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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Wohnung lag. Mit seiner freundlichen Erlaubnis wurde in seinem Wäscheschrank ein stimmaktuiertes Tonbandgerät angebracht. Die folgende Niederschrift wurde nach dem Band SEC-21 MAY 68-IM-12; 18PM-130C angefertigt.
    Anderson: Ist deine Wohnung sauber?
    Ingrid: Weshalb sollte sie's nicht sein? Ich lebe ja auch ein sauberes Leben. Duke, ich hab' davon gehört, als du 'rauskamst. Wie war's denn?
    Anderson: Im Knast? 'n Haufen Schwule. Du weißt, wie's da ist. Du bist ja auch dringewesen.
    Ingrid: Ja. Ich bin auch dringewesen. Einen Brandy … wie immer?
    Anderson: Ja. Dein Plätzchen hier gefällt mir jetzt. Sieht anders aus.
    [Pause von neunundzwanzig Sekunden.]
    Ingrid: Danke. Ich hab' viel Geld dafür ausgegeben. Prosit.
    [Pause von fünf Sekunden.]
    Ingrid: Offen gesagt find' ich's eine Überraschung, dich zu sehen. Ich hätt' nicht gedacht, daß du mich wiedersehen willst.
    Anderson: Warum nicht?
    Ingrid: Ich dachte, du würdest mir die Schuld geben.
    Anderson: Nein, ich geb' dir keine Schuld. Was hättest du schon tun können - singen und eingelocht werden? Wozu? Was hätte das genützt?
    Ingrid: Das hab' ich mir auch gedacht.
    Anderson: Ich war blöd und wurde geschnappt. So was passiert. Auf dieser Welt muß man für Blödheit eben bezahlen. Du hast haarscharf das getan, was ich auch getan hätt'.
    Ingrid: Ich dank' dir, Duke. Jetzt… jetzt ist mir ein bißchen leichter ums Herz.
    Anderson: Du hast zugenommen?
    Ingrid: Mag sein. Ein bißchen. Hier und dort ein bißchen.
    Anderson: Du siehst gut aus, richtig gut. Hier, ich hab' dir was mitgebracht, 'n goldenes Feuerzeug von Dunhill. Rauchst du noch immer so viel?
    Ingrid: O ja - mehr denn je. Vielen Dank. Sehr hübsch. Teuer - nein? Geht's dir denn so goldig… oder hast du's von einer Frau geschenkt gekriegt?
    Anderson: Rat mal.
    Ingrid [lachend]: Ist mir auch egal, wie du dazu gekommen bist. Jedenfalls find' ich's nett, und es war wirklich süß von dir, an mich zu denken. Also… was passiert jetzt? Was wünschst du dir?
    Anderson: Ich weiß nicht. Ich weiß wirklich nicht. Was wünschst du dir?
    Ingrid: Och Schatzi, ich hab' vor vielen Jahren aufgehört, mir was zu wünschen. Jetzt nehm' ich alles einfach hin. So ist's leichter.
    Anderson: Und es war auch bedeutungslos für dich, ob ich bei dir vorbeikam oder nicht?
    Ingrid: Bedeutungslos … ja. Freilich war ich neugierig. Aber so oder so - das macht keinen Unterschied.
    [Pause von vierzehn Sekunden.]
    Anderson: Du bist 'ne eiskalte Frau.
    Ingrid: Ja. Ich hab' gelernt, kalt zu sein.
    Anderson: Tommy Haskins hat mir gesagt, du wolltest mich sehen.
    Ingrid: Wirklich? Typisch Tommy.
    Anderson: Du wolltest mich also nicht sehen?
    Ingrid: Wollte - wollte nicht. Welchen Unterschied macht das?
    Anderson: Wann gehst du zur Arbeit?
    Ingrid: Um sieben geh' ich hier fort. Ich muß um acht im Saal sein.
    Anderson: Ich arbeite auch. Nicht sehr weit von hier. Ich muß um vier dort sein.
    Ingrid: Also?
    Anderson: Also haben wir drei Stunden. Ich will, daß du mich liebst. Mach mir's wieder mal. Jetzt gleich.
    Ingrid: Wie du wünschst.
    Anderson: Das hab' ich gern - 'ne heiße Frau.
    Ingrid: Och Duke… Wenn ich eine heiße Frau wär', würdest du dich nicht mit mir abgeben.
    Anderson: Zieh deinen Bademantel aus. Du weißt, was ich mag.
    Ingrid: In Ordnung.
    Anderson: Du hast zugenommen. Sieht aber ganz gut aus.
    Ingrid: Vielen Dank. Möchtest du dich ausziehen?
    Anderson: Nicht jetzt. Später.
    Ingrid: Ja.
    [Pause von siebzehn Sekunden.]
    Anderson: Du erinnerst dich doch noch, was?
    Ingrid: Eine Frau wie ich vergißt diese Dinge nicht. Langsam, Schatzi… wie damals immer?
    Anderson: Ja.
    [Pause von elf Sekunden.]
    Anderson: Du lieber Himmel. Vor 'ner Woche hat mich 'ne Frau gefragt, wo ich diese Sachen gelernt hab. Ich hätt's ihr sagen sollen.
    Ingrid: Ja. Aber du kennst noch nicht alles, Duke. Ein paar Dinge hab' ich mir aufgehoben. Das da zum Beispiel …
    Anderson: Ich… o Jesus, nicht… ich kann nicht mehr…
    Ingrid: Aber natürlich kannst du. Du wirst daran nicht sterben, Schatzi. Keine Sorge. Man kann's eben noch ertragen. Ich zieh' mich jetzt aus, glaub' ich.
    Anderson: Ja. Können wir ins Schlafzimmer gehen?
    Ingrid: Bitte nicht. Ich hab' gerade erst das Bettzeug gewechselt. Ich will das schmutzige Laken aus dem Wäschekorb holen, und das breiten wir hier aus, auf dem Teppich.
    Anderson: Na schön.
    [Pause von dreiundzwanzig Sekunden.]
    Anderson: Was ist das?
    Ingrid: Ein Mädchen in der Tanzschule hat mir

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