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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schwarzes Loch im kargen, steinigen Boden, aus dem dunkle Dampfwolken stiegen.
    Die Fischerin riss sich mit einem Ruck los und rannte den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie war halb von Sinnen und sah kaum, wohin sie ihre Schritte setzte. Sie hatte kein Gefühl mehr in den Füßen. Sie spürte den Boden nicht mehr. Sie hatte den Halt verloren!
    Ela stolperte und fiel, sprang wieder auf und lief weiter, immer weiter den Hügel hinab, an den Weiden vorbei und an den Feldern und hinein in die dunkle Kälte des schweigenden Waldes.
    Und als sie Coralie vor sich sah, war das Erste, was sie hörte, das erbärmliche Weinen der Kinder und die lauten Klageschreie der Frauen überall im Dorf.
    Shana!, dachte sie, und wenn sie geglaubt hatte, das Grauen bereits kennen gelernt zu haben, dann erkannte sie jetzt ihren Irrtum.
     
    4. 17. April 1344 NGZ BUENOS AIRES „Das ist mir jetzt einfach zu dumm", brauste Reginald Bull auf. „Du kannst das ... Es kann unmöglich dein Ernst sein. Du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, der homo sapiens habe sich seit deinem geliebten 20. Jahrhundert nicht weiterentwickelt!"
    Jan Shruyver zuckte die Achseln und schlug die Beine übereinander. Er zog an seiner Zigarette, blies provozierend langsam den süßlich duftenden Rauch aus und sah einem sich bildenden Kringel nach. Er hatte sich, was Bull voller Staunen registrieren musste, an diesem Tag in Schale geworfen. Der 39-Jährige trug keine seiner geflickten Jeans, sondern eine stinknormale Kombihose und dazu ein normales Hemd, wenn auch aus Leinen und über der Hose. Es war nicht mit einem schrägen Slogan bedruckt. Und die Haare hatte er am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Wenn er den auch noch abschneiden würde, dachte Bull, sähe er tatsächlich fast aus wie ein Mensch.
    Reginald Bull warf einen Blick auf sein Armbandchrono. Er hatte nicht ewig Zeit. Die BUENOS AIRES war auf dem Weg zum Myk-System, und eigentlich sollte er in der Zentrale sein – schon allein wegen der Zwischenstopps, in denen ausgiebig geortet wurde. Schließlich war dies ein Explorerschiff. Vor einigen Stunden hatte es sogar Kontakt zu einem Königlichen Handelsschiff der Fahrenden Besch gegeben, die als einzige nennenswerte Bevölkerungsgruppe im Sternenozean von Jamondi zurückgeblieben waren.
    Er sollte in der Zentrale sein. Stattdessen saß er hier, in der Kaffeenische der Medo-Station, mit einem jungen Mann zusammen, den er nicht verstand. Er gab sich alle Mühe, diesem Zustand abzuhelfen, aber Shruyver dachte gar nicht daran, ihm entgegenzukommen. Im Gegenteil, er warf ihm Dinge an den Kopf, eins schwachsinniger als das andere, die ihm eine Menge an Selbstbeherrschung abverlangten.
    Hatte er das nötig?
    „Hörst du mir noch zu?", erkundigte er sich deshalb mit hart erzwungener Geduld. Noch brachte er sie auf, aber zum Idioten würde er sich nicht machen lassen. Er hatte ihm die Chance gegeben, seine Sicht der Dinge klar zu machen. Wenn er jedoch darauf keinen Wert legte ...
    „Entschuldige, Bull", sagte Shruyver. „Aber du wolltest mit mir diskutieren. Also musst du auch eine andere Meinung akzeptieren. Das ist der Sinn einer Diskussion, oder?"
    „Aber das ist keine Meinung, das ist absurder ... Humbug!" Bull beugte sich auf seinem Sessel vor und griff nach dem Kaffeebecher. „Wir haben die Galaxis erschlossen! Es gibt keine Kriege mehr unter den Menschen. Wir haben Fortschritte auf allen Gebieten der Wissenschaft erzielt – und da kommst du daher und sagst, wir seien Neandertaler geblieben!"
    „Das hast du jetzt gesagt", stellte Shruyver richtig. Wieder diese schleppend langsame Sprache, wieder dieser wie benebelte Blick! „Ich habe vom homo sapiens gesprochen, nicht vom Neandertaler. Ich würde mich hüten, den zu beleidigen."
    Bull starrte ihn fassungslos an.
    „Du hasst die Menschen, nicht wahr?", sagte er dann. „Du verachtest alles, was nicht in dein verschrobenes Weltbild passt. Wenn es nach dir ginge, hätten wir nie unsere Höhlen verlassen dürfen – oh, entschuldige, ich übertreibe ja wieder. Ich meine vielmehr, wir hätten auf der Erde bleiben und nie in den Raum vorstoßen dürfen. Ist das korrekt?"
    Er schlürfte am heißen Kaffee. Sein Gesicht war rot.
    „Ich habe das nie behauptet", erwiderte Shruyver gelassen. „Ich habe auch nie bestritten, dass die Menschen sich weiterentwickelt haben – was Technik und Naturwissenschaften betrifft. Aber was ist mit ihrer geistigen Entwicklung? Hat sie mit der

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