2309 - Die Augen von Charon
Hochstimmung.
Wie immer, wenn der Beobachter in der Nähe ist, sagte ihm der Rest eines Willens, den er mit Mühe noch als den eigenen erkannte.
Plötzlich wusste er ganz genau, was er zu tun hatte. Genau wie Ban Tosska und Myk Dennso. Die beiden hochrangigen Besatzungsmitglieder hatten ihre Meinungsverschiedenheit vergessen und kehrten an die Instrumentenpulte zurück. „Nach unseren genauen und vergleichsweise langwierigen Messungen werden wir in der ACARO 1033 und der ACARO 0831 nun die Vorbereitungen abschließen", hörte Ain Cokkry sich sagen. „Sämtliche technischen Vorrichtungen, die wir benötigen, um in die Wolke einzudringen, sind in unseren Prospektoren-Kreuzern vorhanden.
Myk Dennso, vergewissere dich noch einmal mit aller Sorgfalt, dass uns kein Fehler unterlaufen ist. Sobald dein Bericht vorliegt, werde ich den Befehl zum Start erteilen. Die Milchstraßenvölker dürften zwar nicht über die nötigen Technologien verfügen, um zu Konkurrenten um das Salkrit zu werden. Doch sicher ist sicher. Wir dringen in die Charon-Wolke vor!"
Dann drehte er sich noch einmal zu dem Feuerleitoffizier um. Da die Entscheidung gefallen war, mussten sie nicht mehr verheimlichen, dass sie sich für die Wolke interessierten. Die Machtblöcke dieser Galaxis konnten ruhig wissen, dass sie hier in deren Zentrum agiert hatten. „Ach ja", sagte Kommandeur Ain Cokkry lapidar, „du kannst die drei arkonidischen Schiffe ruhig vernichten!"
7.
10. Juni 1344 NGZ
Atlan: Die Augen von Charon „So sieht es also aus", schloss ich meinen Bericht ab.
Marc London nagte an seiner Unterlippe. Die Unsicherheit war dem jungen Mann förmlich anzusehen. Ich hatte ihm soeben eröffnet, dass ich ihn aus der relativen Sicherheit Terras in eine Region geholt hatte, in der nicht nur die Raumfahrt selbst ein lebensgefährliches Unterfangen war, sondern sich auch Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR aufhielten, die bereits mindestens drei arkonidische Raumschiffe vernichtet hatten. Vielleicht befand sich hier sogar ein Kolonnen-Fort. Ein Zusammenstoß mit diesen Einheiten würde für uns tödlich enden.
Ich verstand durchaus, dass Marc nicht besonders begeistert davon war. Aber für einen Zwanzigjährigen hielt er sich sehr gut. „Eins ist mir nicht ganz klar", sagte er schließlich. „Weshalb hast du mich hierher kommen lassen?"
„Wegen der Augen", erwiderte ich. „Nenne es Intuition oder Erfahrung. Ich glaube nicht, dass es sich dabei um ein natürliches Phänomen handelt. Und in diesem Fall muss jemand oder etwas diese Augen steuern."
„Du glaubst, dass die Charonii noch existieren?"
Ich nickte. „Auf jeden Fall. Wenn mich mein Gespür nicht trügt, sind sie mit den Motana verwandt oder haben wie diese bestimmte Psi-Fähigkeiten. Und du bist ein Psi-Korresponder."
„Ich habe keine eigene aktive Psi-Begabung", schränkte er sofort ein. „Ich trete mit psionisch begabten Wesen in eine Interaktion, die nicht von mir abhängt, sondern von den Gaben meines Gegenübers variabel bestimmt wird." Ich lächelte. „Das reicht doch schon."
„Und wie genau soll ich dir helfen?" Ich rief ein Hologramm auf, das einen Raum in den Tiefen des EXPLORERS zeigte - und den Kantor-Sextanten. Marya Delazar überwachte den Einbau persönlich oder wohnte ihm zumindest bei. Letztlich verantwortlich waren dafür die Spezialisten, die von Terra mitgekommen waren. „Nachdem wir jetzt über ein Ultra-Messwerk verfügen, werden wir zur Charon-Wolke zurückkehren. Die Kolonnen-Einheiten können sich uns nun nicht mehr aus dem Schutz ihrer Dunkelfelder nähern; damit haben wir eine Chance, sollten wir einer von ihr begegnen."
London lächelte schwach. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?"
„So ungefähr. Bislang konnte ich es nicht verantworten, die EXPLORER bei der Charon-Wolke operieren zu lassen, doch das hat sich nun geändert." Ich sah auf dem Holo, dass der Einbau fast abgeschlossen war, und erhob mich. „Gehen wir in die Zentrale. Wenn du möchtest, kannst du die Startvorbereitungen verfolgen."
Von innen heraus beleuchtete Schneeflocken schienen vom Wind gepeitscht zu werden. Das Gestöber wurde dem Anschein nach einen Augenblick lang dichter, oder die indirekte Helligkeit nahm ab. Dann lockerte es sich wieder auf und leuchtete etwas stärker.
Eine lebende, schwirrende Wand, ein Ausschnitt aus einem 24 Lichtjahre großen Gebilde, das sich unseren Analysen mehr oder weniger vollständig entzog.
Ich beobachtete Marc London, der
Weitere Kostenlose Bücher