm vielleicht… irgendwie, weißt du … zuvorkommen und selber…
    Thomas [laut schreiend]: Du verdammte Sau! Vergiß das! Vergiß das… hörst du ? Wenn ich dich nur 'n einziges Mal wieder von so was reden hör', geh' ich schnurstracks zu Duke und sag's ihm. Wir werden für unsere Arbeit bezahlt. Und damit hat sich's! Verstehst du? Mehr wissen wir nicht, und mehr tun wir nicht! Es sei denn, Duke läßt uns wieder was zukommen. Hast du das klipp und klar kapiert?
    Cynthia: Herr im Himmel, Tommy, du brauchst mich doch nicht anzuschreien.
    Thomas: Verfickte Fotze du. Hab noch mehr so Ideen, und wir sind tot. Spitzgekriegt, was ich sag'? Wir sind tot.
    Cynthia: Schon gut, Tommy, schon gut. Ich red' ja auch nicht mehr davon.
    Thomas: Du darfst nicht mal dran denken. Laß nicht mal den Gedanken dran je wieder in dein blödes kleines Hirn 'rein. Ich kenn' die Leute besser als du, und…
    Cynthia: Das weiß ich genau, Tommy.
    Thomas: … und Duke ist nicht wie du und ich. Wenn er spitzkriegt, was du gesagt hast, macht er Sachen mit uns, die du nicht für möglich halten würdest. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und 's würd' ihm kein bißchen ausmachen. Kein bißchen. Ahnungslose Scheißnutte!
    Cynthia: Schon gut, Tommy, schon gut.
    [Pause von sechzehn Sekunden.]
    Cynthia: Wenn Duke nächsten Freitag anruft, soll ich ihm dann sagen, was wir bis jetzt haben, und fragen, ob wir weitermachen dürfen?
    Thomas: Ja. Sag's ihm in groben Zügen. Frag ihn, wie du das mit der Bezahlung der Ärzte schaukeln sollst. Er wird schon was auf Lager haben.
    Cynthia: In Ordnung.
    [Pause von sechs Sekunden.]
    Thomas: Tut mir leid, Snap, daß ich dich angeschrien hab'. Aber ich bin so erschrocken, wie du das gesagt hast. Bitte, verzeih mir.
    Cynthia: Na klar.
    Thomas: Wie wär's denn mit 'nem schönen heißen Bad, Herzchen? Ich mach' dir alles zurecht. Mit Badeöl.
    Cynthia: Das wär …
    [Ende der Aufnahme; das Band war ausgelaufen.]

13
    Edward J. Brodsky, 36; 177 Zentimeter; 81 Kilogramm; schwarzes, fettiges Haar, in der Mitte lang getragen; rechter Mittelfinger amputiert; verblaßte Messerstichnarbe am rechten Unterarm; braune Augen. Vier Verhaftungen, eine Vorstrafe: Am 2. März 1963 wegen leichter Körperverletzung verhaftet; Verfahren eingestellt. Am 31. Mai 1964 wegen Einbruchdiebstahls verhaftet; Verfahren mangels Beweisen eingestellt. Am 27. September 1964 wegen Verabredung mit Betrugsabsicht verhaftet; Anklage zurückgezogen. Am 14. April 1968 wegen Verhöhnung des Gesetzes festgenommen; zu dreißig Tagen im Strafgefängnis Brooklyn verurteilt. Nach Haftverbüßung am 21. Mai 1968 entlassen. Mitglied der Brooklyner Hafenarbeitergewerkschaft, Ortsverband 526 (er hatte vom 5. Mai 1965 bis 6. Mai 1966 als Steward gearbeitet).

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