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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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parat, die ihn vor den Kopf stieß.
    Aber er kam immer wieder. Warum?
    War es der Spaß am intellektuellen Streit, der ihn trieb? Hatte er deshalb durchgesetzt, dass Jan Shruyver den Flug mitmachte? Suchte er nach einer Gelegenheit, den Neunmalklugen bei einem Widerspruch zu ertappen und ihm damit das Genick zu brechen?
    Aber wie argumentierte man mit einem Menschen, dem das Zeug, das er in aller Öffentlichkeit rauchte, schon längst das Gehirn zerfressen und auf eine andere Basis als die der Vernunft gestellt hatte? War es überhaupt möglich?
    Das Summen seines Armbands erlöste Reginald Bull. Die Suche nach einer passenden Antwort wurde verschoben – vorerst. Bull befahl eine Verbindung zur Zentrale und sah den Kommandanten im nächsten Moment als Holo zwischen sich und dem Psychologen.
    Amodo Sunto meldete, dass der Sextant der BUENOS AIRES einen seltsamen Reflex erfasst habe, der allerdings trotz geringer Entfernung nicht konkret beschrieben werden könne. Jetzt beschleunigte das unbekannte Objekt sehr schnell.
    „Verfolgen", sagte Bull. „Ich bin gleich unten."
    Sunto bestätigte. Die Holografie löste sich auf. Bull sah Jan Shruyver grimmig an.
    „Er", kam ihm dieser zuvor, „ist konsequent."
    „Was?"
    Shruyver nickte. „Dieser Plophoser.
    Er hat es vielleicht noch nicht begriffen, aber er hat sich entschieden – für die Technik, Bull. Der sapiens ist eine Sackgasse der Evolution, weil er seine Wurzeln leugnet und andererseits davor zurückscheut, sich zu der Technik, mit der er sich umgeben hat, zu bekennen. Unser Kommandant tut es. Er ist schon jetzt ein halber Cyborg und besessen von dem Gedanken, sich durch technische Implantate weiter zu verbessern. Zu einem Teil seiner technischen Umwelt zu werden. Das sind die Alternativen, Bull. Entweder das Bekenntnis zur Natur, der Schöpfung, aus der wir hervorgegangen sind – oder zur Technik, die wir geschaffen haben, aber dann richtig. Warum nicht ein paar tausend Neuro-Implantate ins Gehirn und eins mit der technischen Umwelt werden? Ein gigantisches Maschinennetz und wir mittendrin."
    „Du bist verrückt", sagte Bull leise.
    „So?" Er zuckte die Achseln. „Keine Angst. Ich habe nicht die Absicht, diesen Weg zu gehen. Aber ihr ... seid Zwitter."
    Reginald Bull starrte ihn an.
    „Wir unterhalten uns später weiter über den schlimmen, reaktionären homo sapiens sapiens und die Evolution", knurrte er dann. „Bis dahin lass", er zeigte auf die Zigarette, die Shruyver sich schon wieder drehte, „dieses Zeug weg."
    „Du hast es noch nie probiert." Jetzt grinste der Psychologe und hielt ihm rotzfrech die silberne Tabaksdose hin.
    „Du solltest es tun."
    „Ich brauche keine Drogen", versetzte Bull.
    „Tatsächlich? Und was ist mit deinem geliebten Whisky? Was hat wohl mehr Menschen gekillt oder zu Wracks gemacht – Alkohol oder ..."
    „Ich kann’s nicht mehr hören!", schnitt Bull ihm das Wort ab. „Die immer gleiche alte Leier von euch Junkies seit der Steinzeit – aber da kommst du ja anscheinend gerade her."
    Shruyver schüttelte langsam den Kopf, plötzlich ganz ernst. „Das ist unter deinem Niveau, Bull. Und eine Gesellschaft, in der es immer noch schick ist, einen Drink zu nehmen, am besten schon morgens, um das Trivid-Programm zu ertragen ... Bull, eine solche Gesellschaft hat verdammt noch mal nicht das Recht, mir meinen Joint zu verbieten!" Er stand auf. „Sie toleriert das Trinken, weil es bequemer ist, Menschen zu regieren, deren Gehirn vernebelt ist, als solche, die ihr Bewusstsein erweitern und die Dinge anders sehen könnten als die Masse, denn das könnte unbequem werden und leicht ins Auge gehen. Es ist so wie beim Homo superior, nicht wahr? Was nicht sein darf ...
    Ach, es ist ja doch zwecklos. Du bist und bleibst ein alter Reaktionär!"
    Shruyver winkte ab. „Du bist hier das Fossil, nicht ich!"
    Bull sah ihm nach, als er ging. Er ballte die Hände und suchte nach etwas, das er ihm nachrufen konnte. Aber er fand nichts.
    Und stumm war er auch, als er kurz darauf die Zentrale der BUENOS AIRES betrat.
    Doch ein einziger Blick in die Gesichter der Besatzung verriet ihm, dass die Zeit für Gespräche bei Kaffee und süßem Rauch vorerst vorbei war.
    „Was ist denn los?", fragte er den Kommandanten. „Raus damit. Nach dem, was ich eben gehört habe, kann mich so schnell nichts mehr umhauen."
     
    *
     
    Es war ein Raumschiff gewesen, und zwar ein ziemlich großes. Das war das Einzige, was man ihm mit Sicherheit sagen

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