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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Es war eine Liftkabine!
    Matt runzelte die Brauen. Seine Gedanken rasten. War die Kapsel hitzeresistent? Sicher, bis zu einem gewissen Grad, sonst machte sie keinen Sinn.
    Was trieb sie an? Dass man sie mit einer einfachen Handkurbel in Position bringen musste, ließ vermuten, dass sie nicht elektrisch betrieben wurde – oder dass der Antrieb längst ausgefallen war.
    Wieso musste man überhaupt in einen Behälter steigen, um in das Rohr einzufahren? Vermutlich, weil die Selbstmörder der Hydriten sonst längst das Rohr verstopfen würden. Sie wurden relativ unbeschadet nach unten transportiert, verließen die Kapsel und hauchten in dem fast kochenden Wasser ihr Leben aus.
    Die Kabine hing wartend über der Öffnung. Narot’la öffnete die Schiebetür.
    Matt schaute in das Ding hinein. Es war gerade so groß, dass ein ausgewachsener Hydrit aufrecht stehen konnte. Er selbst würde sich bücken und in die Knie gehen müssen, um Platz darin zu finden. Matt schauderte bei der Vorstellung, in einem fensterlosen Sarg in einen Schacht hinab zu gleiten, über dessen Tiefe er nichts wusste. Aber es war sinnlos, sich solche Fragen zu stellen und sich damit verrückt zu machen. Er atmete tief durch.
    »Fertig?«, hörte er Narot’la fragen.
    Matt stieß einen Seufzer aus und nickte. Was blieb ihm anderes übrig? Er schwang sich in die Kabine. Die Membran an seinem Helm übertrug das Klicken und Ratschen des bionetischen Zylinders, als er sich ins Rohr senkte.
    Dann schloss Narot’la die Tür. Es ging abwärts. Matt zählte die Sekunden. Als der beleuchtete Tiefenmesser an seinem Handgelenk um zehn Meter gesunken war, fing er an zu keuchen. Es wurde heißer. Im Feuerschlund herrschten Temperaturen, die nur Orguudoos Dämonen als angenehm empfunden hätten.
    Bei zwanzig Metern begann er zu schnaufen. Bei fünfundzwanzig nahm Matt sich vor, sich im kommenden Jahr nur noch mit kaltem Wasser zu waschen. Bei dreißig machte es RUMMS! Die Kabine hatte den Grund erreicht!
    Matt schob die Tür auf. Vor ihm breitete sich das diffuse rote Licht aus, das alle Konturen verschwimmen ließ. Aber es kam nicht etwa von einem Magmaleck, wie er befürchtet hatte, sondern von einer ganzen Batterie roter Warnlampen, die an der gegenüberliegenden Wand flackerten. Sie wurden also mit Strom versorgt!
    Ein Blick auf den Temperaturmesser: Das Wasser hier war fünfundvierzig Grad heiß! Innerhalb des bionetischen Tauchanzugs stieg die Hitze jetzt rapide an: achtundzwanzig Grad… neunundzwanzig… dreißig. Lange würde das halborganische Gewebe ihn nicht mehr schützen können!
    Matt verließ die Kapsel und wagte sich hinaus ins Ungewisse…
    ***
    Nicht lange nachdem Aruula verärgert davon geschwommen war, erreichten Quart’ol und die Marsianer den Tempel.
    Vorsichtig näherten sie sich dem düsteren, mächtigen Doppelportal mit den Aufschriften Kammer des Wissens und Kammer der Macht. Neben beiden Toren gab es eine Art bionetischer Türklingel. Man legte seine Hand auf das schwach leuchtende Feld. Der Abdruck wurde offenbar gescannt und im Tempelinneren ausgewertet, denn wenn man Glück hatte, durfte man danach eintreten.
    In dieser Nacht aber zählte niemand auf das Glück. Im Gegenteil: Quart’ol hatte die Gefährten darauf vorbereitet, dass es wahrscheinlich lange dauern würde, bis der Wächter reagierte. Wenn er es überhaupt tat. Geduldig müsse man sein, hatte der Hydrit gesagt; nicht verzagen und am Besten die Verhandlung ihm überlassen.
    Doch als die drei vor der Kammer des Wissens anlangten, erlebten sie eine Überraschung. Ein winziger Streifen Licht umspielte die Ränder des schweren Steinportals.
    »Ist es offen?«, wisperte Vogler erstaunt.
    »Ja!«, gab Quart’ol zurück. »Ich vermute, dass der Wächter Yann getragen hat. Deshalb ist ihm entgangen, dass das Tor nicht komplett ins Schloss fiel! Bei Ei’don, das ist gut!«
    Quart’ol bedeutete den Gefährten, ihre Handscheinwerfer zu löschen. Er klinkte den eigenen am Gürtel an, dann streckte er seine Hand nach dem mächtigen Portal aus. Quart’ol musste sich mit den Füßen an der Tempelwand abstützen, so schwer ließ es sich bewegen. Langsam, mit geringer Wasserverdrängung, schwang es ein Stück auf.
    Einer nach dem anderen glitten die Gefährten durch den Spalt ins Innere. Seepockengehäuse sprenkelten die Wände mit einem Sternmuster. Sie waren an den noch funktionierenden Teil der Energieversorgung von Gilam’esh’gad angeschlossen und verbreiteten sanftes

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