Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel

Titel: 2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht geschlafen, ihn möglicherweise präzise mit den ersten Sonnenstrahlen aus der Bewusstlosigkeit geweckt.
    Ian war schwach und zitterte. Was stellte der Zweiköpfige bloß mit ihm an?
    Dass die Beeinflussung von ihm ausging, stand außer Frage. Über die Gründe konnte er allerdings nur spekulieren.
    Wenn er nur an das Funkgerät gelangen konnte, das lediglich ein paar Meter entfernt in einem Kasten lag. Oder zum Gewehr ...
    „Ich wiederhole mich nicht gerne", sagte der Vogelkopf.
    Mit aller Kraft stieß sich der Jagdhüter vom Boden ab und kam schwankend auf die Beine. „Marc heißt er also, dein Freund?", fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Er schloss die Augen, sammelte sich.
    Schmerzen, die er spürte, durften jetzt keine Rolle spielen, wollte er sich und den Jungen am Leben erhalten.
    Marc lag flach und schnell atmend auf der harten Matratze. Seine Stirn war schweißbedeckt. Er fieberte.
    „Er benötigt viel Flüssigkeit und Nahrung", sagte Ian. „Ich werde Tee kochen und ..."
    „Marc ist heute am Abend wieder auf den Beinen."
    Das seltsame Wesen brauchte ihn nicht anzusehen, brauchte die Stimme nicht zu heben, brauchte nicht zu drohen. Dennoch wusste Ian, dass er es schaffen musste. Sonst war’s vorbei mit der Jagd, den Sonnenuntergängen, den endlosen Wanderungen durchs Inselparadies, dem samstäglichen Wirtshausvergnügen und den seltenen Schäferstündchen mit Su.
    Kurz schielte er zum zweiten Schockgewehr, das verlockend nahe an der Wand neben der Kochstelle lehnte. Es war geladen. Er musste es nur ergreifen, sich fallen lassen und darauf hoffen, dass der erste Schuss saß.
    Er schob den Gedanken beiseite. Der Blick seines unheimlichen Gegners hing ihm im Nacken. Der Hässliche hatte bislang keinen einzigen Augenblick in seiner Aufmerksamkeit nachgelassen. Er schien keine Erholung oder Schlaf zu benötigen. Möglicherweise hatte er sich nicht einmal bewegt, seitdem er die Hütte betreten hatte.
     
    *
     
    Der Tag verging in Windeseile. Ian tat alles, was in seiner Macht stand, um die Lebensgeister Marcs zu wecken. Heiße Suppe, die er ihm einflößte, erbrach der Junge augenblicklich, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Die Gehirnerschütterung machte ihm wohl schwer zu schaffen.
    Immer wieder fiel er in fiebrigen Schlaf. Erzählte von seiner seltsamen Freundin, dem Leben in Terrania City und den Alpträumen, die er in letzter Zeit gehabt hatte.
    „Ist schon gut, Marc", flüsterte Ian, wischte ihm Schweiß vom Gesicht und kühlte die Stirn mit feuchten Tüchern.
    Allmählich machten sich die fiebersenkenden Mittel aus dem Erste-Hilfe-Kit positiv bemerkbar. Eigentlich hätten sie binnen ein oder zwei Stunden greifen müssen. Die absolute körperliche Erschöpfung ließ den medikamentös bewirkten Wiederaufbau des Immunsystems nur schleppend vor sich gehen.
    Es dämmerte, als Marc endlich mit wachem Blick erwachte. „Wo bin ich?", flüsterte er. „Bin ich ihm entkommen?"
    „Keine Panik jetzt", antwortete Ian, der sich hilflos wie selten zuvor fühlte.
    „Sei froh, dass du lebst."
    „Hab ich’s geschafft?", beharrte Marc verzweifelt und versuchte, sich an Ians breitem Körper vorbei in der Hütte umzusehen.
    „Nein", zischte der Schlangenkopf.
    „Du kannst dem Dualen Kapitän nicht entkommen."
    Marc ließ sich schluchzend nach hinten fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Ian erhob sich langsam. „Hör zu, Freund", sagte er, während er sich zu seinem Peiniger umdrehte. „Er ist noch lange nicht über den Berg. Was auch immer für Gemeinheiten du vorhast – du musst ihn schonen. Sein Körper erholt sich zwar allmählich, aber sein Geist ist ziemlich angeknackst, wie mir scheint."
    „Das lass mein Problem sein, Mensch.
    Ich benötige ihn jetzt. Wenn ich alles habe, was ich von ihm will, kann er getrost sterben. Und dich ..." Er fixierte Ian wiederum mit beiden Köpfen. „Dich kann ich nicht mehr gebrauchen."
    Der Schmerz spülte Ian Grant hinweg.
     
    14.
     
    Das Forschungszentrum Coreos befand sich in einer der verlassensten Gegenden des Erdmondes, am Südrand des Mare Humorum, des Meeres der Feuchtigkeit, gelegen, inmitten des zirka 50 Kilometer durchmessenden Kraters Vitello. Über den extrem flachen Rand hinweg konnte man in weiter Ferne den scharfgratigen, übermächtig wirkenden Krater Gassendi ausmachen. Er gab den wenigen Mitgliedern der Notbesatzung des Zentrums das Gefühl, im Flachland zu sitzen. Inmitten des langweiligsten, gottverlassensten Flecks

Weitere Kostenlose Bücher