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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Bleibt der Patient bei Bewusstsein?«
    Die Wissenschaftlerin verneinte. »Er fällt in den so genannten Schwarzen Schlaf. Das bedeutet, der Patient ist zwar faktisch wach, deshalb kann er von alleine atmen. Aber außer lebenserhaltenden Grundfunktionen ist im Hirn alles abgeschaltet.«
    »Restlos alles?«, forschte Quart’ol.
    »Ja.«
    »Wäre dann auch ein Untermieter wie Gilam’esh schachmatt gesetzt?«
    Clarice sah erstaunt auf. Sie suchte nach Worten, als der Hydrit schon weiter fragte: »Da waren nasse Fußspuren, ja? Sahen sie aus wie meine?«
    »Äh – ja, aber…« Clarice runzelte die Stirn. »Was… was hat das alles zu bedeuten?«
    Quart’ol packte die Marsianerin an den Schultern. »Clarice! Yanns Tauchanzug – hast du den irgendwo gesehen?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Der ist auch weg, das weiß ich ganz sicher. Ich habe überall danach gesucht, weil ich solche Angst hatte, Yann könnte sich verlaufen haben und ertrunken sein.«
    Der Hydrit nickte grimmig. »Yann hat sich nicht verlaufen!« Er wandte sich Aruula zu. »Pozai’don hat ihn entführt!«
    »Po… wer?«, rief Clarice. Helles Nicht-begreifen stand in ihren Augen.
    Quart’ol zog seine Waffe vom Tisch, gürtete den Blitzstab um. Während er zu Aruula hinüber sah, die bereits in ihren Tauchanzug schlüpfte, sagte er zu Clarice: »Das ist eine längere Geschichte. Ich erzähle sie dir unterwegs. Komm mit! Schnell, wir müssen Vogler holen!«
    ***
    Ein Kampf im Vakuum des Weltraums musste einem Kampf unter Wasser ziemlich ähnlich sein. Nach wenigen Sekunden wusste Matt nicht mehr, wo Oben und Unten war.
    Da die Angreifer ihn von allen Seiten zu packen versuchten, drehte er sich permanent im Kreis. Deswegen trafen die Schläge, die sein Blitzstab verteilte, nur die Leere und brachten das Wasser zum Kochen.
    Von Blasen und Fratzen umgeben, war Matt fest entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Zwar sah er in den Augen der Angreifer mehr Intelligenz als im Blick des rachsüchtigen Kraken, aber auch Wut. Vermutlich hatte er es nur dem Blitzstab zu verdanken, dass man ihn nicht in Stücke riss. Die Gegner waren nämlich nicht unbewaffnet: Matt sah Dreizacke und Messer in ihren flossenartigen »Händen«. Sie sahen wie eine Mischung aus warzigen Kröten und verwachsenen Hydriten aus.
    Ein Angreifer stürzte sich wie ein Hai von oben auf ihn. Ehe Matt sich versah, klatschte etwas gegen seinen Helm und blieb haften. Gerade als er das Ding abreißen wollte, hörte er plötzlich viele aufgeregte Stimmen um sich herum. Der »Angreifer«, dem er das pulsierende gelbe Ding zu verdanken hatte, rief in der Sprache der Hydriten: »Zurück! Zurück! Lasst uns den Menschen befragen!«
    »Wie soll das gehen?«, rief ein anderer. »Er versteht uns doch nicht einmal!«
    Matt positionierte sich neu, bis er wusste, dass er nicht auf dem Kopf stand. Er senkte den Blitzstab und warf einen Blick auf den »Schwamm«, der sich an seinem Helm festgesaugt hatte. Er musste eine Art Membran sein, die Schallwellen übertrug. So war eine Verständigung unter Wasser möglich.
    »Ich verstehe euch gut!«, sagte er laut in der Sprache Quart’ols. »Und bin kein Feind! Mein Name ist Maddrax. Ich bin…« Er suchte nach einem Begriff, den jeder verstand. »… ein Suchender. Ich besuche die Völker der Welt und studiere ihre Sitten.«
    Die missgestalteten Hydriten – es waren mindestens zwölf – umringten ihn in sicherer Entfernung.
    »Ich weiß, wer ihr seid«, fuhr Matt fort. »Einer der euren ist mir ein guter Freund. Er hat mir eure Sprache beigebracht.«
    Schweigen beantwortete seine Rede.
    »Das ist ein Trick!«, hörte er jemanden rufen. »Ein Mensch kann kein Freund der Hydriten sein!«
    »Aber er hält sich in Gilam’esh’gad auf«, warf eine zweite Stimme ein. »Er spricht unsere Sprache, und er steuert eine Transportqualle! Woher hat er dieses Wissen?«
    Allgemeines Volksgemurmel kam auf. Der Hydrit, der Matt mit der Membran verbunden hatte, sagte: »Du weißt nicht, wer wir sind, Menschenmann. Du glaubst nur, es zu wissen.« Seine Stimme klang traurig.
    »Ihr seid Hydriten«, sagte Matt. »Nur ein Blinder kann es übersehen.«
    Die Membran übertrug ein misstönendes Husten aus einem Dutzend Kehlen. Hohngelächter.
    »Wir sind keine Hydriten«, kam die Antwort. »Wir sind nur ihr…« Das letzte Wort, nahm Matt an, hatte er nicht richtig verstanden. Es klang wie »Abfall«. Dann deutete der Sprecher auf die bizarren Bauwerke.

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