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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spionauge. Er brauchte den entsprechenden Befehl nur zu denken. Das Zerlegen und Wiederzusammenfügen des kleinen „Funkgeräts", tausendmal geübt, war innerhalb von Sekunden geschehen. Als er den Spionen das Licht wieder anknipste, hatte er für sie immer noch das gleiche Gerät in der Hand. Dass es sich mittlerweile in eine tödliche Waffe verwandelt hatte, konnten sie weder sehen noch messen, noch ahnen.
    Es war so weit. Er musste es hinter sich bringen, lästigen Ballast abwerfen, der ihm immerhin zehn Millionen Galax einbringen würde – schon eingebracht hatte. Denn die Ereignisse in der Kristallbörse begannen, eine Eigendynamik zu entwickeln. Es konnte bald alles sehr schnell gehen, und wenn er dann nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war, würde das Spiel ohne ihn gespielt werden.
    Und das konnte nicht in seinem Sinn sein, bei allem, was er bereits investiert hatte ...
    Der Plophoser verließ seine Kabine und versiegelte sie hinter sich. Er brauchte keine Infos von der Börse, um seinen Weg zu finden. Sein Opfer war ihm sicher, in seinem Quartier. Wahrscheinlich schlief es jetzt oder heulte sich die Augen aus. Grund dazu hätte es – vielmehr sie – allemal.
    Sie reiste mit gleich sieben Leibwachen, die in den beiden Nachbarkabinen untergebracht waren. Für ihn machte das keinen Unterschied. Sie nahm sie nicht einmal mit, wenn sie ihr Quartier verließ. Es war ein teurer, aber unnützer Luxus, ein Spleen, mehr nicht.
    Er brauchte weniger als vier Minuten. Dann stand er vor ihrer Kabine, überzeugte sich, dass von rechts und von links nichts kam, und brauchte noch einmal nur Sekunden, um die Tür zu entriegeln. Sie öffnete sich lautlos, und lautlos trat er ein.
    Es wäre nicht nötig gewesen.
    „Ich dachte mir, dass du kommen würdest", sagte Amanda van Veer. Sie stand vor ihm und lächelte ihr ewiges Blenderlächeln. Sie war allein, wie er es vorausgesetzt hatte. „Ich habe dich erwartet und bin nur erstaunt, dass es so schnell ging." Sie zeigte ihre weißen falschen Zähne. „Also so sieht der Mann aus, der mich umbringen soll.
    Darf ich fragen, wie viel er dir dafür bezahlt? Was bin ich meinem geliebten Göttergatten noch wert? Oder war es ein Ex? Wer – der erste? Der zweite?
    Der dritte? Der letzte oder der vorletzte?"
    „Das spielt keine Rolle", sagte Ostro und zog die Waffe aus der linken Tasche seines Biedermannanzugs. „Aber ich bin erleichtert, dass du’s so gelassen nimmst. Dass du so gut vorbereitet bist, beruhigt mich ungemein."
    Er schoss und sah, wie gut vorbereitet sie gewesen war.
    Der grellblaue Strahl fuhr durch die Frau hindurch und schmolz ein Loch in die Wand. Amanda van Veer lächelte noch immer, als sich das Hologramm auflöste.
    Der Killer starrte den leeren Fleck an und dachte eine Verwünschung. Er war überrascht. Sie hatte ihn reingelegt. Das hätte er der alten Schachtel nicht zugetraut.
    Er fasste sich schnell wieder. In Ordnung, dachte er. Du willst auch jetzt noch spielen. Dann spielen wir. Aber ich warne dich. Es wird ein heißer Tanz und vielleicht unangenehm werden, denn jetzt habe ich einen triftigen Grund, dir das Licht auszublasen.
    Er lauschte mit offenen Augen in sich hinein. Er klinkte sich ein in das Meer von Informationen, in dem er schwamm. Er hatte Millionen Augen, Millionen Ohren. Nach zwei Sekunden wusste er, dass die Nachbarkabinen leer waren.
    Nach fünf Sekunden wusste er, in welcher Richtung er zu suchen hatte.
    Und er musste nur eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, dass Amanda van Veer ihre Leibwächter mitgenommen hatte. Dazu brauchte er keine Neuros im Gehirn.
    Ihm war es recht. Wo lag der Unterschied? Etwas mehr Thrill – und Zeit.
    Allerdings Zeit. Wenn es sein musste, würde er sie eher laufen lassen, als sich den Coup seines Lebens entgehen zu lassen.
    Aber mach dir lieber keine falschen Hoffnungen, Gnädigste!
    Hätte er so etwas wie menschliche Gefühle besessen, sie hätte ihm fast Leid getan. Sie hatte keine Chance.
    Natürlich, sie wusste es nicht. Sie kämpfte – spielte – um ihren kleinen Rest von Leben und zuckte doch nur noch wie ein Vogel, dem man den Kopf abgeschlagen hatte.
     
    *
     
    Über den Kämmerer hatte er noch nichts herausfinden können.
    Thomasz Emanuel wusste, wie er die Leute zum Reden brachte. Er besaß das Talent, die richtigen Fragen zu stellen, völlig unverfänglich, und aus den Antworten zu lesen, was sein Gegenüber ihm eigentlich nicht verraten wollte.
    Zwischen den Zeilen, hinter den

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