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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kurzem Zögern.
    „Aber die Positronik würde jeden Versuch einer Manipulation bemerken und uns warnen", protestierte Inez. Sie sah in die Runde. „Nicht wahr, das würde sie doch ...?"
     
    *
     
    Und da war es wieder.
    Quergel hatte sich in eine Nische gedrückt, die er mit seinem Plasma fast vollkommen ausfüllte wie ein Pfropfen. Jemand, der nicht so genau hinsah, würde glauben können, dass er eine Wand sah. In dieser anstrengenden und strapaziösen Tarnung hoffte der Matten-Willy, nicht entdeckt zu werden.
    Er steckte bereits seit fast drei Tagen in dieser selbst gewählten Klemme, als er entschieden hatte, dem Evakuierungsaufruf nicht zu folgen. Drei lange, für ihn qualvolle Tage, denn er musste nicht nur in dieser unbequemen Haltung verharren, musste nicht lediglich Angst davor haben, jeden Augenblick von den überall gegenwärtigen Börsen-Gardisten entdeckt zu werden.
    Er hatte auch vorübergehend den Ortungskontakt zu seinem Posbi – oder dem Mörder seines Posbis – verloren.
    Das Echo war einfach nicht mehr da gewesen, aber dann war es wieder da gewesen, und es kam ganz aus der Nähe. Das Warten und die ausgestandenen Ängste schienen sich doch gelohnt zu haben.
    Quergel war kurz nach dem Alarm in den verbotenen Sektor eingedrungen.
    Er hatte fast eine Stunde lang warten müssen, bis sich die Chance bot. In dieser Zeit hatte sich das Echo wieder entfernt. Als die Posten endlich von der bewachten Sektorengrenze verschwunden waren – wahrscheinlich wurden sie anderswo gebraucht –, hatte sich Quergel ganz dünn gemacht und war unter den Sensoren und Lichtbarrieren hindurchgeglitten wie ein Flüssigkeitsfilm auf dem Boden.
    Als neue Wachen kamen, hatte er sich schon in Sicherheit befunden.
    Dafür war das Echo erloschen gewesen. Nun kam es näher.
    Quergel fragte sich nicht erst seit jetzt, ob der oder das Fremde, das ein Echo aussandte wie sein Posbi, im Tabu-Sektor etwas Bestimmtes gesucht oder getan hatte. So zielgerichtet, wie es sich darauf zubewegt hatte, konnte man es fast annehmen.
    Aber was? Und wie war es hineingelangt, ohne einen Alarm auszulösen?
    Hatte es erreicht, was es wollte?
    Was immer dies war, hatte dafür sein Posbi sterben müssen?
    Der Matten-Willy floss aus seiner Nische, als er wusste, dass sich der oder das Fremde ebenso geradlinig zurückbewegte, wie es hierher gekommen war, und dass es ihn in einer Entfernung von rund hundert Metern passieren würde, wenn er seinen jetzigen Standort beibehielt. Aber er würde es stellen! Er würde ihm entgegengehen und sich ihm in den Weg stellen.
    Er wusste zwar nicht, wie, aber er war fest entschlossen, seinen Posbi zu rächen, wenn es stimmte, dass es ihn getötet hatte. Irgendetwas würde ihm schon einfallen, bis es so weit war, hoffte er.
    Das Ausbilden von Füßen fiel immer schwerer. Die Pseudopodien waren kraftlos und fühlten sich taub an.
    Quergel selbst fühlte sich hundeelend.
    Er musste unbedingt bald Flüssigkeit zu sich nehmen. Er bewegte sich wie im Rausch, sackte nach links ab, dann nach rechts. Er fühlte sich mehr tot als lebendig und furchtbar müde, aber ans Aufgeben dachte er nicht einen Augenblick. Wenn er lag, stemmte er sich hoch und konzentrierte sich auf das näher kommende Echo. Das Wissen darum, dass er den oder das Unbekannte in wenigen Minuten stellen würde, verlieh ihm die nötige Kraft, um sich auf den Beinen zu halten. Inzwischen hatte er mehr als hundert gebildet. Wie eine riesige Amöbe trippelte er heftig schwankend durch die Gänge und leeren Hallen. Niemand begegnete ihm. Es war unheimlich geworden. LEprachtvoll schien vollkommen verlassen zu sein. Er sah auch keine Gardisten mehr.
    Nur noch das Echo, stärker, intensiver, näher, immer näher ...
    Und dann hatte er die Stelle erreicht, an der er jetzt nur noch zu warten brauchte.
    Er wartete. Und dann war er – es – da. Der über zwanzig Meter breite Korridor, in dessen Mitte er sich positioniert hatte, war nur schwach erleuchtet. Zuerst sah er bloß eine schattenhafte Gestalt, dann wurde das Bild klarer. Er oder es war vor ihm. Er oder es kam genau auf ihn zu. Er oder es versuchte erst gar nicht, ihm auszuweichen – und sah genauso aus wie sein Posbi.
    Das Echo stimmte, die Gestalt stimmte, die Größe, die Art, wie es sich bewegte – alles war so, wie es hätte sein sollen.
    War er es? War er es doch? Quergel wurde fast wahnsinnig.
    Drei Meter vor ihm blieb das Ding stehen. Seine rot leuchtenden Sehlinsen waren auf ihn gerichtet.
    „Wer

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