2300 - Vorboten des Chaos
technologische Neuerungen sind das, die du hast?"
Rhodan blockte ab. „Warte den Tag morgen ab, spätestens übermorgen.
Dann werden alle eingetroffen sein. Wir haben eine Präsentation vorbereitet."
Am Rand des Hafens sammelte sich ein diplomatischer Tross, ein kleines Heer aus hundert Residenz-Beamten.
Mit der Leibwache des Imperators, den Celistas und den Kralasenen, setzte sich der Zug in Bewegung; Richtung Solare Residenz, nicht durch das Meer der Straßen, sondern auf einer Route durch den Luftraum.
Am Paratronschirm staute sich der Tross.
„Ich nahm an, deine Residenz würde schweben, Terraner."
„Wir haben sie aus Sicherheitsgründen gelandet. Einige Konferenzteilnehmer fürchten vielleicht, sie könnten zu Boden stürzen."
Die Einlassprozedur dauerte ewig, trotz der hohen Gäste, und als Rhodan endlich mit dem Imperator in der Residenz stand, war eine Stunde vorbei.
Rhodan führte Bostich durch die Suiten. Nicht aus Höflichkeit allein, sondern um verdeckt ein letztes Mal zu sichern. Der Funkenregen, der sich „Fawn Suzuke" nannte, war möglicherweise geeignet, die ganze Konferenz zu sprengen.
Aber nichts geschah.
Bostich musterte eine kostbare Vase gegen das Licht. Mit den Fingerspitzen strich er über ein bemaltes Wandgewebe. „Etwa 19.000 da Ark ... Die Einrichtung stammt aus der Zeit von Gonozal VIII. da Arkon. Bemerkenswert – aber die Farben stimmen nicht."
Rhodan neigte anerkennend den Kopf. „Meine Mitarbeiter dachten wohl, eine exakte Kopie würde dich verärgern, Imperator. Aus dem Grund wurde eine Reminiszenz für einen Fachmann gewählt."
„Überflüssig."
„Wie du willst." Rhodan passte seinen Ton dem des Imperators an. „Diese Räume liegen zur Sonnenseite der Stadt, der Versammlungssaal liegt auf der anderen Seite. Allerdings wurde eine Bürosuite reserviert, direkt am Versammlungssaal, die dir exklusiv zur Verfügung steht. Du wirst nur wenige Schritte zu gehen haben. – Sollte dir der Sinn bis dahin nach körperlicher Betätigung stehen, wird eine Fitness-Etage für dich geräumt."
„Ein Training in Rhodans Residenz?"
Bostich verzog den Mund zu einem sehr dünnen Lächeln. „Wir wollen doch nicht zu weit gehen, Terraner."
*
Rhodan sank eben ins Bett, in der Tat so müde, wie Mondra ihm auf den Kopf zugesagt hatte – als das Rufsignal seines Funk-Armbands tönte.
„Ich grüße dich", sprach die neutrale Stimme des Mondgehirns NATHAN.
„Die angeforderten Recherchen wurden mittlerweile abgeschlossen. Von menschlichem Personal wurden mehrere schriftliche Archive gesichtet. – Begib dich bitte an ein Terminal mit Netzanschluss und Holo-Projektor."
Rhodan schlüpfte aus dem Bett, eilte nach nebenan und aktivierte das Terminal seiner Residenz-Wohnung.
NATHANS Symbol erschien. „Der Name Fawn Suzuke taucht in der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit des Solsystems nur einmal in nennenswerter Weise auf", berichtete das Mondgehirn. „Besagte Fawn Suzuke ging im Jahr 1304 NGZ im Nukleus der Monochrom-Mutanten auf. Sie war neunzehn Jahre alt, eine Telepathin, aufgewachsen in Terrania."
NATHAN blendete ein Hologramm dazu: Rhodan musterte ein hübsches, aber nicht schönes Gesicht, mit Sommersprossen auf der hellen Haut und einem Silberblick, der selbst im Holo noch irritierend wirkte. Dass sie eine Mutantin gewesen sein sollte, sah man ihr nicht an. Der Blick wirkte jedoch durchdringend tief und forschend, und dass etwas Besonderes an ihr war, erkannte Rhodan.
Er verglich das Bild mit der geisterhaften Erscheinung. Die Sommersprossen stimmten überein, die Züge ebenfalls. Die Fawn Suzuke im Holo trug nicht den schwarzen Rollkragenpullover, den er gesehen hatte, aber das war belanglos, denn Kleider konnte man wechseln. Rhodan hatte die Geist-Erscheinung auf siebzehn Jahre taxiert, Fawn Suzuke war bei ihrem Ableben neunzehn gewesen.
Er ging den Rest der Liste durch, Lebenslauf und dokumentiertes Auftreten in der Öffentlichkeit, und fand nichts, was seinen Argwohn weckte.
„Danke, NATHAN. Verbindung Ende."
Rhodan schaltete das Terminal ab.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts NGZ hatte Terra eine Schwemme von Mutanten hervorgebracht. Da sie alle schwarzweißsichtig gewesen waren, entstand der Name, den jeder kannte: Monochrom-Mutanten. Ein großer Teil war damals umgekommen. Mehr als dreißigtausend Monochrom-Mutanten gingen in der jungen Superintelligenz SEELENQUELL auf – und schlossen sich nach SEELENQUELLS Ende zu einem Verbund zusammen. Die neue
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