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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Worten. Dort verbargen sich die Wahrheiten des Lebens, die großen wie die kleinen.
    Doch im Fall des geheimnisvollen Kämmerers versteckten sie sich für seinen Geschmack zu gut. Wie er es auch anstellte, er kam nicht weiter.
    Niemand schien zu wissen, wer dieser Mann war – ja ob es überhaupt ein Mann war.
    Vielleicht existierte er gar nicht.
    Vielleicht war der Kämmerer nur ein Popanz, den die Betreiber der Börse aufgebaut hatten, um übermütige Menschen und andere Besucher abzuschrecken, einzuschüchtern, zur Tugend zu mahnen – falls sie überhaupt wussten, was das war.
    Satan hatte viele Gesichter. Er wusste, wann er vor ihm stand.
    Vor Amanda van Veer hatte er zwar nicht gestanden, eher hinter ihr, vor zehn Stunden am Spieltisch, doch er hatte genug gesehen, um die Handschrift des Teufels zu erkennen. Die Dame war nicht die Dame, die sie zu sein vorgab. Thomasz hatte hinter die Fassade geblickt und eine arme, kranke, von Qual und Verderbnis bedrohte Seele gesehen, die verzweifelt nach Hilfe schrie.
    Nun, er war hier, um genau diese zu leisten. Sie besaß zwar nach ihrem Pech im Glücksspiel kein Geld mehr, doch Frauen wie sie blieben nie lange arm – so wenig wie allein. Wahrscheinlich würde sie keine drei Tage brauchen, um sich zu besinnen, ihren Stolz abzulegen und sich einem vermögenden Gönner zuzuneigen. Ihn störte das nicht. Wenn sie dann das Bedürfnis haben sollte, ihm eine großzügige Zuwendung zukommen zu lassen, würde sich das durchaus positiv auf sein Bemühen auswirken, sie vom Bösen zu befreien.
    Daran dachte er, als er vor ihrer Kabinentür stand und wohlwollenden Einlass begehrte. Es war seine heilige Pflicht, ihr jetzt beizustehen, in der Stunde der Verzweiflung. Jetzt brauchte sie seinen Rat am nötigsten, auch wenn sie das selbst noch nicht wissen mochte. Es war stets die gleiche Krux mit den Sündern, dachte er, dass sie ihren Erlöser erst erkannten, wenn es schon zu spät für sie war.
    Er betätigte den Melder noch einmal, ohne dass sich etwas tat. Er glaubte nicht, dass sie schlief – nach dem, was ihr widerfahren war, fand sie gewiss keine Ruhe.
    Plötzlich sah Thomasz Emanuel, dass die Tür gar nicht verschlossen war. Zwischen ihr und der Wand befand sich ein winziger Spalt. Er sah sich um, um sich zu überzeugen, dass er allein auf dem Gang war. Satans Diener waren wohl anderweitig beschäftigt oder hatten sie ganz einfach abgeschrieben. Wo kein Geld zu holen war, war ihr Acker nicht bestellt.
    Er dachte nicht so!
    Vorsichtig öffnete er die Tür, ließ sie lautlos in die Wand gleiten. Noch vorsichtiger betrat er die geräumige, mit Sicherheit sehr teure Kabine. Dann sah er sich um, räusperte sich vernehmlich und fragte leise: „Madame van Veer? Seid Ihr ...", es lohnte sich immer, höflich zu sein, „... ist jemand hier?"
    Er erhielt keine Antwort. Wo konnte sie sein? Der Gedanke, dass sie sich bereits in die Arme eines anderen, eines Geschöpfs des Teufels, begeben haben könnte, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Dann sah er das hässliche schwarze Loch in der Wand. Er ging näher heran, betrachtete es und spürte einen kalten Schauder den Rücken hinunterlaufen.
    Er erkannte Satans Zeichen, wenn er sie sah, und wusste sie durchaus zu deuten.
    Amanda van Veer schwebte in Gefahr – in großer Gefahr! Wenn sie nicht bereits ...
    Daran wagte er gar nicht zu denken.
    Wieder sah er sich um, trat hinaus auf den Gang, hoffte jemand zu sehen, der ihm half – oder dass ihm eine göttliche Eingebung käme.
    Es hatte ihn viele gute Worte gekostet, um herauszufinden, in welcher Kabine die Sünderin wohnte. Um zu erfahren, wo sie mittlerweile war, würde es schon eines kleinen Wunders bedürfen.
    Herr, dachte Thomasz Emanuel, erleuchte deinen nichtswürdigen Diener. Zeige mir den Weg des Lichts – und lass sie leben, damit sie kann geben ...!
    Manchmal war er ein Dichter.
     
    6.
     
    Pokerface
     
    Solomon G. Gill und Inez Hatcher waren für das bloße Auge unsichtbar.
    Unter ihren Deflektoren trugen sie leichte Schutzanzüge mit geschlossenem Helm. Durch eine speziell kodierte und gesicherte Funkverbindung war gewährleistet, dass sie sich unterhalten konnten, ohne Gefahr zu laufen, belauscht oder geortet zu werden.
    Auch die Tarnfelder und Energieemissionen der Anzüge waren mit Standardsensoren nicht anzumessen. Sie konnten sich gegenseitig sehen, aber niemand sah sie.
    „Vor uns ist eine Ortersperre", sagte Inez. „Und nun, schlauer Mann?"
    „Luft anhalten und

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