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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in einem Sessel für Besucher abseits von den Instrumentenpulten saß. Er war ziemlich bleich um die Nase; er sah das Schauspiel des Strukturgestöbers zum ersten Mal aus dieser Nähe und reagierte entsprechend beeindruckt. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie er „arbeitete", ob er sich konzentrieren musste, um irgendeinen Kontakt mit psionisch begabten Wesen aufzunehmen, aber er schien einfach nur dazusitzen und abzuwarten.
    Vor mir bildete sich ein Holo von Marya Delazar. „Die Daten der Ortersonden sind ausgewertet", meldete die Chef wissenschaftlerin.
    Kommandantin Saronn hatte die Sonden eingeholt, kaum dass wir unsere alte Position wieder erreicht hatten, eine Position, die wir vor zehn Wochen hatten verlassen müssen, wollten wir den Konvoi nicht in unverantwortliche Gefahr bringen.
    Marya sah zu mir herüber. „Keine relevanten Ereignisse. Hier an der Wolke scheint sich nicht das Geringste getan zu haben. Allerdings liegt ein Funkspruch der Arkoniden vor. Ein zweiter ihrer Forschungsverbände ist, wie sie es ausdrücken, verloren gegangen. Daraufhin haben sie die Erforschung der Wolke ebenso wie wir erst einmal unterbrochen."
    Ich runzelte die Stirn. „Wann sind die Schiffe vernichtet worden?"
    „Vor nicht einmal zwanzig Stunden."
    Es war klar, was das bedeutete: Die Kolonnen-Einheiten waren nach wie vor aktiv und hatten erst vor kurzem erneut zugeschlagen. „Gaiomo", sagte ich, „was macht der Kantor-Sextant?"
    „Funktioniert einwandfrei", bestätigte der Leiter der Abteilung Funk und Ordnung. „Doch wir können keine Unregelmäßigkeiten entdecken. Keine Spur von Dunkelfeldern oder anderen Indizien, die auf die Anwesenheit von TRAI-TOR-Einheiten hindeuten. Kein Rauschen. Die Störungen im Bereich des Milchstraßenzentrums und die Streustrahlungen der Charon-Wolke sind zu stark."
    Ich spürte, dass meine Nackenhärchen sich aufrichteten. Jahrzehntausendelange Erfahrung verriet mir, dass der Feind ganz in der Nähe war - oder zumindest vor kurzem noch gewesen war. Ich durchdrang die Ortungsholos mit Blicken, als könnte ich hinter den dichten Gasnebeln und Sonnenballungen des Zentrums einen schwarzen Fleck ausmachen, ein Dunkelfeld.
    Lächerlich!
    Ich widersprach dem Extrasinn nicht.
    Sollte ich erneut den Befehl zum Rückzug geben? Nein. Dann würden wir niemals etwas mehr über die Charon-Wolke erfahren. Ich musste davon ausgehen, dass das Kantorsche Ultra-Messwerk uns rechtzeitig warnen würde, wenn der Feind sich nähern sollte. „Wir beginnen unter Einsatz des Messwerks mit einer neuen Vermessung des Strukturgestöbers", entschied ich. „Geschwindigkeit bei fünfzig Prozent Licht, damit wir jederzeit in den Linearraum gehen können. Alarm und Notstart beim geringsten Anzeichen von Gefahr!"
    Eine zweite Chance würden wir bei einem Angriff nicht bekommen; wir hatten nur eine, und die mussten wir nutzen.
    Märya Delazar betrachtete düster und mit einer gewissen Hilflosigkeit den zylinderförmigen Hauptblock des Sextanten. „Die erhoffte Wunderlösung ist das Messwerk nicht. Das Strukturgestöber präsentiert sich als undurchdringlicher Wall. Auch im ultrahochfrequenten Bereich von acht mal zehn hoch fünfzehn Kalup erf asst der Sextant rein gar nichts, geschweige denn sechsdimensionale Komponenten!"
    „Eine physikalische Erklärung für das Phänomen ist auch mit einem Messwerk dieser Art nicht zu finden", bestätigte Alondro Ulan. Der kleine Lunageborene war der Chefingenieur der VERACRUZ im Rang eines Majors. „Was schlagt ihr vor?"
    „Schwer zu sagen." Ulan fuhr sich hektisch durch sein kurzes Blondhaar. „Wir haben es hier nicht mit einem Problem der Passiv-Ortung zu tun. Die ist abhängig von der Stärke des Signals. Je stärker es ist, desto weiter entfernt könnte die Quelle sein! Aber unser Zielobjekt liegt ja direkt vor uns und ist kaum zu übersehen."
    „Arbeitet der Sextant einwandfrei?"
    „Dafür lege ich die Hand ins Feuer."
    „Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die Kernstücke der eigentlichen Detektoren unter anderem Elemente mit einigen Anteilen von Eclisse und CV-Embinium ..."
    „Diese total verschiedenen Stoffe müssen im exakt berechneten Verhältnis und überdies in einer bestimmten strukturellen Anordnung mit höchster Präzision im Nanometerbereich kombiniert werden", fiel der Lunageborene mir ins Wort, „vergleichbar mit den diversen Halbleiterschichten eines primitiven Mikrochips, wie sie nach dem Hyperimpedanz-Schock wieder verstärkt in Mode

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