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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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kümmern, sie ist Wissenschaftlerin.«
    »Ich bin auch Wissenschaftler!«, schnappte Quart’ol. »Trotzdem weiß ich nicht, wie eine zehntausend Jahre alte Versorgungsanlage funktioniert! Und ich werde mir auf keinen Fall die Träger der Chronik meines Volkes aufs Gewissen laden!«
    »Schön. Was schlägst du also vor?«, erkundigte sich Aruula spitz.
    »Wir reden mit ihm!«, entschied Quart’ol. »Pozai’don will niemanden töten, davon bin ich überzeugt! Lasst es uns auf friedlichem Weg versuchen, Freunde! Wenn alle Stricke reißen«, – er hob den Blitzstab –, »können wir immer noch andere Saiten aufziehen.«
    »Finde ich gut«, sagte Vogler sofort.
    Clarice Braxton dachte erst eine Weile nach, ehe sie antwortete: »Versuchen können wir’s. Aber Yann muss so schnell wie möglich auf die Krankenstation zurückgebracht werden! Ich habe keine Ahnung, wie sein menschlicher Organismus auf das Sedativum reagiert.« Sie lächelte mitleidig. »Ganz zu schweigen von dem Schock, den der Arme erleiden wird, wenn er die Augen aufmacht.«
    Wudan, schenk mir Beherrschung! Ungeduldig schwamm Aruula dahin. Glauben die ernsthaft, der Wächter würde mit ihnen verhandeln? Und warum will Quart’ol ihn unbedingt schonen? Etwa, weil der Wächter ein Hydrit ist?
    »Kommst du, Aruula?«, fragte Clarice.
    Die Barbarin lachte zornig auf. »Ich denke nicht daran!«, rief sie. »Wenn ihr euch an der verschlossenen Tempeltür die Knöchel wund klopfen wollt: meinetwegen! Ihr könnt auch den Wächter anbetteln, Yann zurück zu geben.« Ihre Augen funkelten, als sie fortfuhr: »Ich rede nicht mit Entführern! Beim Volk der Dreizehn Inseln erledigen wir so was auf unsere Art!« Damit warf sie sich herum und begann zu tauchen. Nach oben, dem Spindeldach des Tempels entgegen.
    Insgeheim tat es der Barbarin leid, dass sie ihre Gefährten gekränkt hatte. Im Grunde war sie ja nur wütend auf sich selbst, und auf ihre Gutgläubigkeit, die der Wächter so bitter enttäuscht hatte.
    Schon fragte sich Aruula, ob es nicht besser wäre, umzukehren. Doch irgendetwas hielt sie davon ab.
    Wärst du doch bei mir, Maddrax!, dachte die Barbarin. Jetzt brauchte ich deinen Rat, was ich tun soll.
    Das Schattenheer der Zweifel umringte sie und griff mit kalter Hand nach ihrem Herzen. Quart’ol hatte ja recht, was das Schicksal der dreizehn Geistwesen betraf. Vielleicht stimmte also auch seine Beurteilung des Wächters.
    Aber vielleicht auch nicht. Aruula beschloss, ihrem Instinkt zu folgen.
    ***
    Es war einer der Momente in Commander Drax’ Leben, in denen er sich fragte, ob man es mit der Rücksichtnahme auch zu weit treiben konnte: Hätte er den Blitzstab auf volle Leistung gestellt und einige Dutzend Leben auf sein Gewissen geladen, stünde er jetzt nicht selbst am Rande des Todes.
    Er befand sich zusammen mit Narot’la und sechs weiteren Hydriten, die ihn mit ihren Waffen in Schach hielten, in einem Nebengebäude des Magma-Kraftwerks. Nachdem sie einen von Leuchtmikroben matt erhellten Gang durchquert und eine Schleuse passiert hatten, zu der Narot’la einen Schlüssel besaß, standen sie in einem schmucklosen Raum, der nur von einem roten Glosen erfüllt wurde. Die Wände waren vermutlich aus hitzeresistentem Vulkangestein.
    Vor ihnen ragte ein etwa einen Meter durchmessendes und ein Meter hohes Rohr aus dem Boden, aus dem das rote Leuchten drang. Am Rand erkannte Matt Überreste von Scharnieren. Hatte ein Deckel das Rohr einst verschlossen?
    »Ist das der Feuerschlund?«, fragte Matt, obwohl das nur zu offensichtlich war.
    »Das ist er.« Der Sprecher der verkrüppelten Hydriten nickte.
    »Wozu dient er? Ich meine… wozu hat er früher gedient, zur Zeit eurer Ahnen?«
    »Man hat ihm geheimste Geheimnisse anvertraut«, entgegnete Narot’la.
    Unsinn. Matt knirschte mit den Zähnen. Das hier war eine moderne wissenschaftliche Anlage, da gab es mit Sicherheit andere Möglichkeiten, Akten zu vernichten. Sein Blick wanderte über die Wände. Er sah beschriftete Bronzetafeln. Man hatte sie ins Gestein eingelassen – und sie brüllten jede Warnung in die Runde, die man auch in irdischen Kraftwerken fand. Nur RAUCHEN VERBOTEN fehlte. Vermutlich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit.
    Matt schob den Kopf über den »Brunnenrand«. Sehr warmes Wasser wallte ihm entgegen. Er wich zurück. Ein Blick auf die bionetische Anzeige des Tauchanzugs besagte, dass das Wasser dreißig Grad Celsius warm war. Lag es daran, dass die Energie in der Magmablase nicht mehr

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